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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0038
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Das byzantinische Süditalien.
Eine Inspirationsquelle für die
Innovation des westlichen
Mönchtums?
Annick Peters- Custot

Unzweifelhaft waren die monastischen Reformen, die die lateinische Welt seit
der Mitte des zehnten Jahrhunderts erlebte, grundlegende Formen der Innova-
tion für den christlichen Westen. Es ist schwierig, die einzelnen Phasen dieser
komplexen, vielgestaltigen Bewegungen oft lokalen Ursprungs zu definieren.
Deutlich wird allerdings, dass die westlichen Reformen des Mönchtums in zwei
aufeinanderfolgenden Phasen Teil einer globalen Reflexionsbewegung über die
Rolle der Mönche in der christlichen Gesellschaft wurden. Die erste Phase ist
durch das Entstehen des sogenannten „neuen Mönchtums" gekennzeichnet,
ausgedrückt in der Rückkehr zu einer rigorosen Askese im Rahmen eines „rati-
onalen Eremitismus" - eines Gruppen-Eremitismus, angeführt von charismati-
schen Personen, die später zu Gründern oder Erneuerern von koinobitischen
Institutionen werden.1 Die zweite Phase betrifft die institutionelle Verfestigung
dieser innovativen Formen im Rahmen der „neuen religiösen Orden", von denen
der Zisterzienser-Orden als die erste und sobald perfekteste Verwirklichung
galt.2 Im Folgenden wird vor allem die erste Phase behandelt, nämlich die des
„neuen Mönchtums".

1 Dieser „rationale", kollektive Eremitismus, bei dem die Eremiten einer Regel folgen, wird am
Anfang der von Brun von Querfurt um 1006-1008 verfassten Passio Sanctorum Benedicti et
Johannis ac sociorum eorundem verherrlicht: Ut fama venit Romaldum, patrem rationabili-
um heremitarum, qui cum lege vivunt, venisse ... Passio Sanctorum Benedicti et Johannis ac
sociorum eorundem, in: Vita quinque fratrum eremitarum, seu Vita vel passio Benedicti et
Iohannis sociorumque suorum auctore Brunone Querfurtensi ; Epistola Brunonis ad Henri-
cum regem, hg. von Jadwiga Karwasinska (Monumenta Poloniae Historica. Series Nova
4,3), Warschau 1973, S. 378-428, hier S. 380. Der Text wurde mit einer italienischen Überset-
zung erneut publiziert: Bruno de Querfurt, Vita dei Cinque Fratelli e Lettera a Re Enrico,
hg. von Bernardo Ignesti, Arezzo 1951, S. 111-151, hier S. 113.

2 Cosimo Damiano Fonseca, Monachesimo ed eremitismo in Italia nel XII secolo, in: Studi in
onore di Giosue Musea, hg. von Cosimo Damiano FoNSECA/Vito Sivo, Bari 2000, S. 173-187.
 
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