Mächtige Verwandte - zwei
Klarissenkonvente im Schatten der
Colonna im römischen Trecento
Andreas Rehberg
I. Einleitung1
Klostergemeinschaften wurden nicht nur durch die „Strahlkraft" eigener Mit-
brüder beziehungsweise -schwestern geprägt, sondern oft auch durch das Vor-
bild von weltlichen und geistlichen Außenstehenden, zuvorderst von den Grün-
dern und Gründerinnen beziehungsweise deren Umfeld. In diesem Sinne
verdankte so manches Kloster seine spirituelle und mitunter politische Prägung
äußeren Einflüssen. Die sich dahinter verbergenden komplexen sozialen und
ökonomischen Interessen sollen anhand der beiden Klarissenkonvente San Sil-
vestro in Capite (Teil II.1.) und San Lorenzo in Panisperna in Rom (Teil II.2.),
die um 1300 von der mächtigen Baronalfamilie der Colonna gegründet wurden,
illustriert werden.
Die Bibliographie zu Frauenklöstern ist enorm und auch in Italien wird das
Thema „Monachesimo al femminile" breit behandelt.2 Für die Stadt Rom gibt es
1 Der vorliegende Beitrag greift die Überlegungen in Andreas Rehberg, Nobiltä e monasteri
femminili nel Trecento romano: il caso dei conventi delle clarisse di San Silvestro in Capite e
di San Lorenzo in Panisperna, in: Reti Medievali Rivista 19/1 (2018), S. 403-435, online ver-
fügbar unter: http://www.rmojs.unina.it/index.php/rrn/article/view/5635 (zuletzt abgerufen
am 25.01.2020) auf.
2 Aus einer immensen Bibliographie und zum Vergleich mit anderen städtischen Beispielen sei
hingewiesen auf Peter Höhler, Frauenklöster in einer italienischen Stadt. Zur Wirtschafts-
und Sozialgeschichte der Klarissen von Monteluce und der Zisterzienserinnen von S. Giulia-
na in Perugia (13.-Mitte 15.Jh.), in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und
Bibliotheken (= QFIAB) 67 (1987), S. 1-107; 68 (1988), S. 167-283; Annamaria Facchiano,
Monasteri femminili e nobiltä a Napoli tra medioevo ed etä moderna. Il Necrologio di S. Pa-
trizia (secc. XII-XVI) (Fonti per la storia del mezzogiorno medievale 11), Altavilla Silentina
(Salerno) 1992; Il monachesimo femminile in Italia dall'alto medioevo al secolo XVII a con-
fronto con l'oggi. Atti del VI convegno del Centro di Studi Farfensi, Santa Vittoria in Mate-
nano, 21-24 settembre 1995, hg. von Gabriela Zarri (Scuola di memoria storica 6), Negarine
di San Pietro in Cariano (Verona) 1997; Bartolomea Riccoboni, Life and Death in a Venetian
Convent: The Chronicle and Necrology of Corpus Domini, 1395-1436, hg. von Daniel
Klarissenkonvente im Schatten der
Colonna im römischen Trecento
Andreas Rehberg
I. Einleitung1
Klostergemeinschaften wurden nicht nur durch die „Strahlkraft" eigener Mit-
brüder beziehungsweise -schwestern geprägt, sondern oft auch durch das Vor-
bild von weltlichen und geistlichen Außenstehenden, zuvorderst von den Grün-
dern und Gründerinnen beziehungsweise deren Umfeld. In diesem Sinne
verdankte so manches Kloster seine spirituelle und mitunter politische Prägung
äußeren Einflüssen. Die sich dahinter verbergenden komplexen sozialen und
ökonomischen Interessen sollen anhand der beiden Klarissenkonvente San Sil-
vestro in Capite (Teil II.1.) und San Lorenzo in Panisperna in Rom (Teil II.2.),
die um 1300 von der mächtigen Baronalfamilie der Colonna gegründet wurden,
illustriert werden.
Die Bibliographie zu Frauenklöstern ist enorm und auch in Italien wird das
Thema „Monachesimo al femminile" breit behandelt.2 Für die Stadt Rom gibt es
1 Der vorliegende Beitrag greift die Überlegungen in Andreas Rehberg, Nobiltä e monasteri
femminili nel Trecento romano: il caso dei conventi delle clarisse di San Silvestro in Capite e
di San Lorenzo in Panisperna, in: Reti Medievali Rivista 19/1 (2018), S. 403-435, online ver-
fügbar unter: http://www.rmojs.unina.it/index.php/rrn/article/view/5635 (zuletzt abgerufen
am 25.01.2020) auf.
2 Aus einer immensen Bibliographie und zum Vergleich mit anderen städtischen Beispielen sei
hingewiesen auf Peter Höhler, Frauenklöster in einer italienischen Stadt. Zur Wirtschafts-
und Sozialgeschichte der Klarissen von Monteluce und der Zisterzienserinnen von S. Giulia-
na in Perugia (13.-Mitte 15.Jh.), in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und
Bibliotheken (= QFIAB) 67 (1987), S. 1-107; 68 (1988), S. 167-283; Annamaria Facchiano,
Monasteri femminili e nobiltä a Napoli tra medioevo ed etä moderna. Il Necrologio di S. Pa-
trizia (secc. XII-XVI) (Fonti per la storia del mezzogiorno medievale 11), Altavilla Silentina
(Salerno) 1992; Il monachesimo femminile in Italia dall'alto medioevo al secolo XVII a con-
fronto con l'oggi. Atti del VI convegno del Centro di Studi Farfensi, Santa Vittoria in Mate-
nano, 21-24 settembre 1995, hg. von Gabriela Zarri (Scuola di memoria storica 6), Negarine
di San Pietro in Cariano (Verona) 1997; Bartolomea Riccoboni, Life and Death in a Venetian
Convent: The Chronicle and Necrology of Corpus Domini, 1395-1436, hg. von Daniel