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Edition und Übersetzung 117
Reich gespalten in die Parteien von zwei gegeneinander streitenden Päpsten ²⁹³ ;
dem einen übertrug die Vorbestimmung den Namen Viktor ²⁹⁴ , dem anderen den
Namen Alexander ²⁹⁵ . Und das Geschwür der Spaltung war so tief in den weiten
Körper der Kirche eingedrungen, dass es durch seine Bösartigkeit beinahe den
Bestand der christlichen Einheit zersetzt hätte, wenn nicht durch Gottes Eingebung
rechtgläubige Fürsten sich eiligst aufgemacht hätten, um dieser allgemeinen
Krankheit entgegenzutreten und sie mit dem beidseitigen ²⁹⁶ Schwert des Geistes
wegzuschneiden ²⁹⁷ . Deshalb haben den ehrwürdigen Arnold von Mainz, als er im
Begriffe stand, die Reise über die Alpen anzutreten, die kaiserlichen Schreiben und
Bittbriefe vieler vornehmer Fürsten während der Vorbereitung zur Reise erreicht
mit der Aufforderung, angesichts der Notlage der gesamten Kirche ihnen die Ehre
zu erweisen und zur Pfingstoktav ²⁹⁸ höchstpersönlich zu erscheinen, wobei sie als
Ort Pavia ²⁹⁹ nannten und die Größe und Bedeutung der Angelegenheit vor Augen
stellten. Und sie machten deutlich, dass ohne die Gegenwart seiner Autorität, auch
wenn die ganze Welt zusammenkäme, es nicht gelingen könne, eine so schwierige
Sache zu einem Ende zu bringen, weil die Augen aller in dieser Angelegenheit auf
seinen Rat und sein Urteil gerichtet seien ³⁰⁰ .
47. Im Schmuck all der Briefe äußerten sich der Kaiser und die Fürsten zu seiner
Angelegenheit, um deretwillen er zur Reise aufbrach, überaus sorgfältig. Sie lobten
sehr die Geduld, die er in dieser Angelegenheit bewiesen hatte, und sie sagten
ihre volle Unterstützung zu gegen die frevelhaften Feinde Gottes des Herrn und
seiner. Und sie ließen schon vorab die Nachricht überbringen, dass die Gottlosen
und Treulosesten nichts anderes erwarte als Mühsal, Strafe, Drangsal und
Schmach, da sie durch ihren ruchlosen Friedensbruch nicht nur den Mainzer
Erzbischof, sondern durch seine Person auch das ganze Reich erschüttert und in
Unordnung gebracht hätten. Als er diese brieflichen Siegeszeichen eines gleichsam
von selbst sich einstellenden Sieges erhalten hatte, sprach er: „Gott der Herr,
der schrecklich ³⁰¹ ist in seinen Ratschlüssen über die Söhne der Menschen,
möge ³⁰² meine Sache sehen und entscheiden. Denn ³⁰³ sie haben ohne Grund und
300 Vgl. MGH D F I 284, S. 96: Quia vero ad unitatem aecclesiae reformandam sapientia tua
admodum nobis necessaria est, ut ea nequaquam carere valeamus, dilectionem tuam attentissime
rogamus et rogando commonemus, quatinus pro fidelitate aecclesiae et imperii ad predictam
curiam omni occasione remota venias, ut in adventu tuo unitas et pax et tranquillitas aecclesiae
reformetur.
301 Ps. 65,5 (G): venite et videte opera Dei terribilis in consiliis super filios hominum.
302 Ps. 42,1: Iudica me Deus et discerne causam meam a gente non sancta a viro doloso et iniquo
salva me.
303 Ps. 34,7 (G): quia frustra absconderunt mihi insidias retis sui sine causa foderunt animae meae.
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Edition und Übersetzung 117
Reich gespalten in die Parteien von zwei gegeneinander streitenden Päpsten ²⁹³ ;
dem einen übertrug die Vorbestimmung den Namen Viktor ²⁹⁴ , dem anderen den
Namen Alexander ²⁹⁵ . Und das Geschwür der Spaltung war so tief in den weiten
Körper der Kirche eingedrungen, dass es durch seine Bösartigkeit beinahe den
Bestand der christlichen Einheit zersetzt hätte, wenn nicht durch Gottes Eingebung
rechtgläubige Fürsten sich eiligst aufgemacht hätten, um dieser allgemeinen
Krankheit entgegenzutreten und sie mit dem beidseitigen ²⁹⁶ Schwert des Geistes
wegzuschneiden ²⁹⁷ . Deshalb haben den ehrwürdigen Arnold von Mainz, als er im
Begriffe stand, die Reise über die Alpen anzutreten, die kaiserlichen Schreiben und
Bittbriefe vieler vornehmer Fürsten während der Vorbereitung zur Reise erreicht
mit der Aufforderung, angesichts der Notlage der gesamten Kirche ihnen die Ehre
zu erweisen und zur Pfingstoktav ²⁹⁸ höchstpersönlich zu erscheinen, wobei sie als
Ort Pavia ²⁹⁹ nannten und die Größe und Bedeutung der Angelegenheit vor Augen
stellten. Und sie machten deutlich, dass ohne die Gegenwart seiner Autorität, auch
wenn die ganze Welt zusammenkäme, es nicht gelingen könne, eine so schwierige
Sache zu einem Ende zu bringen, weil die Augen aller in dieser Angelegenheit auf
seinen Rat und sein Urteil gerichtet seien ³⁰⁰ .
47. Im Schmuck all der Briefe äußerten sich der Kaiser und die Fürsten zu seiner
Angelegenheit, um deretwillen er zur Reise aufbrach, überaus sorgfältig. Sie lobten
sehr die Geduld, die er in dieser Angelegenheit bewiesen hatte, und sie sagten
ihre volle Unterstützung zu gegen die frevelhaften Feinde Gottes des Herrn und
seiner. Und sie ließen schon vorab die Nachricht überbringen, dass die Gottlosen
und Treulosesten nichts anderes erwarte als Mühsal, Strafe, Drangsal und
Schmach, da sie durch ihren ruchlosen Friedensbruch nicht nur den Mainzer
Erzbischof, sondern durch seine Person auch das ganze Reich erschüttert und in
Unordnung gebracht hätten. Als er diese brieflichen Siegeszeichen eines gleichsam
von selbst sich einstellenden Sieges erhalten hatte, sprach er: „Gott der Herr,
der schrecklich ³⁰¹ ist in seinen Ratschlüssen über die Söhne der Menschen,
möge ³⁰² meine Sache sehen und entscheiden. Denn ³⁰³ sie haben ohne Grund und
300 Vgl. MGH D F I 284, S. 96: Quia vero ad unitatem aecclesiae reformandam sapientia tua
admodum nobis necessaria est, ut ea nequaquam carere valeamus, dilectionem tuam attentissime
rogamus et rogando commonemus, quatinus pro fidelitate aecclesiae et imperii ad predictam
curiam omni occasione remota venias, ut in adventu tuo unitas et pax et tranquillitas aecclesiae
reformetur.
301 Ps. 65,5 (G): venite et videte opera Dei terribilis in consiliis super filios hominum.
302 Ps. 42,1: Iudica me Deus et discerne causam meam a gente non sancta a viro doloso et iniquo
salva me.
303 Ps. 34,7 (G): quia frustra absconderunt mihi insidias retis sui sine causa foderunt animae meae.