Kaiser Karl IV. und seine Mönche.
Klöster als Orte des Wissens
im mittelalterlichen Prag
Vaclav Zurek
Als der böhmische König und römische Kaiser Karl IV. im November 1378
starb, wurde sein einbalsamierter Leichnam in einer vier Tage dauernden Pro-
zession durch ganz Prag getragen. Nach der ersten Nacht in der Kapitelkirche
auf dem Vysehrad, einem Ort mit hoher symbolischer Bedeutung für die Früh-
geschichte Böhmens, wurde der tote Kaiser die nächsten beiden Nächte in ver-
schiedenen Klosterkirchen aufgebahrt - erst in der Minoritenkirche St. Jakob in
der Altstadt und dann in der Marienkirche des Johanniter-Konvents auf der
Kleinseite, wo der Minorit und beliebte Prediger Heinrich von Wildenstein eine
Leichenrede hielt. Erst danach fand die Begräbniszeremonie im Veitsdom statt.
Die Bedeutung der Klöster für den toten Kaiser tritt also auch im Kontext der
feierlichen Trauerzeremonie zu Tage.1
Karl IV. wurde schon zu Lebzeiten und später noch intensiver als fleißiger
Stifter gelobt, wie z. B. ein Eintrag im Katalog der böhmischen Herrscher be-
legt, der eine fast komplette Übersicht über Karls Stiftungen enthält: „Als er
noch glücklich lebte, gründete er die Mansionare im Prager Dom, außerdem
die Chorherren-Kollegien in der Allerheiligenkapelle und in Karlstein. Außer-
dem Klöster in Prag: St. Karl, St. Ambrosius, bei den Slawen, St. Katharina,
St. Maria auf dem Rasen und die Karmeliten. Weiter Cölestiner auf der Burg
Oybin, Klöster der Ordenskanoniker in Ingelheim in der Mainzer Diözese
1 Zu Karls Begräbnis siehe Frantisek Smahel, Spectaculum et pompa funebris. Das Leichen-
zeremoniell bei der Bestattung Kaiser Karls IV., in: Zur politischen Präsentation und Allego-
rie im 14. und 15. Jahrhundert, hg. von Frantisek Smahel (Otto-von-Freising-Vorlesungen
der Katholischen Universität Eichstätt 9) München 1994, S. 1-37; Martin Bauch, Der
schwarze Reiter. Die Funeralzeremonie Karls IV. im europäischen Kontext, in: Heilige, Hel-
den, Wüteriche. Herrschaftsstile im langen Jahrhundert der Luxemburger, hg. von Martin
BAUCH/Julia BuRKHARDT/Tomäs GAUDEK/Vaclav 2ürek (Forschungen zur Kaiser- und
Papstgeschichte des Mittelalters. Beihefte zu J.F. Böhmer, Regesta Imperii, 41), Köln/Wien
2017, S. 43-60.
Klöster als Orte des Wissens
im mittelalterlichen Prag
Vaclav Zurek
Als der böhmische König und römische Kaiser Karl IV. im November 1378
starb, wurde sein einbalsamierter Leichnam in einer vier Tage dauernden Pro-
zession durch ganz Prag getragen. Nach der ersten Nacht in der Kapitelkirche
auf dem Vysehrad, einem Ort mit hoher symbolischer Bedeutung für die Früh-
geschichte Böhmens, wurde der tote Kaiser die nächsten beiden Nächte in ver-
schiedenen Klosterkirchen aufgebahrt - erst in der Minoritenkirche St. Jakob in
der Altstadt und dann in der Marienkirche des Johanniter-Konvents auf der
Kleinseite, wo der Minorit und beliebte Prediger Heinrich von Wildenstein eine
Leichenrede hielt. Erst danach fand die Begräbniszeremonie im Veitsdom statt.
Die Bedeutung der Klöster für den toten Kaiser tritt also auch im Kontext der
feierlichen Trauerzeremonie zu Tage.1
Karl IV. wurde schon zu Lebzeiten und später noch intensiver als fleißiger
Stifter gelobt, wie z. B. ein Eintrag im Katalog der böhmischen Herrscher be-
legt, der eine fast komplette Übersicht über Karls Stiftungen enthält: „Als er
noch glücklich lebte, gründete er die Mansionare im Prager Dom, außerdem
die Chorherren-Kollegien in der Allerheiligenkapelle und in Karlstein. Außer-
dem Klöster in Prag: St. Karl, St. Ambrosius, bei den Slawen, St. Katharina,
St. Maria auf dem Rasen und die Karmeliten. Weiter Cölestiner auf der Burg
Oybin, Klöster der Ordenskanoniker in Ingelheim in der Mainzer Diözese
1 Zu Karls Begräbnis siehe Frantisek Smahel, Spectaculum et pompa funebris. Das Leichen-
zeremoniell bei der Bestattung Kaiser Karls IV., in: Zur politischen Präsentation und Allego-
rie im 14. und 15. Jahrhundert, hg. von Frantisek Smahel (Otto-von-Freising-Vorlesungen
der Katholischen Universität Eichstätt 9) München 1994, S. 1-37; Martin Bauch, Der
schwarze Reiter. Die Funeralzeremonie Karls IV. im europäischen Kontext, in: Heilige, Hel-
den, Wüteriche. Herrschaftsstile im langen Jahrhundert der Luxemburger, hg. von Martin
BAUCH/Julia BuRKHARDT/Tomäs GAUDEK/Vaclav 2ürek (Forschungen zur Kaiser- und
Papstgeschichte des Mittelalters. Beihefte zu J.F. Böhmer, Regesta Imperii, 41), Köln/Wien
2017, S. 43-60.