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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0340
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336 | III. Die Abtei Saint-Martin in Tournai

die Gemeinschaft ihres Abtes beraubt worden sei. In diesem Zusammenhang ist die
Rede von der restauratio und von Odos Verdiensten für das Kloster.1334
Ein dritter zeitnaher Text ist ein Brief Amands von Castello an die Gemein-
schaft der Brüder von Saint-Martin, der von Jahr 1113 datiert.1335 Darin unterrich-
tet Amand, der selbst zur ersten Generation der wiederbegründeten Gemeinschaft
zählte und nun Prior von Anchin war, die Brüder in Tournai darüber, dass ihr
einstiger Abt in Anchin verstorben war. In seinem Schreiben würdigt Amand den
Gründer der Gemeinschaft für seine Verdienste und liefert als erster eine kurze
Lebensbeschreibung Odos, die allerdings den Fokus auf die intellektuelle Tätigkeit
des großen Gelehrten legt.
Das vierte Zeugnis, das wohl ebenfalls nur kurze Zeit nach Odos Ableben ver-
fasst worden sein dürfte, sind zwei Einträge aus dem Auctarium der Abtei von
Anchin. Darin erinnert die Nachbarabtei an die Wiederbegründung des Martins-
klosters und an Odo, der in Anchin beigesetzt worden war.1336
2.2. Hermann und der Liber de restauratione
Die zweifellos ausführlichste Darstellung der Wiederherstellung des Klosters von
Saint-Martin in Tournai findet sich im Liber de restauratione ecclesie sancti Martini
Tornacensis Hermanns von Tournai.1337
Über das Leben des bedeutenden Chronisten von Saint-Martin berichtet der
aus seiner Feder stammende Liber de restauratione, der bisweilen Züge einer re-
1334 Paris, BnF, nov. aq., ms. lat. 2195, fol. 119v: »Anno ab incarnatione domini millesimo centesimo quinto,
et ab restauratione huius cenobii quartodecimo, scriptus est über iste in hoc ipso cenobio a quodam
fratre monacho et subdiacono precipiente viro venerand^ memori^ domno Odone primo monacho et
primo abbate huius sancti cenobii. Qui venerandus abbas eodem anno raptus ad episcopatum Came-
racensis civitatis, non sine damno totius nostre congregationis nobis ablatus est. Consecratusque est
episcopus supradict^ Cameracensis civitatis a Manasse Remensi metropolitano et septem comprovin-
cialibus episcopis. Anno dominic^ incarnationis millesimo centesimo quinto, indictione tertia decima,
epacta III, sexta nonas iulii, die dominica, Romane urbis cathedrae presidente domno Paschalis papa,
Francorum regnum [am Rande steht: probatio inc. ] gubernante rege Philippo. Nostrum vero cenobi-
um rexit annis XIII1 in quibus ita ei divina gratia affuit ut cum ante eius adventum per trecentos fere
annos nullus in hoc loco monachus fuerit; infra XIIa annos non solum terras et mansiones et officinas
et qu^que usibus servorum dei sunt necessaria verum etiam plusquam LXXta monachos omnipotenti
domino regulariter servituros in hoc loco aggregaverit.«
1335 Amand von Castello, De Odonis (MGH), S. 942-945; oder Ders., Encyclique sur la mort d’Eudes
(Delisle Hg.), S. 171-177.
1336 Auctarium, S. 393; zur Datierung und zum Inhalt der Einträge siehe unten S. 455-464.
1337 Die ältere Edition von G. Waitz (MGH SS 14) wurde inzwischen durch eine neue von R. B. C. Huy-
gens (CCCM 236) ersetzt. Huygens geht davon aus, dass der erste Teil der Continuatio des Liber de
restauratione nicht von einem anonymen Kontinuator verfasst wurde, sondern von Hermann selbst
und nimmt daher eine etwas andere Kapitelzählung vor.
 
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