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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0377
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6. Der Liber de restauratione und die correctio von 1136
Hermann fing mit der Abfassung des Liber de restauratione im Jahr 1143 an und
somit wenige Jahre nach der begonnenen correctio des Martinsklosters. Im Prolog
des Werks gibt er deutlich zu erkennen, dass seine Gemeinschaft in dieser Zeit in
eine schwere Krise geraten war. Er ermahnt seine Mitbrüder zu religio und mutua
dilectio und fordert sie auf, sich an diese beiden Prinzipien zu halten, denn da-
durch würden sie mit Gottes Hilfe nicht nur im Innern, sondern auch im Äußern
Nutzen davon tragen. Solange die Gemeinschaft nämlich an beiden festgehalten
hatte, konnten sie den Stürmen trotzen, die in der Welt wüteten, der sie entsagt
hatten. Wenn sie es aber zugelassen hatten, darin zu erkalten, merkten sie, dass
ihnen kein Glück beschieden war.1500 Mit diesen Äußerungen gibt Hermann un-
missverständlich zu verstehen, dass sein Werk neben einer dokumentarischen auch
eine didaktische Funktion besaß und in hohem Maße Identiät stiften sollte. Der
Liber de restauratione ist somit ein Werk, das in direktem Zusammenhang mit der
correctio von Saint-Martin stand. Dies ist als historische Quelle umso interessanter,
als das Werk aus der Feder desjenigen Abtes stammte, der die institutionelle Krise
der Gemeinschaft mitzuverantworten hatte. Inwieweit der Liber de restauratione
die innere correctio des Klosters unterstützen sollte, wird im Folgenden zu analy-
sieren sein.
6.1. Hermanns Vorstellung von correctio
Die correctio von Klöstern wird in Hermanns Werken immer wieder thematisiert.
Ihre Analyse ermöglicht daher wichtige Einblicke in seine Vorstellungen von die-
sem Phänomen. In seinem Liber de restauratione findet etwa die correctio von Mar-
chiennes eine kurze Erwähnung. Hermann berichtet beiläufig, dass Amand, »der
über viele Jahre das Amt des Priors von Anchin inne hatte, nachdem er Abt von
Marchiennes geworden war, jenes nahezu zerstörte Kloster verbesserte, indem er
es sowohl nach innen in der religio als auch nach außen in ihrem Wohlstand wie-
1500 Hermann, Liber, Epistola, S. 34: »Duobus sane fraternitatem vestram iugiter hortor insistere, religioni
scilicet et mutue dilectioni. Per hec enim duo tarn intrinsecus quam extrinsecus deo favente proficere
poteritis, hec duo quocienscumque firmiter tenuimus, exterius sevientes mundi procellas deridendo
despeximus et despiciendo calcavimus, si quando vero ea vel leviter inter nos frigescere permisimus,
exteriorem prosperitatem nichil nobis commodi conferre probavimus.«
 
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