204 I Philipp Stenzig
Wasserlauf die Verwendung eines oberschlächtigen Wasserrades von ca. 2,50 Me-
ter Durchmesser für Blasebälge gestatten würde. Eine weitere, 300 Meter tal-
abwärts und entsprechend tiefer gelegene Ofenstelle nutzte anscheinend diesel-
ben Wasser, die dann womöglich von der Ablaufreusche der oberen direkt in den
Zuleitungsgraben der unteren geführt wurden. Pfostensetzungen von 30 cm
Durchmesser zeugen von der namensgebenden Hütte, dem hölzernen Dach über
der ganzjährig betriebenen Anlage, sogar Wagenspuren haben sich erhalten und
künden von der Anlieferung des Erzes und der Brennstoffe bzw. dem Abtrans-
port von Metall und Schlacken. Von dem Schachtofen selbst konnte das Funda-
ment mit Teilen der Schmelzkammer aus Bruchsteinen freigelegt werden. Auf-
grund des vorhandenen Befundes konstatiert der Ausgrabungsbericht, die
Anlage sei für einen langfristigen Betrieb mit hohem Umsatz ausgelegt und habe
Betriebstemperaturen von 1200 bis 1300° C erzielt. Setze man voraus, dass der
Ofen kontinuierlich betrieben worden sei, liege es nahe, die beständige und
gleichbleibende Luftzufuhr über einen mit Wasserkraft betriebenen Blasebalg zu
sichern. Auf der vor dem Ofen freigelegten Arbeitsfläche fanden sich Schlacken-
reste und kleine Kupferstückchen als Zeugnisse eines Scheide- oder Prüfverfah-
rens. Vermittels der vorhandenen Keramikfunde lässt sich die Situation in die
zweite Hälfte des 13. und die erste des 14. Jahrhunderts datieren. Neben den Er-
zen aus den eigenen Gruben wurden auch Rammelsberger Erze verhüttet, die
geringe Silberanteile, Blei und Kupfer enthielten.43 In Gravesdorfhusen gab es
zudem einen Betrieb zur Eisengewinnung.
Mehr noch als die Hüttenplätze sind die sichtbarsten Zeugnisse der Walken-
rieder Tätigkeit im Bereich der damaligen Grangie Immedeshusen heute die
wasserbaulichen Eingriffe der Laienbrüder: Sie errichteten einen künstlichen
Arm des Pandelbaches (die „neue Flut"), mehrere Querverbindungen zwischen
diesem und dem alten Lauf, die jetzt noch erkennbar sind, sowie einen Graben
vom Pandelbach zum Griesebach und zur Markau, den sog. Rumpelgraben, um
Aufschlagwasser sammeln und Hochwasser ableiten zu können. Die vier Wal-
kenrieder Betriebe am künstlichen Unterlauf des Pandelbaches begründeten den
Faktoreihof Münchehof, das heutige Dorf Münchehof, auch diese Liegenschaf-
ten sind zum Teil archäologisch nachweisbar.44
43 Blaich, Montanarchäologische Untersuchungen (wie Anm. 18), S. 49-51; Roseneck/Mo-
ritz/Krause, Museumsführer (wie Anm. 6), S. 110. Speziell zum Nachweis der Verhüttung
Rammelsberger Erze auf dem Walkenrieder Besitz westlich der Innerste durch Schlackenun-
tersuchungen Klappauf, Der Harz (wie Anm. 18), S. 178.
44 Übersicht über die wasserbaulichen Maßnahmen des Klosters zur Führung der Aufschlag-
wasser für die Hüttenbetriebe in Uhde, Die Gutswirtschaft (wie Anm. 10), S. 177-186;
Uhde, Forsten (wie Anm. 30), S. 85-92; vgl. Roseneck/Moritz/Krause, Museumsführer
(wie Anm. 6), S. 98. Geländeprospektion im Jahre 1998 durch Dipl. Geol. Matthias Deicke,
Wasserlauf die Verwendung eines oberschlächtigen Wasserrades von ca. 2,50 Me-
ter Durchmesser für Blasebälge gestatten würde. Eine weitere, 300 Meter tal-
abwärts und entsprechend tiefer gelegene Ofenstelle nutzte anscheinend diesel-
ben Wasser, die dann womöglich von der Ablaufreusche der oberen direkt in den
Zuleitungsgraben der unteren geführt wurden. Pfostensetzungen von 30 cm
Durchmesser zeugen von der namensgebenden Hütte, dem hölzernen Dach über
der ganzjährig betriebenen Anlage, sogar Wagenspuren haben sich erhalten und
künden von der Anlieferung des Erzes und der Brennstoffe bzw. dem Abtrans-
port von Metall und Schlacken. Von dem Schachtofen selbst konnte das Funda-
ment mit Teilen der Schmelzkammer aus Bruchsteinen freigelegt werden. Auf-
grund des vorhandenen Befundes konstatiert der Ausgrabungsbericht, die
Anlage sei für einen langfristigen Betrieb mit hohem Umsatz ausgelegt und habe
Betriebstemperaturen von 1200 bis 1300° C erzielt. Setze man voraus, dass der
Ofen kontinuierlich betrieben worden sei, liege es nahe, die beständige und
gleichbleibende Luftzufuhr über einen mit Wasserkraft betriebenen Blasebalg zu
sichern. Auf der vor dem Ofen freigelegten Arbeitsfläche fanden sich Schlacken-
reste und kleine Kupferstückchen als Zeugnisse eines Scheide- oder Prüfverfah-
rens. Vermittels der vorhandenen Keramikfunde lässt sich die Situation in die
zweite Hälfte des 13. und die erste des 14. Jahrhunderts datieren. Neben den Er-
zen aus den eigenen Gruben wurden auch Rammelsberger Erze verhüttet, die
geringe Silberanteile, Blei und Kupfer enthielten.43 In Gravesdorfhusen gab es
zudem einen Betrieb zur Eisengewinnung.
Mehr noch als die Hüttenplätze sind die sichtbarsten Zeugnisse der Walken-
rieder Tätigkeit im Bereich der damaligen Grangie Immedeshusen heute die
wasserbaulichen Eingriffe der Laienbrüder: Sie errichteten einen künstlichen
Arm des Pandelbaches (die „neue Flut"), mehrere Querverbindungen zwischen
diesem und dem alten Lauf, die jetzt noch erkennbar sind, sowie einen Graben
vom Pandelbach zum Griesebach und zur Markau, den sog. Rumpelgraben, um
Aufschlagwasser sammeln und Hochwasser ableiten zu können. Die vier Wal-
kenrieder Betriebe am künstlichen Unterlauf des Pandelbaches begründeten den
Faktoreihof Münchehof, das heutige Dorf Münchehof, auch diese Liegenschaf-
ten sind zum Teil archäologisch nachweisbar.44
43 Blaich, Montanarchäologische Untersuchungen (wie Anm. 18), S. 49-51; Roseneck/Mo-
ritz/Krause, Museumsführer (wie Anm. 6), S. 110. Speziell zum Nachweis der Verhüttung
Rammelsberger Erze auf dem Walkenrieder Besitz westlich der Innerste durch Schlackenun-
tersuchungen Klappauf, Der Harz (wie Anm. 18), S. 178.
44 Übersicht über die wasserbaulichen Maßnahmen des Klosters zur Führung der Aufschlag-
wasser für die Hüttenbetriebe in Uhde, Die Gutswirtschaft (wie Anm. 10), S. 177-186;
Uhde, Forsten (wie Anm. 30), S. 85-92; vgl. Roseneck/Moritz/Krause, Museumsführer
(wie Anm. 6), S. 98. Geländeprospektion im Jahre 1998 durch Dipl. Geol. Matthias Deicke,