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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0263
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262 I Jörg Voigt

Somit kommt dem Protektor eines Ordens die Funktion eines Bindegliedes zwi-
schen Kurie und religiösem Orden zu. Darüber hinaus wird Jakob von Vitry mit
diesem Amt auch Schutzfunktionen verbunden haben, die zu den Amtsaufgaben
eines Ordensprotektors gehört haben dürften.
An dieser Stelle ist ein kurzer Vergleich zu ziehen mit anderen in der ersten
Hälfte des 13. Jahrhunderts entstandenen weiblichen Orden bzw. Ordenszwei-
gen, da sich auch dort gelegentlich Ämter greifen lassen, die eine übergeordnete
Funktion besaßen. Für den in den 1220er Jahren gegründeten Magdalenerin-
nenorden sind beispielsweise für die ersten Jahrzehnte seines Bestehens die Äm-
ter eines defensor und tutor et conservator bekannt. Diese Ämter hatte ab den
1230er Jahren einer der wichtigsten Förderer dieses Ordens inne, und zwar Bi-
schof Konrad II. von Hildesheim.6 Zumindest ist für das Amt des tutor et con-
servator bekannt, dass die Besetzung dieses Amtes vom Papst vorgenommen
wurde. In einer Urkunde vom 9. Juni 1245 heißt es, dass Konrad kürzlich von
Papst Innozenz IV. zum tutor et conservator des Ordens eingesetzt worden
war.7 Die beiden genannten Ämter lassen sich im Kontext der mittelalterlichen
Orden bzw. einzelnen Ordensniederlassungen greifen, ohne dass jedoch immer
eine klare Abgrenzung bzw. eine juristische Definition möglich ist.8 Zumindest
bezieht sich Konrad auf dieses Amt - wenn auch nicht regelmäßig - bei der Ver-
mittlung päpstlicher Ablassprivilegien. Mit diesem Amt wurde der Orden der
Magdalenerinnen zusätzlich strukturell differenziert. Neben dem General-
propst sind in der anfänglichen Ordensorganisation noch keine über den einzel-
nen Konvent, dessen Leitung zunächst bei den Prioren lag, die oft auch Mitglie-
der des Magdalenerinnenordens waren, hinausgehenden Instanzen bekannt.9

6 Siehe dazu Jörg Voigt, Der Hildesheimer Bischof Konrad II. (1221-1246/47) und die Anfän-
ge des Ordens der hl. Maria Magdalena in Deutschland, in: Niedersächsisches Jahrbuch für
Landesgeschichte 87 (2015), S. 33-60.

7 Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe, 2. Teil: 1221-1260, bearb.
von Hermann Hoogeweg (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens VI/
II), Hannover/Leipzig 1901, Nr. 739: reverendus pater nobis in Christo dilectus dominus
Conradus Hildensemensis ecclesie episcopus a sanctissimo patre nostro domino papa Innocen-
tio huius nominis quarto nuper tutor et conservator prefati ordinis constitutes. Ein weiterer
Beleg vom 30. Dezember 1246 findet sich in Straßburg, Archives departementales de Bas-
Rhin, Magd. H, 2972/3 (domino C[onrado] dei gratia Hildensheimensis episcopo iudice et
conservatore ordinis beate Marie Magdalene).

8 Ein Beispiel für das Amt des conservator et tutor bei den Augustinereremiten nennt Cristina
Andenna, De introitu fratrum ad civitates. Una fondazione dell'ordo fratrum eremitarum a
Regensburg, in: Studia monastica. Beiträge zum klösterlichen Leben im Mittelalter, hg. von
Reinhard BuTz/Jörg Oberste (Vita regularis. Abhandlungen 22), Münster 2004, S. 125-
150, hier S. 138.

9 Aus dem 13. Jahrhundert sind keine Belege für eine Einteilung des Ordens in Provinzen
überliefert. Somit entwickelten sich keine regelmäßig tagenden, den Provinzialkapiteln der
 
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