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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0054
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Kaiser und Eremit:
Otto III. und Romuald
von Camaldoli
Knut Görich

Romuald von Camaldoli war einer der charismatischsten mittelalterlichen Ere-
miten. Seine Wirkung auf die Zeitgenossen bestand darin, dass er mit großer
individueller Glaubwürdigkeit die Konsequenzen der radikalen Weltabkehr auf
sich nahm, der er sich um der Heiligung seiner Seele willen verschrieben hatte:
Wie viele andere italienische Eremiten um die Jahrtausendwende unterwarf
auch er sich mit tiefem religiösen Ernst einer Askese bislang unbekannter Schärfe
und war in seiner gegen sich selbst unbarmherzigen Bußpraxis Vorbild für an-
dere, insbesondere auch Adlige, denen die Begegnung mit ihm zum Anlass per-
sönlicher Umkehr wurde und die ihm in die selbstgewählte Einsamkeit folgten.1
Aber die Zeitgenossen nahmen auch wahr, was an Romualds Frömmigkeitspra-
xis auffallend neu war. Der aus dem venezianischen Adel stammende Giovanni
Gradenigo, der Romuald erst in das Benediktinerkloster Cuxa in den Pyrenäen
begleitet hatte und dann in der Nähe von Montecassino die Einsamkeit suchte,
charakterisierte ihn als jenen, der „als erster unserer Zeiten in den schönen und
erhabenen Dingen nicht nach eigenem Gutdünken, sondern mit großer Demut
nach den ,Gesprächen der Einsiedlerväter'" lebe und gelehrt habe, welcher Weg
der rechte sei2 - der also die Notwendigkeit zur Regulierung der gänzlich

1 Der neuere Forschungsstand ist erschließbar über die beiden Tagungsbände des Centro Studi
Avellaniti: San Romualdo. Storia, agiografia e spiritualitä, Atti del XXIII Convegno del Cen-
tro Studi Avellaniti, Fonte Avellana 23-26 agosto 2000, Negarine di San Pietro in Cariano
2002; Ottone III e Romualdo di Ravenna. Impero, monasteri et santi asceti, Atti del XXIV
Convegno del Centro Studi Avellaniti, Fonte Avellana 2002, Negarine di San Pietro in Cariano
2003. Aus der älteren deutschen Forschung sei erwähnt Walter Franke, Romuald von Camal-
doli und seine Reformtätigkeit zur Zeit Ottos III. (Historische Studien 107), Berlin 1913.

2 Brun von Querfurt, Vita quinque fratrum eremitarum (seu) vita uel passio Benedicti et
Iohannis Sociorumque Suorum, hg. von Jadwiga Karwasinska (Monumenta Poloniae
Historica. Nova series 4/3), Warszawa 1973, S. 27-84, hier cap. 2, S. 31 Z. 13-S. 32 Z. 1: Hic,
inquit, Romaldus, primus nostrorum temporum non propria presumtione, sed secundum
Collationes patrum heremitarum per pulchra sublimia bumilitate magna uiuit, et que est
 
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