Metadaten

Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0493
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7. Die Vita Gosuini prima | 489

befanden, erhielt er das Amt des Klaustralpriors.1964 Innerhalb kurzer Zeit habe
er schließlich auch diese Gemeinschaft wieder auf den »Weg des Herrn geführt«
und sich darüber gefreut, »dass Martha in die Gemeinschaft Mariens übergesiedelt
war«.1965
Jenseits der Vita Gosuini prima ist nur äußerst wenig über die correctio des
Klosters von Saint-Crepin in Soissons bekannt. Als gesichert kann gelten, dass sie
in den Abbatiat Odos von Morigny fällt, der der Gemeinschaft wohl seit 1090 vor-
stand.1966 Nach Gerzaguet ist es sehr wahrscheinlich, dass Odo 1115 auf einem
Konzil in Reims mit Abt Alvisus von Anchin in Kontakt kam. Da Odo bereits 1118
zum Abt von Saint-Remi in Reims gewählt wurde und sein Kloster deswegen ver-
ließ, lässt sich Gossuins Tätigkeit in die Zeit zwischen 1115/16 und 1118 datieren.1967
Über die näheren Umstände und die Hintergründe der correctio von Saint-Crepin
ist nichts bekannt.1968
Über die correctio von Saint-Medard in Soissons berichten die Quellen weit
mehr. Als königliche Abtei unterhielt Saint-Medard enge Beziehungen mit dem
französischen König und wurde sehr stark durch dessen Politik beeinflusst. Die
meisten ihrer Äbte waren im 11. Jahrhundert enge Vertraute des Königs, viele ka-
men durch Simonie in ihr Amt.1969 Nachdem der erste Versuch einer correctio unter
Abt Arnold Ende des 11. Jahrhunderts wohl an der mangelnden Bereitschaft des
Königs scheiterte, wurde zu Beginn des 12. Jahrhunderts ein zweiter Versuch unter-
nommen.1970 Nach dem Tod Abt Radulfs 1119, der sich Zeit seines Lebens mit dem
1964 R. Gibbon, Vita Gosuini prima, I, c. 21, S. 94-95: »Audiebantur hilariter, efficaciter exaudiebantur, &
ad varia varios operarios dirigebat; sed semper in locis eminentioribus, & indigentioribus Gosuinum,
sciens eum in talibus plus habere scientiae, Studium maius, efficaciam ampliorem. Unde factum est,
ut Rhemis quoque apud S. Remigium mitteretur, ubi Prioris claustralis officium non segnius, quam
Suessionis exercebat; quia non minus ibi vacillaverat Ordo, nutaverat religio, imminutae res fuerant
adiacentes.«
1965 R. Gibbon, Vita Gosuini prima, I, c. 21, S. 95: »Mansit ibi cum gratia, rediit cum gloria; & in nidulo
suo restitutus, redditus collegio, claustro resignatus, tanto laetius, quanto liberius, tanto purius, quanto
securius vestigiis Salvatoris adhaerebat, & Martham suam gaudebat in consortium Mariae transmigras-
se.«
1966 Ch. Dereine, Artikel « Conon de Preneste », Sp. 461-471; vgl. auch C. H. Talbot, Odo of Saint-Remy,
S. 21-37.
1967 J. P. Gerzaguet, L’abbaye d’Anchin, S. 194.
1968 In Verbindung mit einer correctio könnte lediglich der Hinweis stehen, dass der Kardinallegat Conon
von Preneste auf dem Konzil von Reims (März 1115) die Restitution von Klosterbesitz für die Abtei
von Saint-Crepin in Soissons bestätigt. Der Restitution ging ein längerer Konflikt mit Radulf L, dem
Kastellan von Nesles, voraus. Vgl. dazu Ch. Dereine, Artikel »Conon de Preneste«, Sp. 463. Zur Fa-
milie derer von Nesle vgl. W. Mendel Newman, Les seigneurs de Nesle en Picardie.
1969 Abbe Delanchy, Etudes historiques, S. 145 verweist auf die gut dokumentierten Simoniefälle der Abte
Reinald und Pontius.
1970 Zu Arnold von Oudenburg vgl. die um 1114 von Hariulf von Saint-Riquier verfasste Vita Arnulphi,
(AASS), Sp. 230-259. Teile der Vita sind auch ediert in MGH SS 15, S. 872-904. Renee Nip, Arnulfus
van Oudenburg; Ders., Life and Afterlife; A. Prevost, Artikel »Arnoul de Pamele«, Sp. 617-618.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften