550 | Schlussfolgerungen
kale Umfeld, aus dem sich die Gemeinschaft lange Zeit rekrutierte, dazu bei, dass
das spirituelle Leben weitgehend von intellektuellen Tätigkeiten, wie der Abschrift
und Produktion von Texten, geprägt war.
Die correctio eines Klosters muss jedoch nicht nur dem bestehenden spirituellen
Milieu und den unterschiedlichsten spirituellen Einflüssen von außen Rechnung
tragen, sondern nicht zuletzt auch dem Einfluss des sozialen Umfelds. In den meis-
ten der untersuchten Fälle wurde die correctio einer Gemeinschaft vom Graf und
Bischof mit unterschiedlicher Intensität getragen und gestützt. Noch unmittelbarer
war hingegen der Einfluss des direkten sozialen Umfelds: Stifterfamilien, Dienstleu-
te des Klosters und nicht zuletzt die Gläubigen und Pilger. Auf ihre Unterstützung,
sei es durch Schenkungen oder Dienste, war ein Kloster angewiesen. Da dieses Ver-
hältnis aber auf dem gegenseitigen Geben und Nehmen basierte, waren die Mönche
zu Gebet und Memoria verpflichtet, was allerdings nur dann besonders wirksam
war, wenn die Brüder auch den entsprechenden frommen Lebenswandel pflegten.
Traten hingegen Missstände, wie beispielsweise die Aufgabe der Armenspeisungen,
die Nichtbeachtung der Klausur oder sogar die Vernachlässigung des Gottesdiens-
tes, offen zu Tage, wurde dem Kloster die Unterstützung versagt, was eine existen-
zielle Krise zur Folge hatte.
Das Verhältnis zwischen einer Mönchsgemeinschaft und ihrem sozialen Umfeld
generierte somit eine ganz eigene Dynamik, die in der Forschung meist mit dem
Begriffspaar Blüte und Dekadenz umschrieben wird. Und in der Tat muss das Phä-
nomen der correctio im Spannungsfeld zwischen institutioneller Krise und Erfolg
betrachtet werden. Die bereits thematisierte Verbindung zwischen einer correctio
interius et exterius macht dies besonders deutlich: Die spirituelle Erneuerung ei-
ner Gemeinschaft war der zentrale Ausgangspunkt einer correctio und daher vielen
Zeitgenossen besonders erinnerungswürdig. Das fromme Leben der Brüder führte
die Gemeinschaft zu Erfolg: einer Verbesserung der Beziehungen mit ihrem sozia-
len Umfeld und wirtschaftlichem Wohlstand. Dieser Erfolg basierte somit auf dem
frommen Leben der Brüder, führte allerdings zugleich zu einer stärkeren Einbin-
dung in die Welt und damit zu einer schleichenden Abkehr von den klösterlichen
Idealen. Der Rückhalt des sozialen Umfelds schwand dadurch, wodurch das Klos-
ter erneut in eine Krise steuerte. Die Wiederkehr von Krise und correctio liegt somit
in jenen Dynamiken begründet, die sich im Einzelfall jeweils aus der Verbindung
zwischen der correctio interius et exterius ergaben.
Das bestehende Modell, das die »Reform« von Klöstern als Teil einer größe-
ren sich filiationsartig ausbreitenden Bewegung sieht, in deren Mittelpunkt ein
bestimmtes »Reformzentrum« steht, kann diese Dynamiken nicht fassen. Hingegen
steht im Zentrum eines weit offeneren Modells die Gemeinschaft, die eine correctio
von außen erfuhr und den unterschiedlichsten Einflüssen und Interessen seines
kale Umfeld, aus dem sich die Gemeinschaft lange Zeit rekrutierte, dazu bei, dass
das spirituelle Leben weitgehend von intellektuellen Tätigkeiten, wie der Abschrift
und Produktion von Texten, geprägt war.
Die correctio eines Klosters muss jedoch nicht nur dem bestehenden spirituellen
Milieu und den unterschiedlichsten spirituellen Einflüssen von außen Rechnung
tragen, sondern nicht zuletzt auch dem Einfluss des sozialen Umfelds. In den meis-
ten der untersuchten Fälle wurde die correctio einer Gemeinschaft vom Graf und
Bischof mit unterschiedlicher Intensität getragen und gestützt. Noch unmittelbarer
war hingegen der Einfluss des direkten sozialen Umfelds: Stifterfamilien, Dienstleu-
te des Klosters und nicht zuletzt die Gläubigen und Pilger. Auf ihre Unterstützung,
sei es durch Schenkungen oder Dienste, war ein Kloster angewiesen. Da dieses Ver-
hältnis aber auf dem gegenseitigen Geben und Nehmen basierte, waren die Mönche
zu Gebet und Memoria verpflichtet, was allerdings nur dann besonders wirksam
war, wenn die Brüder auch den entsprechenden frommen Lebenswandel pflegten.
Traten hingegen Missstände, wie beispielsweise die Aufgabe der Armenspeisungen,
die Nichtbeachtung der Klausur oder sogar die Vernachlässigung des Gottesdiens-
tes, offen zu Tage, wurde dem Kloster die Unterstützung versagt, was eine existen-
zielle Krise zur Folge hatte.
Das Verhältnis zwischen einer Mönchsgemeinschaft und ihrem sozialen Umfeld
generierte somit eine ganz eigene Dynamik, die in der Forschung meist mit dem
Begriffspaar Blüte und Dekadenz umschrieben wird. Und in der Tat muss das Phä-
nomen der correctio im Spannungsfeld zwischen institutioneller Krise und Erfolg
betrachtet werden. Die bereits thematisierte Verbindung zwischen einer correctio
interius et exterius macht dies besonders deutlich: Die spirituelle Erneuerung ei-
ner Gemeinschaft war der zentrale Ausgangspunkt einer correctio und daher vielen
Zeitgenossen besonders erinnerungswürdig. Das fromme Leben der Brüder führte
die Gemeinschaft zu Erfolg: einer Verbesserung der Beziehungen mit ihrem sozia-
len Umfeld und wirtschaftlichem Wohlstand. Dieser Erfolg basierte somit auf dem
frommen Leben der Brüder, führte allerdings zugleich zu einer stärkeren Einbin-
dung in die Welt und damit zu einer schleichenden Abkehr von den klösterlichen
Idealen. Der Rückhalt des sozialen Umfelds schwand dadurch, wodurch das Klos-
ter erneut in eine Krise steuerte. Die Wiederkehr von Krise und correctio liegt somit
in jenen Dynamiken begründet, die sich im Einzelfall jeweils aus der Verbindung
zwischen der correctio interius et exterius ergaben.
Das bestehende Modell, das die »Reform« von Klöstern als Teil einer größe-
ren sich filiationsartig ausbreitenden Bewegung sieht, in deren Mittelpunkt ein
bestimmtes »Reformzentrum« steht, kann diese Dynamiken nicht fassen. Hingegen
steht im Zentrum eines weit offeneren Modells die Gemeinschaft, die eine correctio
von außen erfuhr und den unterschiedlichsten Einflüssen und Interessen seines