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Burkhardt, Stefan [Hrsg.]
Vita Arnoldi archiepiscopi Moguntinensis: die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen; Edition, Übersetzung und Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 2: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Vita arnoldi archiepiscopi moguntinensis: Die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31469#0120
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Edition und Übersetzung 119
unnötig meine Seele beschimpft, das Haus der Herrn zerstört und sein ³⁰⁴
Testament besudelt. Gott, der den Plan ³⁰⁵ des Achitofel gegen David zunichtemachte,
möge auch ihre Absichten, die sie gegen mich hegen, zunichtemachen
und ³⁰⁶ an ihnen Vergeltung üben entsprechend dem Ausmaß ihrer Gräuel. Ich
aber bin bereit, meine Unschuld dem ganzen Reich zu beweisen. Und vor dem
ganzen Reich will ich mich mit ihnen selbst um ein Urteil streiten. Und ich will
ergründen, was ich mir gegenüber dem Reich habe zuschulden kommen lassen,
dass diese Gottlosesten, wie sie behaupten, mit der Autorität des Kaisers und in
seinem Auftrag einen so großen Widerstand gegen mich gewagt haben.“
48. Der Mainzer Herr begab sich nun auf die via regia, wobei er eifrig bemüht
war, den Aufstieg zu den Bergen des Großen St. Bernhard und den steilen Abstieg
in dessen Täler hinter sich zu bringen, bevor möglicherweise der Winter, der ³⁰⁷
damals ziemlich rau herrschte und in nicht geringem Maße das Schneewasser
bereits zu Eis erstarren ließ, den Übergang über den Großen St. Bernhard zu
einem Problem machen würde ³⁰⁸ .
Zudem hatten seine Gegner, indem sie zu seinem Nachteil durch unwegsames
und einsames Gelände bestimmte Abkürzungen benutzten und nach der Art der
Wegelagerer die tiefe Stille der Nacht störten, beinahe zwei Tagesreisen Vorsprung
ihm gegenüber gewonnen; heimlich versuchten sie vorauszueilen, um seinen Ruf
beim Kaiser und beim gesamten Hof zu schädigen und in der Zwischenzeit durch
Bestechungen einige Fürsprecher für sich zu gewinnen ³⁰⁹ . Aber Gott, der sich ³¹⁰
den Hochmütigen widersetzt und den Demütigen seine Gnade erweist, lähmte
den Drang ihrer Bosheit auf dieser Reise und stürzte, wie es in der Schrift heißt,
Pferd ³¹¹ und Reiter ins Meer; von einem mächtigen Herrn dieser Gegend wurden
sie alle gefangengenommen, in Haft genommen und bis zu seiner – nämlich des
Bischofs – Gegenwart festgehalten und dann seinem Willen unterworfen und
ihm ausgeliefert, damit er ihnen heimzahle, was sie verdienten. Der allermildeste
Bischof aber – obwohl sie ihm das Gute mit so großem Übel vergolten hatten,
obwohl sie eine so schlimme Gottlosigkeit und einen so ungeheuren Raub und
eine Gewaltherrschaft im Haus Gottes und gegen ihn begangen hatten und ihn
308 Arnold verhängte das Interdikt am 1.11.1159 über Mainz (vgl. Anm. 288). Die Eröffnung der
Synode von Pavia war auf den 1.1.1160 festgesetzt. Die Entscheidung zugunsten Arnolds fiel
jedoch laut der Vita noch bei der Belagerung Cremas vor Weihnachten 1159 (vgl. unten, c. 54).
Wenn der Große St. Bernhard noch nicht durch Schnee blockiert war, muss Arnold in größerer
Eile noch im Spätherbst 1159 nach Italien gezogen sein.
309 In D F I 290, das am 30.12.1159 vor Crema ausgestellt wurde, erscheinen u.a. Heinrich der
Löwe und Pfalzgraf Konrad v. Staufen in der Zeugenliste.
310 Iac. 4,6.
311 Exod. 15,1: equum et ascensorem deiecit in mare.
 
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