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Gerhohus; Becker, Julia [Hrsg.]; Insley, Thomas [Übers.]
Gerhoch von Reichersberg, Opusculum de aedificio Dei: die¬ Apostel als Ideal : Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Einleitung, Verzeichnisse und Edition mit Übersetzung Opusculum de aedificio Dei — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.65331#0039
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2. Opusculum de aedificio Dei

nur in einer Handschrift aus dem 12. Jahrhundert überliefert, die heute in der Biblio-
thek des Stiftes Admont aufbewahrt wird.171 Dabei handelt es sich um den bereits
erwähnten Codex 257, der auf den Folia lr-66v die Panormia Ivos von Chartres ent-
hält.172 Vor dem Schreiben Urbans II. zur Verbindlichkeit der Profess auf den Folia
67r-v befinden sich noch zwei Privilegien Urbans II. für die Regularkanoniker von
Rottenbuch.173 Der Textvergleich zwischen der in den Randglossen bei Gerhoch zi-
tierten Fassung und der Admonter Handschrift macht deutlich, dass die beiden Fas-
sungen kaum voneinander abweichen. Gerhoch lässt lediglich einige unwesentliche
Wörter aus und verstärkt die Bedeutung des Gehorsams gegenüber der Regel.174 Der
Abgleich dieser beiden Textfassungen sowie die Tatsache, dass dieses Privileg Ur-
bans II. bisher in keiner anderen Überlieferung bekannt ist, erlaubt die Schlussfolge-
rung, dass sich Gerhoch dieses Texts in Admont bedient hat. Wie auch bereits bei
seinen Autoritätenzitaten aus der Panormia Ivos von Chartres spielt der Admonter
Codex 257 eine zentrale Rolle und liefert damit eine ganz konkrete materielle Spur
für die engen Verflechtungen innerhalb des insgesamt sehr rechtssensiblen und re-
formzugewandten Raums zwischen Admont und Regensburg.
2.4 Inhalt des Opusculum
In den ersten Kapiteln (1-8) des Opusculum zeichnet Gerhoch - auf Augustinus auf-
bauend - das Bild des vom artifex (Gott) errichteten Baus, von dem nur die Gottes-
stadt übrigbleiben wird. Konkret beschäftigt er sich mit dem temporalis Status des
Baus, der Kirche, die von Königen und Kriegern zerteilt wird. Damit geht es Gerhoch
grundsätzlich auch um die Trennung zwischen ecclesiastica und regalia. Denn so-
lange die Bischöfe das hominium vom König empfangen und als fürstliche Bischöfe
in weltliche Angelegenheiten verstrickt sind, sei die volle Freiheit der kirchlichen
Würdenträger nicht gewährleistet.175 Die Trennung zwischen Kirche und Welt dient
der Realisierung des Baus Gottes, von dem man sich durch schlechte consuetudo
171 Admont, Stiftsbibliothek, Cod. 257, foll. 67r-v.
172 Siehe Einleitung, Kap. 2.3.
173 Fuhrmann, Papst Urban II., Anhang Nr. 1, S. 35-38 und Anhang Nr. 2, S. 39-40.
174 Zum Textvergleich siehe Autoritäten, Teilband II, S. 114-116 (fol. 45r). Gerhoch ergänzt die Pas-
sage Scilicet ut huic iuxta inscripta precepta vivendo ... in Scilicet huic obediret iuxta inscripta
precepta vivendo ... und wenig später ändert er ... id est evangelicas et apostolicas traditiones
vivendo in ... id est evangelicas et apostolicas traditiones obediendo.
175 Sed adhuc arca intra fines ac terminos Philistinorum tenetur, dum episcopi, abbates, abbatissg
facta electione ad palatium rre compelluntur, quatenus a rege nescio quq regalia suscipiant; de
quibus regi uel hominium uelfidelitatis sacramentum faciant. Adhuc ergo principes consilio salu-
briori utantur, ut episcopis, abbatibus, abbatissisplenam libertatem dimittant, nec in spiritualibus
dignitatibus sanctam Dei gcclesiam ulterius angariare presumant. Gerhoch von Reichersberg, De
aedificio Dei, cap. 8, S. 158. Vgl. auch Classen, Gerhoch, S. 41.
 
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