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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Editor]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0427
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8. Die correctio von Saint-Martin: Folgerungen | 423

Im Falle Saint-Martins ist darüber hinaus auch eine differenzierende Funktion
der Chronik festzustellen. Da die correctio des Klosters in den Kontext des Vor-
habens der abbates comprovinciales zu stellen ist, das Mönchtum der Gegend zu
vereinheitlichen und zu kontrollieren, zeigt gerade die spirituelle Offenheit, die der
Liber de restauratione deutlich zu erkennen gibt, welche Grenzen diesem Vorhaben
gesetzt waren. Hermann postulierte mit seinem Text auf subtile Weise die spirituelle
Eigenständigkeit und Offenheit seiner Gemeinschaft.
An der kollektiven Identität Saint-Martins hatte schließlich auch das soziale
Umfeld des Klosters großen Anteil. So erinnert Hermann an die vielfältigen Be-
ziehungen seiner Gemeinschaft mit den weltlichen und geistlichen Herren der Ge-
gend, mit der Stadt, ihren Bürgern und den Kanonikern. Eben dies zeigt erneut,
wie wichtig die Beziehungen zwischen dem Kloster und der Außenwelt waren und
wie stark eine correctio auf eine Verbesserung dieser abzielte. Der Blick auf die cor-
rectio eines Klosters darf sich somit nicht mehr nur auf seine Beziehungen zu jener
Gemeinschaft beschränken, die einen wichtigen Impuls zur correctio gegeben hatte;
er muss sich öffnen, um einerseits den spirituellen Einflüssen unterschiedlicher Pro-
venienz und andererseits den Beziehungen des Klosters zu seinem sozialen Umfeld
besser Rechnung zu tragen.
 
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