2. Analyse des Forschungsstands | 45
Constable das Verhältnis zwischen der Gruppe der conversi, und jener der pueril
In ganz ähnlicher Weise nimmt Riccardo Cristiani am Beispiel Clunys eine Hie-
rarchisierung zwischen der Gruppe der gesunden und der kranken Mönche vor.135 136
Cochelins Interesse galt dagegen weniger diesen kollektiven, als vielmehr den
individuellen Hierarchien, die sich, wie einige weitere Arbeiten erkennen lassen,
vor allem durch das Ausüben von Ämtern und Funktionen in der Gemeinschaft
ergaben.137
Die bessere Kenntnis der innerklösterlichen Gruppierungen und ihrer Bezie-
hungen zueinander ist nicht zuletzt von großer Bedeutung, wenn es darum geht,
den Handlungsspielraum der Äbte fassen zu wollen. Wenngleich die jüngere For-
schung dazu tendiert, in erster Linie die Beziehungen der Äbte mit der Außenwelt
zu beleuchten,138 befasste sich Maria Hillebrandt mit den Beziehungen der Äbte
zu ihrer Gemeinschaft und konnte für Cluny nachweisen, dass die Vertrauten des
Abtes innerhalb der Gemeinschaft beträchtlichen Einfluss und Macht ausübten.139
Die Kenntnis der innerklösterlichen Verhältnisse ist nicht zuletzt zentral für
ein besseres Verständnis von »Klosterreformen«. Während Cochelin, wie bereits
erwähnt wurde, betont, dass der Abt einer Gemeinschaft neue Gewohnheiten nur
in Rücksprache mit der Gemeinschaft und besonders dem Rat der seniores einfüh-
ren konnte, gelang es Boynton am Beispiel Farfas, den Zusammenhang zwischen
»Klosterreform«, innerklösterlichen Hierarchien und dem Verhältnis zwischen den
Generationen aufzuzeigen.140
Kloster und Identität
Abbild des Paradieses, Heimstadt der Engel, heiliger Ort: Mit diesen oder ähnlichen
Bildern sahen die Mönche des Mittelalters ihre Klöster und machten unmissver-
ständlich deutlich, dass sich ihre Gemeinschaft zumindest dem Anspruch nach von
der übrigen Welt klar abhob.141 Mönche waren durch ihre spezifische Lebenswei-
135 G. Constable, Seniores et pueri.
136 R. Cristiani, Infirmus sum; Ders., Integration and Marginalization.
137 I. Cochelin, Etüde sur les hierarchies; zum Amt des Zirkators S. G. Bruce, Lurking With a Spiritual In-
tent; zum Dekan M. Hillebrandt, Le doyen ä Cluny; zum Novizenmeister: M. Breitenstein, The Novice
Master; zu den Ämtern des Magister Scolae, des Kantors, des Armarius vgl. I. Cochelin, Besides the
Books; Dies., Le dur apprentissage; S. Boynton, Training Lor the Liturgy.
138 Vgl. dazu I. Rose, Les moines et leur vie communautaire, S. 28, Anm. 48.
139 M. Hillebrandt, Abt und Gemeinschaft in Cluny.
140 I. Cochelin, Community and Customs, S. 239; S. Boynton, Shaping; A. Kehnel, S. von Heusinger (Hgg.),
Generations in the Cloister.
141 Zur Ekklesiologie der Mönche vgl. D. logna-Prat, Ordonner et exclure; Ders., Les nouveaux hori-
zons; I. Rose, Construire une societe.
Constable das Verhältnis zwischen der Gruppe der conversi, und jener der pueril
In ganz ähnlicher Weise nimmt Riccardo Cristiani am Beispiel Clunys eine Hie-
rarchisierung zwischen der Gruppe der gesunden und der kranken Mönche vor.135 136
Cochelins Interesse galt dagegen weniger diesen kollektiven, als vielmehr den
individuellen Hierarchien, die sich, wie einige weitere Arbeiten erkennen lassen,
vor allem durch das Ausüben von Ämtern und Funktionen in der Gemeinschaft
ergaben.137
Die bessere Kenntnis der innerklösterlichen Gruppierungen und ihrer Bezie-
hungen zueinander ist nicht zuletzt von großer Bedeutung, wenn es darum geht,
den Handlungsspielraum der Äbte fassen zu wollen. Wenngleich die jüngere For-
schung dazu tendiert, in erster Linie die Beziehungen der Äbte mit der Außenwelt
zu beleuchten,138 befasste sich Maria Hillebrandt mit den Beziehungen der Äbte
zu ihrer Gemeinschaft und konnte für Cluny nachweisen, dass die Vertrauten des
Abtes innerhalb der Gemeinschaft beträchtlichen Einfluss und Macht ausübten.139
Die Kenntnis der innerklösterlichen Verhältnisse ist nicht zuletzt zentral für
ein besseres Verständnis von »Klosterreformen«. Während Cochelin, wie bereits
erwähnt wurde, betont, dass der Abt einer Gemeinschaft neue Gewohnheiten nur
in Rücksprache mit der Gemeinschaft und besonders dem Rat der seniores einfüh-
ren konnte, gelang es Boynton am Beispiel Farfas, den Zusammenhang zwischen
»Klosterreform«, innerklösterlichen Hierarchien und dem Verhältnis zwischen den
Generationen aufzuzeigen.140
Kloster und Identität
Abbild des Paradieses, Heimstadt der Engel, heiliger Ort: Mit diesen oder ähnlichen
Bildern sahen die Mönche des Mittelalters ihre Klöster und machten unmissver-
ständlich deutlich, dass sich ihre Gemeinschaft zumindest dem Anspruch nach von
der übrigen Welt klar abhob.141 Mönche waren durch ihre spezifische Lebenswei-
135 G. Constable, Seniores et pueri.
136 R. Cristiani, Infirmus sum; Ders., Integration and Marginalization.
137 I. Cochelin, Etüde sur les hierarchies; zum Amt des Zirkators S. G. Bruce, Lurking With a Spiritual In-
tent; zum Dekan M. Hillebrandt, Le doyen ä Cluny; zum Novizenmeister: M. Breitenstein, The Novice
Master; zu den Ämtern des Magister Scolae, des Kantors, des Armarius vgl. I. Cochelin, Besides the
Books; Dies., Le dur apprentissage; S. Boynton, Training Lor the Liturgy.
138 Vgl. dazu I. Rose, Les moines et leur vie communautaire, S. 28, Anm. 48.
139 M. Hillebrandt, Abt und Gemeinschaft in Cluny.
140 I. Cochelin, Community and Customs, S. 239; S. Boynton, Shaping; A. Kehnel, S. von Heusinger (Hgg.),
Generations in the Cloister.
141 Zur Ekklesiologie der Mönche vgl. D. logna-Prat, Ordonner et exclure; Ders., Les nouveaux hori-
zons; I. Rose, Construire une societe.