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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0231
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2. Die correct/o von Marchiennes | 227

sucht.938 Die genaue Reihenfolge seiner Etappen und Stationen lässt sich allerdings
nicht mit Sicherheit ermitteln. So berichtet Galbert am Ende seiner Miracula von
einem gewissen Studenten, bei dem es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um ihn
selbst handelte, der in Südengland umherreiste und in den zugefrorenen Sümpfen
von Somersetshire beinahe den Tod gefunden habe.939 Sein Weg führte ihn aber auch
nach Utrecht, wo er bei dem berühmten Scholaster Lambert studierte.940 Als er nach
einiger Zeit schließlich Utrecht zusammen mit einem befreundeten jungen Kleriker
verlassen hatte, seien sie, wie er berichtet, vom Weg abgekommen und hätten sich
in der Wildnis verirrt. Während der Kleriker nach einiger Zeit an Entkräftung starb,
sei Galbert auf wundersame Weise von einem Bauern gefunden und gesundgepflegt
worden.941
Nach langen Jahren der Wanderschaft kehrte Galbert schließlich vom schlechten
Gewissen und vom Heimweh getrieben wieder zurück nach Marchiennes.942 Seine
Rückkehr lässt sich allerdings nur grob datieren. Fest steht allerdings, dass er die
Krisenjahre des Klosters unter Abt Fulchard nicht miterlebt hat und erst unter sei-
nem Nachfolger Amand nach Marchiennes zurückgekommen war. Da Galbert aber
durch seine lange Abwesenheit mit dem klösterlichen Leben nicht mehr vertraut
war, habe ihn sein Abt nach Anchin geschickt, um dort eine Weile zu leben und die
frommen Gebete der Brüder zu erlernen.943 In Anchin wurde Galbert zudem von
einem Mönch in der Kunst des Aderlasses unterwiesen.944

938 Galbert, Saswalon, §4, S. 119D: »Nam partim irrepente occasione scholarum, partim pro subversione
claustrali Marceniarum, diversa instituta peragrans nationum, quodammodo zabulo professus fueram,
& fidem seculo feceram.« Mit diversa instituta sind wohl Kloster- und Kathedraschulen gemeint.
939 Galbert, Miracula, II, 4, S. 139D. VgL dazu auch N. N. Huyghebaert, Artikel »Galbert von Mar-
chiennes«, Sp. 740.
940 Galbert, Miracula, Prologus, §4, S. 121D: »[...] cum a barbara regione vel urbe, quae est in confinio
Frisiorum, Trajectensi, nec non a summe divulgato summi fere & incomparabilis viri magistri Lam-
berti, in omni dote vitae (ut perstricte atque summatim comprehendatur laus bonorum atque morum
ejus) praeclarissimi, atque doctissimi Gymansio reverteremini.« Zu Lambert von Utrecht vgl. die ältere
Untersuchung von J. M. de Smet, L’exegete Lambert, S. 103-110; J. A. E. Kuys, Artikel »Lambert
d’Utrecht«, Sp. 57-59.
941 Galbert, Miracula, Prologus, §5, S. 121F-122C.
942 Galbert, Saswalo, § 4, S. 119D: »Unde non immerito cor meum dolet, quod tamdiu cum errante mundo
erravi, quod cum labente lapsum sustinui, quod cum iniqua gerente iniqua gessi.«
943 Galbert, Miracula, I, c. 4, S. 131C: »In secundo quippe exitu de Aegypto sive de populo barbarico, ni-
hilominus abrenuntiato Pharaonis crudelis exactoris nefando imperio, causam inertis atque in religione
rudis adhuc agens, utpote novus tiro, noviter reconciliatus, initiatus, atque aggregatus ovili seu gregi Do-
minico; casu accidente, cum Patre mei monasterii, Aquicinctianorum proxima confinia Fratrum expetii,
expetendo, spiritualem catervam in proximo positam devote salutavi; devotius salutando, devotissimis
eorum orationibus me commisi.«
944 Galbert, Miracula, I, c. 4, S. 131C: »[...] ibi etiam compendiosam flebotomantis famuli manum compe-
riens, postquam eam satis extuli, eadem percurrente, patre praecipiente, & filio obaudiente (utroque
tarnen spirituali) satiem voto meo vel desiderio ac necessitate dedi.«
 
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