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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0341
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2. Die restauratio der Abtei von Saint-Martin (1092-1105) | 337

gelrechten Familienchronik trägt.1338 Aus diesem Werk erfährt man, dass Hermann
wohl um 1090 als dritter von vier Söhnen des bischöflichen Vogtes von Tournai,
Rudolf Osmund, und seiner Frau Mainsendis geboren wurde.1339 Er erhielt den
Namen seines Großvaters mütterlicherseits, des Priors Hermann von Saint-Amand
d’Elnone.1340 Nachdem sich Rudolf und seine Frau 1094/95 zu einem religiösen
Leben bekehrt hatten, entschieden sie sich trotz der familiären Beziehungen zum
Kloster von Elnone dazu, zusammen mit ihren Kindern in die noch junge Gemein-
schaft von Saint-Martin in Tournai einzutreten. Hermann kam demnach als puer
oblatus ins Martinskloster, wo er in der Folgezeit von Abt Odo unterrichtet und
erzogen wurde.1341 Sein Vater Rudolf übernahm das wichtige Amt des Priors und
hatte sehr großen Erfolg in der Verwaltung und Ausdehnung des klösterlichen Be-
sitzes.1342 Auch Hermann übte in der Folgezeit wichtige Funktionen für das Kloster
aus. 1119 nahm er für seine Gemeinschaft an dem vom Papst persönlich geleiteten
Konzil von Reims teil.1343 Darüber hinaus unternahm er eine lange Reise durch
Nordfrankreich, um Beweise für das hohe Alter seines Klosters zu sammeln.1344
Nach dem Tod seines Vaters, der das Amt des Priors dreißig Jahre lang bekleidet
hatte, folgte ihm Hermann 1125 in dieser Funktion nach. Doch bereits nach kurzer
Zeit gab er dieses Amt wieder auf, um sich ganz dem Leben in der Gemeinschaft
und den damit verbundenen intellektuellen Tätigkeiten zu widmen.1345 Neben sei-

1338 Aus Hermanns Werk erhält man zudem Informationen über sein Leben als Mönch, Prior und später
auch als Abt. Hermann, Liber, c. 103, S. 171-172, c. 107, S. 175-176; unter dem Blickwinkel einer Fa-
miliengeschichte wurde der Liber de restauratione beispielsweise von L. H. Nelson, The Restoration,
S. 148-162 betrachtet. In seinem Werk räumt Hermann Mitgliedern seiner Familie väterlicherseits
großen Platz ein.
1339 Hermann, Liber, c. 60, S. 105: »Post hec Radulfus, Tetberti germanus, puellam quamdam coniugem
accepit nomine Mainsendem, de militibus provintie genitam, filiam scilicet Hermanni prepositi Sancti
Amandi Helnonensis, genuitque ex ea tres filios, Theodericum scilicet, Walterum et Herimanmim.«
Über den vierten Sohn mit Namen Radulf handelt ebd., c. 61, S. 106. Hermanns Geburtsdatum ist
nicht bekannt. Lediglich über seinen ältesten Bruder Dietrich weiß man, dass er um 1095 sieben Jahre
alt war (ebd., c. 61, S. 108-110). Daraus wurde in der Forschung geschlossen, dass Hermann um 1090
oder etwas später geboren sein muss; vgl. dazu J. Pycke, Artikel »Heriman de Tournai«, Sp. 1453;
A. d’Haenens, Heriman de Tournai, S. 163.
1340 Die Familie Mainsendis war eng mit dem Kloster von Saint-Amand d’Elnone verbunden. So bekleidete
ihr Vater das Amt des Propstes, ihr Onkel jenes des Abtes und sie selbst wuchs dort auf. Hermann,
Liber, c. 60, S. 105. Zu Abt Hugo I. von Saint-Amand vgl. H. Platelle, Le temporel, S. 126-128.
1341 Hermann, Liber, c. 62, S. 112.
1342 Hermann listet die Errungenschaften seines Vaters für das Kloster genau auf, vgl. v. a. Hermann, Liber,
c. 71, S. 123-124, c. 73, S. 126-128, c. 74, S. 128-129, c. 77, S. 131-132; Hermann berichtete zudem,
dass Abt Segard den verstorbenen Rudolf im Kapitelsaal vor dem Abtsstuhl begraben lassen wollte.
Die Söhne des Priors hätten dies jedoch mit dem Verweis auf die Demut abgelehnt. Hermann, Liber,
c. 102, S. 170-171.
1343 Hermann, Liber, c. 42, S. 82-84.
1344 Diese Reise führte ihn nach Ferneres und Souppes, vgl. Hermann, Liber, c. 42, S. 82-83.
1345 Als Grund für die Aufgabe des Amtes verweist Hermann auf einen Traum, in dem ihm sein Vater er-
 
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