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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0048
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44 | 2. Analyse des Forschungsstands
Eng mit der unterschiedlichen Herkunft der Religiösen verbunden ist die Fra-
ge nach der innerklösterlichen Gruppenbildung. Die Ermittlung innerklösterlicher
Gruppen erfolgte nach ganz unterschiedlichen Kriterien, ist dabei aber natürlich
durch die jeweilige Quellenlage stark beschränkt. Eine gut vorzunehmende Dif-
ferenzierung ermöglicht die Untersuchung des Eintrittsalters der Mönche. Schon
früh widmeten sich daher zahlreiche Studien der Gruppe der conversi, die ab dem
11. Jahrhundert immer bedeutender wurde und mit den Zisterziensern im 12. Jahr-
hundert eine in vielerlei Hinsicht klar von den Chormönchen getrennte innerklös-
terliche Gruppe bildete.131 Cochelin konnte am Beispiel Clunys zeigen, dass die
steigende Zahl der conversi ab der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts dazu führte,
dass diese das klösterliche Leben nicht mehr wie zuvor durch eine bewusste In-
tegration in die Gemeinschaft erlernten, sondern als Novizen eine vom Rest der
Gemeinschaft abgesonderte Gruppe bildeten.132
Während der Eintritt von Erwachsenen ins Kloster bis ins 11. Jahrhundert eher
die Ausnahme darstellte, war die Oblation von Kindern die gängigste Art der Re-
krutierung von Mönchen und wurde inzwischen mit den Arbeiten von Mayke De
Jong, Maria Lahaye-Geusen, John Eastburn Boswell und Patricia Quinn näher
untersucht.133
Die vorgenommene Differenzierung der Mönche nach ihrem Eintrittsalter warf
in jüngerer Zeit die Frage nach Generationen und nach Hierarchien im Kloster auf.
So befasste sich eine Sektion auf dem International Medieval Congress in Leeds
2005 mit den zentralen Fragen, wodurch sich eine Generation auszeichnete, wie sie
entstand und welche Beziehungen zwischen den Generationen bestanden.134
Der Frage nach innerklösterlichen Hierarchien näherte sich die Forschung aus
zwei Richtungen. Unter dem Blickwinkel kollektiver Hierarchien untersuchte

Phänomen der adligen Herkunft der Religiösen äußert sich E J. Felten, Wie adelig waren Kanonissen-
stifte; Ders., Zum Problem der sozialen Zusammensetzung. Zum Einsatz von Computern zu prosopo-
graphischen Zwecken sei verwiesen auf die Anfänge v. a. durch K. Schmid, J. Wollasch, Zum Einsatz der
EDV; J. Wollasch, Prosopographie et informatique; M. Hillebrandt, The cluniac Charters.
131 Zum Phänomen der Konversion Erwachsener vgl. E. Tremp, Laien im Kloster; Ch. de Miramon, Emb-
rasser l’etat monastique; S. Vanderputten, Then I Recieved the Habit; M. Morard, Quand l’habit faisait
le moine; zur Gruppe der conversi innerhalb des Klosters vgl. H. Grundmann, Adelsbekehrungen im
Hochmittelalter; zur Entstehung des Konverseninstituts vgl. die Kontroverse zwischen K. Hallinger
und E. Werner. Dazu der Abriss bei M. Borgolte, Sozialgeschichte des Mittelalters, S. 315-322. Zu den
Zisterziensern W. Rösener, Die Konversen der Zisterzienser; Ders., Die Laienbrüder der Zisterzienser;
M. Toepfer, Die Konversen der Zisterzienser.
132 I. Cochelin, Peut-on parier.
133 M. Lahaye-Geusen, Das Opfer der Kinder; M. de Jong, Kind en klooster; Dies., In Samuel’s Image;
J. Eastburn Boswell, The Kindness of Strangers; P. A. Quinn, Better Than the Sons of Kings; J. Wollasch,
Das Mönchsgelübde.
134 A. Kehnel, S. von Heusinger (Hgg.), Generations in the Cloister.
 
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