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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0027
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26 I Julia Becker und Julia Burkhardt

religiöser Gemeinschaften und deren rechtliche Stellung anerkannte. Aus die-
sem Grund widmen sich die Studien dieser Sektion dem Stellenwert von sozia-
len Netzwerken sowie Praktiken und Formen der Gemeinschaftsbildung.
Am Beispiel der Beginen im 13. Jahrhundert analysiert Jörg Voigt das Span-
nungsfeld zwischen der Ausformung einer Gemeinschaft und ihrer rechtlichen
Rahmung. Sein Beitrag beleuchtet Traditionen und Innovationen im Prozess der
rechtlichen Anerkennung der Beginen durch die Papstkurie. Als entscheidenden
Faktor identifiziert er prominente Fürsprecher wie beispielsweise Jakob von
Vitry. Mit seiner Studie zur Klosterpolitik der römischen Adelsfamilie Colonna
im 14. Jahrhundert lotet Andreas Rehberg die Einbindung religiöser Gemein-
schaften in andere soziale Netzwerke wie familiäre Verbände oder politische
Akteure aus. Anhand baulicher und heraldischer Befunde aus zwei Klarissen-
konventen kann er belegen, wie gezielt führende Vertreter der Colonna ihre Ver-
bindungen zu den Klöstern aufbauten, intensivierten und politisch nutzten.
Ähnliche Akzente setzt Andreas Rüthers Untersuchung der gesellschaftlichen
Relevanz religiöser Gemeinschaften in den Herzogtümern Mecklenburg und
Pommern. Rüther versteht diese Gemeinschaften als distinkte institutionelle
Einheiten, verweist aber auf die engen personellen Verflechtungen mit anderen
gesellschaftlichen Segmenten wie beispielsweise dem herzoglichen Hof. In der
Zugehörigkeit zu einem bestimmen Segment erkennt er die Voraussetzung für
geistliche „Dienstleistungen" in der Gesellschaft der Vormoderne. Auch Chris-
tina Lutter widmet sich solchen „Verflechtungsgeschichten", misst jedoch in-
stitutionellen Trennlinien weniger Gewicht bei. Am Beispiel religiöser Gemein-
schaften im hochmittelalterlichen Österreich zeigt sie, dass vermeintlich separate
Entitäten wie „Hof, Stadt und Kloster" in vielen Fällen nicht voneinander zu
trennen waren. Stattdessen betont sie die vielfältigen politischen und kulturellen
Verflechtungen dieser sozialen Räume und ihrer Akteure.
4. Wissen und Macht: Religiöse als Impulsgeber
Doch von welcher intellektuellen Basis gingen kreative Impulse aus religiösen
Gemeinschaften aus und konnten Wirkung erzielen?53 Anders gefragt: Woher
verfügten Ordensschwestern und -brüder wie beispielsweise Thomas von

53 Felix Heinzer, Vergilii amplius quam psalmorum amator. Klösterliche Intellektualität
zwischen Weltflucht und Wissenskultur, in: Einen Platz im Himmel erwerben. Bücher und
Bilder im Dienste mittelalterlicher Jenseitsfürsorge, hg. von Christian HEIZMANN/Monika
E. Müller (Wolfenbütteler Hefte 32), Wiesbaden 2012, S. 91-112.
 
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