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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0113
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3. Die Veränderungen durch die correctio | 109

erhoffte sich durch diesen frommen Akt für sich und ihren Gatten Robert das ewi-
ge Heil.466 Die Urkunde präzisiert darüber hinaus, dass der Abt von Cluny das
Recht besitzen solle, den von ihm dort eingesetzten Abt absetzen und durch einen
anderen ersetzen zu können, falls dieser nicht nach der Regula Benedicti und den
cluniazensischen Gebräuchen (institutiones) lebe. Zudem solle das Amt des Abtes
von Saint-Bertin nur noch von einem Cluniazenser bekleidet werden.467
Als Graf Robert II. Anfang des Jahres 1100 vom Kreuzzug zurückgekehrt war,
erließ er am 8. Februar die bereits erwähnte Urkunde, die die Bestimmungen seiner
Gattin Clementia zu bestätigen scheint. Bei genauerer Analyse wird aber schnell
klar, dass diese Bestätigungsurkunde einige inhaltliche Unterschiede zu der Über-
tragungsurkunde von 1099 aufweist.
Während Clementia die Abtei samt allen Rechten, über die sie an Saint-Bertin
verfügte, abtrat, ist in Roberts Urkunde davon nicht mehr explizit die Rede.468 Au-
ßerdem fügte Robert hinzu, dass die Übertragung Sithius an Cluny an einige Bedin-
gungen geknüpft sei: Zum einen solle Saint-Bertin seinen Status als Abtei bewahren
und nicht zum Priorat degradiert werden. Zum anderen könne der Abt von Cluny,
wie es bereits in der Urkunde Clementias zu lesen ist, über die Ein- und Absetzung
des Abtes von Sithiu entscheiden, damit der ordo und die religio der Gemeinschaft
aufrechterhalten bleiben. Eine Absetzung solle aber nur geschehen, wenn eine ra-
tionabilis causa bestehe.469 Mit der Ein- und Absetzungsklausel verzichtete Robert
letztlich auf die Investitur des Abtes von Saint-Bertin, ein Zugeständnis, das ein
Brief Anselms von Canterbury an den Grafen lobend erwähnt.470
vestris per concessionem diocesani episcopi libenter concedimus [...] locum illum secundum tenorem
litterarum domni papae perfecte vobis subicimus.«
466 A. Bernard, A. Bruel (Hgg.), Recueil des chartes, Bd. 5, S. 838: »[...] et per presentis paginae traditionem,
jure perpetuo donamus atque pro redemptione animae meae ac successorum meorum, pro salute quoque
domini mei Rodberti comitis [...].«
467 A. Bernard, A. Bruel (Hgg.), Recueil des chartes, Bd. 5, S. 838: »[...] ita etiam ut abbas a vobis ibidem
ordinatus, si secundum regulam beati Benedicti et sacras institutiones vestrae Cluniacensis aecclesiae
non vixerit, liberam facultatem eum removendi alterumque substituendi habeatis, presertim cum non
aliunde, nisi de Cluniaco, quemquam deinceps ibidem liceat preesse.«
468 Ebenso bemerkt H. Sproemberg, Alvisus, S. 80, dass in Roberts Urkunde auch nicht mehr die Rede von
dem großen »Reformvorhaben« war, das die Klöster der ganzen Grafschaft betreffen sollte.
469 E Vercauteren, Actes des comtes de Flandre, S. 100: »predicti Sancti Bertini monasterium vobis vest-
risque successoribus omnino libere ordinandum, perpetuo jure concedimus et confirmamus, sub pre-
sentis pagine attestatione, salvo utique Morinensis episcopi jure, ea tarnen conditione prefixa: ut abbatia
nunquam in prioratum redigatur, sed abbate obeunte quem ad hoc onus sub eundem missuri estis, vel
si, rationabilis causa extiterit, deposito, alter de vestra Cluniacensi ecclesia, et a vobis omni tempore
substituatur, propter stabilitatem videlicet ordinis et perseverantiam religionis [...].«
470 Anselm von Canterbury, Opera, Bd. 4, ep. 248, S. 158: »Audivi quia quosdam de vestris abbatibus
concessistis regulari electione ordinari, ut investituram de manu vestra non acciperent. [...] qui non obo-
edit Romani pontificis ordinationibus [...] inoboediens est apostolo Petro.« H. Sproemberg, Alvisus,
S. 70-71 datiert diese Briefe auf die Zeit zwischen 1103 und 1105. Ders., S. 82 stellt zudem fest, dass
Simon in seinen Gesta bewusst die Investitur Abt Lamberts durch den Grafen von Flandern auslässt.
 
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