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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0192
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IV. 3. Editionsprinzipien

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und historischen Kontextualisierung zu bestätigen und recht genau zu erläutern sind.
Besonders deutlich wurde der Charakter der in dieser Studie etablierten Handschrif-
tengruppen: Während von einem stabilen Kernbestand auszugehen ist, der sich in
diesem spezifischen Fall textuell durch leichte Abweichungen in Sprache (Synonym-
verwendungen) und Wortreihenfolge auszeichnet, kann die Gruppe auf der Grundla-
ge zusätzlicher Kriterien erweitert werden. Obgleich die Untersuchung der darin
überlieferten Textabschlüsse eine Unterteilung in drei Untergruppen erlaubt, sind
diese keinesfalls als fest oder absolut zu verstehen. Vielmehr scheinen mehrere Hand-
schriften auf eine beinahe fluide Weise Zugehörigkeiten zu mehreren Gruppen auf-
zuweisen.
Sowohl institutionelle und persönliche als auch regionale Verbindungen zwischen
den betreffenden Klöstern und Stiften spielten im Prozess des Handschriften-Aus-
tausches eine wichtige Rolle. So konnten nicht nur verschiedene religiöse Gemein-
schaften in Regionen wie Schlesien, Böhmen, Österreich oder Bayern mit der Über-
lieferung des „Bienenbuchs“ in Verbindung gebracht werden; vielmehr scheinen
auch einzelne Handschriften und ihre Produktions- oder Verwahrungsorte als Trans-
mitter bestimmter Überlieferungstraditionen fungiert zu haben. Dies mag insbeson-
dere für das Stift von Wittingau (Tfebon) gelten, das nach der Zerstörung von Raud-
nitz und Sadskä 1420/21 zum Bewahrer und zugleich Vermittler der Raudnitzer
Reformprinzipien sowie des dortigen Schriftgut avancierte.
Erkennbar vermochte die Ergänzung der Abschrift des Bonum universale de
apibus künftigen Nutzern zusätzliche Anreize zur Verbreitung des Gesamttexts zu
geben. Ihre Verbindungen lassen sich auf der Grundlage der Befunde aus der „roten“
Gruppe am besten als Netzwerk mit gegenseitigen Beziehungen und Beeinflussun-
gen visualisieren (s. Abb. 31). Durch die Praxis des „shared reading“, also des Lei-
hens oder Tauschens von Büchern, wurden innerhalb einer Region bestehende
Netzwerke bestätigt oder neue Formen von Zusammengehörigkeit gleichsam als
„Lesegemeinschaft“ geschaffen.80
IV.3. Editionsprinzipien
Die Edition des „Bienenbuchs“ basiert auf insgesamt fünf Handschriften (Bo, V3,
W2, P2 und M4), die als „typische“ Vertreter von vier Überlieferungsgruppen oder
aufgrund ihrer „Springer“-Funktion ausgewählt wurden.
Als Basishandschrift wurde Bo ausgewählt und mit den anderen vier Hand-
schriften kollationiert. Bo fungierte allerdings nicht als Leithandschrift, da sich an
80 S. dazu auch Niederkorn-Bruck, Internationalität. Grundlegend zur Frage der Gemeinschafts-
bildung im monastischen Bereich und angrenzenden sozialen Räumen: Lutter, Geteilte soziale
Räume sowie Lutter, Vita communis.
 
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