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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0184
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Zur Montantätigkeit
der Walkenrieder Zisterzienser
im Westharz

Philipp Stenzig

Das Montanwesen ist an sich ein wenig naheliegendes Betätigungsfeld für die
monastische Eigenarbeit, den labor manualis der Religiösen. Das betrifft in ers-
ter Linie natürlich den eigentlichen Abbau unter Tage, allein schon wegen der
langen Anfahrten - aber auch die Weiterverarbeitung des geförderten Materials,
die Verhüttung, lässt sich schwerlich zwischen Terz und Sext im Klostergarten
erledigen. Die charakteristischen Arbeitsbedingungen, selbst jene der Aufsichts-
und Leitungskräfte, sind mit dem monastischen Tagesablauf der Chormönche
im Klerikerstand, der ja wesentlich durch die regelmäßigen Gebetszeiten in der
Klosterkirche geprägt ist, grundsätzlich unvereinbar. Wenn also in den mittelal-
terlichen Quellen zuweilen von einer eigenen Montantätigkeit bestimmter Klös-
ter die Rede ist, dann kann kein Zweifel daran bestehen, dass damit in der Regel
Aktivitäten der jeweiligen Laienbrüder gemeint sein müssen.
Vor diesem Hintergrund allerdings scheint gerade der Zisterzienserorden doch
noch am ehesten geeignet, eigene Bergbau-Kompetenzen zu entwickeln, eben
weil in ihm das Institut der Konversen die weiteste Entfaltung gefunden hat -
durch das Angebot, auch noch in fortgeschrittenem Alter, gewissermaßen auf
dem zweiten Bildungsweg, in ein Kloster einzutreten, hatte sich der Orden die
Chance eröffnet, einheimische Fachkräfte mit der gerade im Montanwesen unver-
zichtbaren einschlägigen Berufserfahrung zu gewinnen1; die Laienbrüder waren
nicht klausuriert und hatten ein gegenüber den Chormönchen stark vermindertes
liturgisches Pensum, das gestattete ihnen grundsätzlich auch zeitaufwendigere
1 Karl Heinz Spiess, Die Beziehungen einiger mitteldeutscher Zisterzienserabteien zum dor-
tigen Bergbau, in: Analecta Sacri Ordinis Cisterciensis 15 (1959), S. 265-283, S. 267; Chris-
toph Bartels, Die Zisterzienser im Montanwesen des Mittelalters und die Bedeutung ihrer
Klöster für den Bergbau und das Hüttenwesen des Harzraumes, in: Bete und arbeite! Zister-
zienser in der Grafschaft Mansfeld. Begleitband zur Ausstellung im Sterbehaus Martin
Luthers in Eisleben, 24.10.1998-24.6.1999, hg. von Esther Pia Wipfler (Katalog / Stiftung
Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt 3), Halle an der Saale 1998, S. 99-117, S. 104-105.
 
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