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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0056
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Kaiser und Eremit: Otto III. und Romuald von Camaldoli 1 55

von Kloster und Eremitengemeinschaft über Beispiele ihrer Verwirklichung zu
seinen Lebzeiten bis hin zu erfolgreichen Nachahmungen an mehreren Orten
nach seinem Tod unschwer als der Dreischritt von inventio, innovatio und dif-
fusio darstellen, der in den einleitenden Bemerkungen dieser Tagung als „valide
Bestimmung von Innovation" charakterisiert wird.6 Cum grano salis ließe sich
deshalb auch für Romualds eremitische Kongregationen mancherlei nachzeich-
nen, was mit Blick auf hochmittelalterliche Klöster als „Innovationslabore euro-
päischer Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle" im Rahmen des Projekts der
Heidelberger und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften bereits als
charakteristisch erkannt wurde. Denn auch die von Romuald propagierte Form
religiöser Lebensgestaltung war innovativ und bewirkte Innovationen - wie
etwa die Übertragung der Sorge für alle wirtschaftlichen Bedürfnisse an Laien-
brüder, was den Eremiten die Konzentration auf ihre vita contemplative ermög-
lichte und sich bei Camaldulensern und Vallombrosianern am frühesten institu-
tionell verfestigt zu haben scheint.7 Auch Romualds Normierungen des Lebens
eremitischer Gemeinschaften lag eine Ratio der Organisation zugrunde, die
„gleichermaßen die bestmögliche Entfaltung von individuellen Frömmigkeits-
praktiken im Rahmen sowohl der gemeinschaftlichen Liturgie als auch der sepa-
rierten Kontemplation" gewährleistete.8
Fällt es also nicht schwer, im praktischen Vollzug des innovatorischen Be-
wusstseins, der Romuald in der Wahrnehmung seiner Zeitgenossen zum pater

di Ravenna come manifesto programmatico della riforma eremitica, in: Ottone III (wie
Anm. 1), S. 216-235, hier S. 73; Ders., Come angeli in terra: Pier Damiani, la santita e la ri-
forma del secolo XI, Roma 2012; Hartmut Beyer, Autorschaft bei Petrus Damiani. Eremiti-
sche Inspiration und ihre Vermittlung im Brief, in: Frühmittelalterliche Studien 44 (2010),
S. 187-226. Dazu auch Christian Lohmer, Heremi conversatio. Studien zu den monasti-
schen Vorschriften des Petrus Damiani, München 1991.
6 Siehe den Beitrag Julia BECKER/Julia Burkhardt, Von kreativen Impulsen zur Nachhaltig-
keit: Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im Mittelalter, S. 9-33.
7 Zur Forschungslage bezüglich des Konverseninstituts vgl. Michael Borgolte, Sozial-
geschichte des Mittelalters. Eine Forschungsbilanz nach der deutschen Einheit (Historische
Zeitschrift Beihefte NF 22), München 1996, S. 315-322; Regine Birkmeyer, Ehetrennung
und monastische Konversion im Hochmittelalter, Berlin 1998, S. 18-23; vgl. auch Steffen
Krieb, Konversen in Konflikten. Die Laienbrüder der Zisterzienser im Kontext der ländli-
chen Gesellschaft, in: Adel und Bauern in der Gesellschaft des Mittelalters. Internationales
Kolloquium zum 65. Geburtstag von Werner Rösener, hg. von Carola FEY/Steffen Krieb
(Studien und Texte zur Geistes- und Sozialgeschichte des Mittelalters 6), Korb 2012, S. 271-
288, bes. S. 273-275.
8 Die Formulierung in anderem Kontext bei Gert Melville, Innovation aus Verantwortung.
Kloster und Welt im Mittelalter, in: Innovationen durch Deuten und Gestalten. Klöster im
Mittelalter zwischen Jenseits und Welt, hg. von Gert MELVILLE/Bernd SCHNEIDMÜLLER/Ste-
fan Weinfurter (Klöster als Innovationslabore 1), Regensburg 2014, S. 337-354, hier S. 343f.
 
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