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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0055
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54 I Knut Görich

individueller Willkür überlassenen vita religiosa der Eremiten erkannt habe.
Der sächsische Grafensohn Brun von Querfurt, der sich 1001 Romuald an-
schloss und ihm in die Einsiedelei nach Pereum bei Ravenna folgte, sprach daher
von ihm als dem „Vater der vernünftigen Einsiedler, die nach einem Gesetz
leben".3 Seine Vorstellung, dass das Klosterleben mit dem Einüben der mönchi-
schen Lebensform auf das Eremitentum als eigentlich erstrebenswerte Stufe
religiöser Vollkommenheit nur vorbereite, der Eremitensiedlung freilich eine
Mönchsgemeinschaft zugeordnet sein und für deren äußere Bedürfnisse sorgen
solle, setzte Romuald zu diesem Zeitpunkt bereits in gelebte Praxis um. So sollte
der von ihm besonders geförderte und geschätzte Benedikt von Benevent als Abt
sowohl der Mönchsgemeinschaft des Klosters vorstehen, das Kaiser Otto III.
bei Pereum erbauen und dem 997 während seiner Mission bei den Pruzzen zum
Märtyrer gewordenen Adalbert von Prag weihen ließ, als auch der in den nahe-
gelegenen Sümpfen lebenden Einsiedlergemeinschaft.4 Die Nachwirkung Ro-
mualds, von dem keine schriftlichen Zeugnisse über seine Reform des Eremiten-
lebens überliefert sind, bestand darin, dass seine Gefährten in seinen zahlreichen
Gründungen nach seinen Anweisungen lebten - und deren mündlich weiterge-
gebene Erinnerungen das Fundament der zwischen 1042 und 1043 entstandenen
Vita beati Romualdi bildeten, mit der Petrus Damiani seinen eigenen Vorstel-
lungen von einer nach festen Regeln verfassten Eremitengemeinschaft zum
Durchbruch verhelfen wollte.
Auch wenn nicht restlos geklärt ist, inwieweit diese Vita eigentlich eine Art
Autobiographie des Petrus Damiani selbst ist, die Romuald nur die Rolle zu-
wies, sein eigenes monastisches Programm gewissermaßen normverbürgend zu
verkörpern,5 so ließe sich die Entwicklung von Romualds Idee der Zuordnung
recta uia, nos instruxit. In der deutschen Übersetzung folge ich überwiegend Heinrich Gis-
bert Voigt, Brun von Querfurt. Mönch, Eremit, Erzbischof der Heiden und Märtyrer,
Stuttgart 1907, S. 377-436, hier S. 380f. Hingewiesen sei auf die englische Übersetzung von
Marina Miladinov, Life of the Five Brethren by Bruno of Querfurt, in: Vitae sanctorum
aetatis conversionis Europae centralis (Saec. X—XI). Saints of the Christianization Age of
Central Europe (Tenth-Eleventh Century), hg. von Gabor Klaniczay, Budapest/New York
2013, S. 185-313.
3 Brun von Querfurt, Vita quinque fratrum (wie Anm. 2), cap. 2, S. 32 Z. 15-16: Utfama uenit
Romaldumpatrem rationabilium beremitarum qui cum lege uiuunt uenisse [...]; Voigt, Brun
(wie Anm. 2), S. 383.
4 Brun von Querfurt, Vita quinque fratrum (wie Anm. 2), cap. 2, S. 37 Z. 13-14: [...] cenobitis
et heremitis talis ille [Benedictus] multum prodesse posset; Voigt, Brun (wie Anm. 2), S. 385-
386. Vgl. auch Joseph H. Wong, Il triplex bonum nella vita dei primi discepoli di S. Romual-
do. Dalla prassi monastica al senso teologico-spirituale, in: San Romualdo (wie Anm. 1),
S. 243-282, hier S. 248f.
5 Nicolangelo D'Acunto, Un eremita in movimento. Il Romualdo di Pier Damiani, in: San
Romualdo (wie Anm. 1), S. 97-129, hier S. 98; Umberto Longo, La conversione di Romualdo
 
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