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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0366
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362 | III. Die Abtei Saint-Martin in Tournai

liehe Rivalität der beiden Institutionen. Die von Hermann überlieferte Bemerkung
der Kanoniker, Saint-Martin sei nur eine abhängige Kapelle des Kapitels, macht dies
deutlich. Dieser Anspruch konnte von den Kanonikern weniger aufgrund histori-
scher Argumentation als vielmehr aufgrund der bestehenden personellen Struktu-
ren erhoben werden: Saint-Martin war die zentrale Anlaufstelle für all jene Kleriker
der Stadt und des Kapitels, die ein strengeres Leben führen wollten und somit ein
ernstzunehmender Rivale von Sainte-Marie. Für das Kloster kamen die Behauptung
der Kanoniker und ihre Forderungen einer Infragestellung ihrer Existenz gleich.
Der schwere Konflikt unter Abt Segard war somit eine weitere existenzielle Krise
der Abtei. Seine Beilegung schuf zwar Klarheit in den besagten Fragen und gab
zu erkennen, dass das Martinskloster von Papst und Bischöfen als unabhängige
Abtei anerkannt wurde; sie vermochte es aber nicht, die unterschwellige Rivalität
beider Institutionen zu beseitigen. Der schwere Konflikt von 1108 hatte, wie der
Urkundenbestand zeigt, keine negativen Auswirkungen auf die Wirtschaftskraft
des Martinsklosters.1459 Dies sollte sich unter Segards Nachfolger deutlich ändern.

1459 Siehe dazu oben Anm. 1437.
 
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