228 | II. Die Abtei von Marchiennes
Die besondere Wertschätzung, die Galbert seitens seines Abtes genoss, zeigt sich
gleich mehrfach. So betraute ihn Amand für einige Zeit mit der Aufsicht über die
liturgischen Geräte und den Klosterschatz und ließ ihn dann von Bischof Robert I.
von Arras (1115-1131) zum Priester weihen.945 Zudem erfährt man, dass Galbert
wohl im Auftrag seines Klosters nach Bourges reiste, um an einer Synode teilzu-
nehmen.946
Die später entstandenen Miracula Sanctae Eusebiae berichten schließlich, dass
ein gewisser Galbertus bei der Translation der Heiligen nach Hamage am 27. Mai
1133 anwesend war.947 Danach verlieren sich seine Spuren. Das Nekrolog des Klos-
ters führt seinen Namen am 29. September auf, sein Todesjahr ist allerdings nicht
bekannt.948
Die Vielzahl der aus seiner Feder überlieferten Werke lässt letztlich darauf
schließen, dass er aufgrund seines sprachlichen Talents große Anerkennung seitens
des Abtes und der Gemeinschaft genoss und mit seinen Werken eine aktive Rolle
bei der correctio des Klosters einnahm.
945 Galbert, Saswalo, §4, S. 119D: »De situ etiam loci nostri, quem Deus de suo ordinato statu permutavit
& ordinavit, venerandi merito Atrebatensis Episcopi (viri religiosi & divina lege admodum eruditi, qui
nunc superest, diuque supersit) magis testimonii libertate quam nominis dissertione edisserendi Roberti
providentia in cultu Ecclesiastico & religione divina. Idem venerabilis Antistes indignum me & peccato-
rem sacris Altaribus inter collegas ordinandum sisti praecepit, & bajulum sacri mysterii digna ministerii
sui executione effecit; meque ab aris gentilium praevaricationum, seu poeticarum traditionum, custodem
vasorum sacrorum, licet infimum, gazophylaciis monasterialibus admisit: denique sacros ordines ho-
muncioni, imparis a ceteris meriti, qui sacris infulis digni erant, imposuit. «
946 Galbert, Miracula, Prolog, § 6, S. 122C-E. Galbert berichtet, dass er diese Reise aus jugendlichem Eifer
und Eitelkeit getan habe, um sich bei dieser Gelegenheit sprachlich mit den anderen zu messen und
mit ihnen zu wetteifern. N. N. Huyghebaert, Artikel »Galbert von Marchiennes« bezeichnet dieses
Zusammentreffen als »une Sorte de tournoi poetique« und datiert es in die Zeit Galberts jugendlicher
Wanderschaft. Verfolgt man aber den weiteren Verlauf dieser Episode, wird deutlich, dass diese Reise
nach Bourges anders datiert werden muss. Der Text berichtet, dass Galbert mit einem Pferd unterwegs
war. Dieses sei vor dem Betreten der Stadt von einer Brücke in die Loire gestürzt und nur durch die
wundersame Hilfe der heiligen Rictrud, deren Bild auf der Satteldecke zu sehen gewesen sei, gerettet
worden. Dieses letzte Detail zeigt, dass Galbert wohl im Auftrag des Klosters unterwegs war und nicht
auf eigene Faust nach Bourges reiste. Dazu kommt noch, dass er nicht allein reiste, sondern Teil einer
größeren Gruppe war. Wenn Galbert somit im Dienst des Klosters reiste, kann das Ereignis entweder in
die Zeit vor seinem Weggang von Marchiennes und somit vor 1105 datiert werden oder aber in die Zeit
nach seiner Rückkehr ins Kloster. Letzteres ist wahrscheinlicher, da eine Synode in Bourges erst 1123/4
nachgewiesen ist. Vgl. dazu O. Pontal, Les conciles de la France capetienne, S. 295. Zu diesem Zeitpunkt
war Galbert wieder in Marchiennes und von Abt Amand offensichtlich wegen seiner hervorragenden
sprachlichen Fähigkeiten besonders geschätzt. Auch der Hinweis auf den »jugendlichen Eifer« Galberts
muss einer späteren Datierung des Ereignisses nicht im Wege stehen, da er weniger dazu dient, auf sein
Alter zu verweisen, als vielmehr dazu, sein eitles Verhalten zu klassifizieren und hervorzuheben. Es ist
somit anzunehmen, dass Galberts Aufenthalt in Bourges keine Etappe seiner Studienreise war. Diese
muss dennoch, wie er selbst gesteht, sehr lange gewesen sein.
947 Miracula Sanctae Eusebiae, S. 461: »[...] praesentibus inibi quibusdam fratribus eiusdem, videlicet Mar-
ceniensis, ecclessiae Walberto [...]«
948 Zum Nekrolog vgl. Douai, BM, ms. 888, fol. 114v-150v.
Die besondere Wertschätzung, die Galbert seitens seines Abtes genoss, zeigt sich
gleich mehrfach. So betraute ihn Amand für einige Zeit mit der Aufsicht über die
liturgischen Geräte und den Klosterschatz und ließ ihn dann von Bischof Robert I.
von Arras (1115-1131) zum Priester weihen.945 Zudem erfährt man, dass Galbert
wohl im Auftrag seines Klosters nach Bourges reiste, um an einer Synode teilzu-
nehmen.946
Die später entstandenen Miracula Sanctae Eusebiae berichten schließlich, dass
ein gewisser Galbertus bei der Translation der Heiligen nach Hamage am 27. Mai
1133 anwesend war.947 Danach verlieren sich seine Spuren. Das Nekrolog des Klos-
ters führt seinen Namen am 29. September auf, sein Todesjahr ist allerdings nicht
bekannt.948
Die Vielzahl der aus seiner Feder überlieferten Werke lässt letztlich darauf
schließen, dass er aufgrund seines sprachlichen Talents große Anerkennung seitens
des Abtes und der Gemeinschaft genoss und mit seinen Werken eine aktive Rolle
bei der correctio des Klosters einnahm.
945 Galbert, Saswalo, §4, S. 119D: »De situ etiam loci nostri, quem Deus de suo ordinato statu permutavit
& ordinavit, venerandi merito Atrebatensis Episcopi (viri religiosi & divina lege admodum eruditi, qui
nunc superest, diuque supersit) magis testimonii libertate quam nominis dissertione edisserendi Roberti
providentia in cultu Ecclesiastico & religione divina. Idem venerabilis Antistes indignum me & peccato-
rem sacris Altaribus inter collegas ordinandum sisti praecepit, & bajulum sacri mysterii digna ministerii
sui executione effecit; meque ab aris gentilium praevaricationum, seu poeticarum traditionum, custodem
vasorum sacrorum, licet infimum, gazophylaciis monasterialibus admisit: denique sacros ordines ho-
muncioni, imparis a ceteris meriti, qui sacris infulis digni erant, imposuit. «
946 Galbert, Miracula, Prolog, § 6, S. 122C-E. Galbert berichtet, dass er diese Reise aus jugendlichem Eifer
und Eitelkeit getan habe, um sich bei dieser Gelegenheit sprachlich mit den anderen zu messen und
mit ihnen zu wetteifern. N. N. Huyghebaert, Artikel »Galbert von Marchiennes« bezeichnet dieses
Zusammentreffen als »une Sorte de tournoi poetique« und datiert es in die Zeit Galberts jugendlicher
Wanderschaft. Verfolgt man aber den weiteren Verlauf dieser Episode, wird deutlich, dass diese Reise
nach Bourges anders datiert werden muss. Der Text berichtet, dass Galbert mit einem Pferd unterwegs
war. Dieses sei vor dem Betreten der Stadt von einer Brücke in die Loire gestürzt und nur durch die
wundersame Hilfe der heiligen Rictrud, deren Bild auf der Satteldecke zu sehen gewesen sei, gerettet
worden. Dieses letzte Detail zeigt, dass Galbert wohl im Auftrag des Klosters unterwegs war und nicht
auf eigene Faust nach Bourges reiste. Dazu kommt noch, dass er nicht allein reiste, sondern Teil einer
größeren Gruppe war. Wenn Galbert somit im Dienst des Klosters reiste, kann das Ereignis entweder in
die Zeit vor seinem Weggang von Marchiennes und somit vor 1105 datiert werden oder aber in die Zeit
nach seiner Rückkehr ins Kloster. Letzteres ist wahrscheinlicher, da eine Synode in Bourges erst 1123/4
nachgewiesen ist. Vgl. dazu O. Pontal, Les conciles de la France capetienne, S. 295. Zu diesem Zeitpunkt
war Galbert wieder in Marchiennes und von Abt Amand offensichtlich wegen seiner hervorragenden
sprachlichen Fähigkeiten besonders geschätzt. Auch der Hinweis auf den »jugendlichen Eifer« Galberts
muss einer späteren Datierung des Ereignisses nicht im Wege stehen, da er weniger dazu dient, auf sein
Alter zu verweisen, als vielmehr dazu, sein eitles Verhalten zu klassifizieren und hervorzuheben. Es ist
somit anzunehmen, dass Galberts Aufenthalt in Bourges keine Etappe seiner Studienreise war. Diese
muss dennoch, wie er selbst gesteht, sehr lange gewesen sein.
947 Miracula Sanctae Eusebiae, S. 461: »[...] praesentibus inibi quibusdam fratribus eiusdem, videlicet Mar-
ceniensis, ecclessiae Walberto [...]«
948 Zum Nekrolog vgl. Douai, BM, ms. 888, fol. 114v-150v.