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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0204
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Zur Montantätigkeit der Walkenrieder Zisterzienser im Westharz 1 203

Walkenrieder Hüttenplatz im Pandelbachtal wurde seitens des Niedersächsi-
schen Landesamtes für Denkmalpflege im Jahre 2004 exemplarisch ergraben, im
Rahmen einer begleitend durchgeführten geophysikalischen Prospektion konn-
ten in der Umgebung zudem mehrere Schlackehalden nachgewiesen werden. Die
näher untersuchte Anlage wurde auf einem bereits vorhandenen Geländeabsatz
errichtet, so dass der Höhenunterschied gegenüber dem präsumptiven damaligen
Anm. 11), S. 40. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts lagen die Hütten dann regelmäßig
an Bachläufen, Bartels, Der Bergbau (wie oben), S. 111: „Nach 1200 vergrößerte man die
Schmelzöfen, und man blies die zum Erreichen der Schmelztemperaturen nötige Luft mit
wasserradgetriebenen Blasebälgen (statt wie zuvor mit durch menschliche Kraft bewegten
Bälgen) in die Öfen ein. Damit wurde eine Lage der Hütten an den Fließgewässern erforder-
lich - man transportierte nun Roherz und Holzkohle zu den Verhüttungsanlagen"; Bar-
tels/Fessner/Klappauf/Linke, Metallhütten (wie Anm. 18), S. 267, S. 268: Die „Verlage-
rung der Hütten an stärker fließende Bäche [im Hochmittelalter] läßt darauf schließen, daß
Wasser eine unverzichtbare Rolle im Verhüttungsprozeß spielt"; vgl. auch Lommatzsch,
Der Westharz (wie Anm. 13), S. 45 (Ausführungen zu den älteren Rennfeuern und den mit
Tret- und Ziehwerk versehenen Blasebälgen auf S. 46); Klappauf, Spuren (wie Anm. 18),
S. 154; Leuschner, Die Geschichte (wie Anm. 13), S. 300; sowie Roseneck/Moritz/
Krause, Museumsführer (wie Anm. 6), S. 98, S. 106. Fazit laut Klappauf/Linke, Montan-
archäolgie (wie Anm. 18), S. 43: „Im 12./13. Jahrhundert deutet sich eine Konzentration der
Schmelzhütten an größeren Bächen und Flüssen an, vermutlich begründet auf dem Einsatz
der Wasserkraft, aber auch auf Grund sich ändernder Besitzverhältnisse. Im Gegensatz zu
den früheren ,Kleinunternehmen' ist jetzt von ,Großunternehmen' wie den Zisterziensern,
denen gewöhnlich auch die Einführung der Wasserkraftnutzung zugeschrieben wird, auszu-
gehen. Sie verhalfen dem Montanwesen zu einer frühmittelalterlichen Blüte, verursachten
durch ihren Raubbau sowohl am Erz als auch am Holz allerdings auch den historisch faßba-
ren Zusammenbruch im späten Mittelalter." Entsprechend sagt Bartels, Die Zisterzienser
(wie Anm. 1), S. 112, zur Anlage von Wehren, Stauteichen, Zu- und Ableitungsgräben zum
Betrieb der Wasserräder, die zum Antrieb der Blasebälge dienten, durch die Zisterzienser von
Walkenried: [Die Wasserzu- und -ableitungsgräben bei Münchehof] „dienten dem Betrieb
der durch Wasserräder in Bewegung gehaltenen Blasebälge der Schmelzöfen. Soweit erkenn-
bar, ist diese Technologie in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Harzraum heimisch
geworden. Zuvor waren die Schmelzöfen an den Berghängen, oft im Bereich der ersten was-
serführenden Tälchen, die von den Bergrücken herabziehen, angelegt worden. Man hatte
dort den natürlichen Luftzug, vielleicht unterstützt durch von Hand betriebene Blasebälge,
für den Ofenbetrieb genutzt. Von etwa 1225 an ist die Neuanlage von Hütten an stärkeren
Fließgewässern zu beobachten. Es erscheint gut möglich, daß die Zisterzienser die neue Hüt-
tentechnologie im Harz einführten"; ähnlich auch Christoph Bartels, Die Zisterzienser im
Montanwesen des Mittelalters. Die Bedeutung ihrer Klöster für den Bergbau und das Hüt-
tenwesen des Harzraumes, in: Der Anschnitt 53 (2001), S. 58-70; Fessner/Friedrich/Bar-
tels, Gründliche Abbildung (wie Anm. 11), S. 40-41; vgl. Urkundenbuch des Klosters Wal-
kenried (wie Anm. 25), Bd. 1, Nr. 334 (Graf Heinrich von Honstein bestätigt Walkenried das
Recht, Hütten am Wasserlauf „Zorginge" zu errichten: [...] ad hec concedimus, nt casas, si
volunt, construant ad ipsam aquam [...], vom 12. August 1254). Zur Holzversorgung der
Hütten siehe Lommatzsch, Der Westharz (wie Anm. 13), S. 46, dort auch: „Das Zisterzi-
enserkloster Walkenried betrieb einen Teil seiner Hütten durch Mönche [i. e. Laienbrüder -
in den Urkunden werden ausdrücklich fratres genannt], die sich Hüttenmeister nennen.
Sonst treffen wir meistens Goslarer Bürger als Hüttenbesitzer oder -pächter an."
 
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