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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0185
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184 I Philipp Stenzig

Spezialtätigkeiten auf den Grangien; und auch das vielbeschworene zisterziensi-
sche Arbeitsethos mag dazu beigetragen haben, dass sich der Orden für diesen
beschwerlichen (aber lukrativen) Wirtschaftszweig zu begeistern vermochte.2
Tatsächlich ist von Morimond in der Champagne, der Primärabtei zahlreicher
deutscher Klöster, belegt, dass sich die dortigen Zisterzienser schon im 12. Jahr-
hundert dem Abbau eisenhaltiger Minetteerze widmeten - im 90 Kilometer ent-
fernten lothringischen Chaligny, wo ihnen der Graf von Vaudemont, Gerard II.
(f 1188), die dort schon vorher bestehenden Minen überlassen hatte.3 In Fonte-
nay im Burgund begann man ebenfalls schon im 12. Jahrhundert, sich mit der
Förderung und Verhüttung von Eisen zu befassen, in diesem Fall allerdings be-
fanden sich die Lagerstätten in unmittelbarer Nähe des Klosters. Heute noch
kündet das Ende des 12. Jahrhunderts errichtete gotische Gebäude der Schmiede
von diesen Aktivitäten, die inzwischen auch archäologisch gut dokumentiert
sind. Besondere Aufmerksamkeit verdient hier das Pochwerk, das über eine No-
ckenwelle von Wasserrädern angetrieben wurde, dazu hatten die Zisterzienser
einen nahegelegenen Bach umgeleitet.4 Auch in der Abtei des hl. Bernhard, in
2 Bartels, Die Zisterzienser (wie Anm. 1), S. 100-102, näherhin S. 102: „Aufgrund ihrer spe-
zifischen Ordenspraxis wuchsen den Zisterziensern Kenntnisse und Fähigkeiten zu, die im
Montanwesen unverzichtbar bzw. höchst nützlich sind. Damit waren sie für ein Engagement
im Berg- und Hüttenwesen bestens gerüstet; ein Zweig der Montantätigkeit, die Bausteinge-
winnung, gehörte ohnehin zum Kanon ihrer Tätigkeiten. Ein Arbeitsethos, das auch körper-
lich schwere, mit Schmutz und Naturunbilden sich auseinandersetzende Arbeiten in keinem
Gegensatz zur kontemplativen Seite des Mönchslebens sah, schloß Bergbau und Hüttenwe-
sen als Tätigkeitsfelder ohne weiteres ein. Die Annahme, daß auch im Montanbereich or-
densseitig das Bestreben herrschte, Eigenwirtschaft zu betreiben, liegt nahe."
3 Spiess, Die Beziehungen (wie Anm. 1), S. 267; Alain Girardot, Forges princieres et forges
monastiques. Coup d'ceil sur la siderurgie lorraine aux XIIe et XIIIe siecles, in: Revue
d'histoire des mines et de la metallurgie 2 (1970), S. 3-20; Winfried Schich, Die Wirt-
schaftstätigkeit der Zisterzienser im Mittelalter. Handel und Gewerbe, in: Die Zisterzienser.
Ordensleben zwischen Ideal und Wirklichkeit, Bd. 1, hg. von Kaspar ELM/Peter Joerissen/
Hermann Josef Roth (Schriften des Rheinischen Museumsamtes 10), Aachen 1980, S. 217-
236, S. 230-232; Bartels, Die Zisterzienser (wie Anm. 1), S. 106. Zur Metallurgie im eigent-
lichen Klosterbezirk vgl. Catherine Verna, La siderurgie cistercienne en Champagne meridi-
onale et en Bourgogne du nord (XIIe-XVe siecles), in: L'economie cistercienne. Geographie.
Mutations du Moyen Age aux temps modernes. (Actes du colloque) Troisieme journee inter-
nationale d'histoire (abbaye de Flaran, 16-18 septembre 1981), Auch 1983, S. 207-212; Cathe-
rine Verna, Les Mines et les forges des Cisterciens en Champagne meridionale et en Bourgo-
gne du nord, XIIe-XVe siecles (Histoire et patrimoine), Paris 1995; Benoit Rouzeau, L'activite
industrielle des moines blancs ä Morimond aux epoques medievales et modernes d'apres les
sources ecrites et archeologiques. Metallurgie et bätiment industriel cistercien dans l'enclos,
in: L'abbaye cistercienne de Morimond. Histoire et rayonnement. Actes du colloque (Langres,
5-6 septembre 2003), hg. von Michel Parisse/Georges Viard, Langres 2005, S. 205-240.
4 Paul Benoit, Un site industriel medieval. L'abbaye de Fontenay, in: Memoires de la Commis-
sion des antiquites de la Cöte-d'Or 34 (1984-1986), S. 219-247; Paul Benoit, La forge de
 
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