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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0350
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Geistliche Gemeinschaften im Mittelalter zwischen Hof, Stadt und Kloster 1 349

die Reflexion und Weiterentwicklung von Modellen der Heilsvermittlung in der
eigenen Gemeinschaft und darüber hinaus in der Seelsorge.
Der Tagungsband und das Projekt, in das er eingebettet ist, fokussieren daher
geistliche Gemeinschaften als ein Milieu, in dem solche Diskussionen - zumal in
Zeiten von Reform und gesellschaftlichen Veränderungen - mit besonderer In-
tensität und Schärfe diskutiert wurden, mehr noch: als ein Milieu, in dem neue
Gemeinschaftsentwürfe experimentell erprobt wurden. Erbrachten nach außen
abgeschlossene religiöse Gruppen gleichsam „im Labor" spezifische Innovati-
onsleistungen, die dann nachhaltig in breiteren gesellschaftlichen Zusammen-
hängen wirksam wurden? Falls dem so war, sind diese Leistungen eher dieser
weltabgewandten religiösen Lebensweise geschuldet oder war im Gegenteil die
enge Verflechtung geistlicher und weltlicher Räume eine Voraussetzung für die
Entfaltung ihres Innovationspotentials? Wie wesentlich waren einzelne charis-
matische Personen und wie ließen sich deren Leistungen verstetigen? Welche
Rolle spielten dabei die Trägergruppen geistlicher Gemeinschaften in ihren regio-
nalen Milieus? Diesen Fragen, welche die Tagungsorganisatorinnen als Leit-
faden für alle Beiträge formuliert haben,22 möchte ich an Beispielen aus dem
österreichischen Herzogtum nachgehen.
Die Kirchen- und Klosterreformen des 11. und 12. Jahrhunderts eignen sich
besonders gut für Fragen nach „kreativen Impulsen" geistlichen Gemeinschafts-

21 Vgl. neben den bibliografischen Hinweisen in Anm. 3, 10 und 12 exemplarisch die Bände der
von der Forschungsstelle für vergleichende Ordensgeschichte (FOVOG) in Dresden (Gert
Melville) herausgegebene Reihe „Vita regularis. Ordnungen und Deutungen religiösen Le-
bens im Mittelalter", die sich der Vielfalt dieser Aspekte widmet, vgl. https://tu-dresden.de/
dcpc/fovog/vita-regularis (zuletzt abgerufen am 6.11.2019); programmatisch etwa der Band
Mittelalterliche Orden und Klöster im Vergleich. Methodische Ansätze und Perspektiven,
hg. von Gert MELVILLE/Anne Müller (Vita regularis. Abhandlungen 34), Münster 2007.

22 Vgl. dazu ausführlicher die Einleitung von Julia BECKER/Julia Burkhardt sowie Gert Mel-
ville, Im Spannungsfeld von religiösem Eifer und methodischem Betrieb. Zur Innovations-
kraft der mittelalterlichen Klöster, in: Denkströme. Journal der Sächsischen Akademie der
Wissenschaften 7 (2011), S. 72-92, online verfügbar unter: http://www.denkstroeme.de/heft-
7/s_72-92_melville und Gert Melville, Innovation im Diskurs, in: Denkströme. Journal der
Sächsischen Akademie der Wissenschaften 17 (2017), S. 11-18, online verfügbar unter http://
www.denkstroeme.de/heft-17/s_ll-18_melville (beide zuletzt abgerufen am 11.11.2019). Me-
thodische Reflexionen über den Innovationsbegriff haben generell seit der Jahrtausendwende
auch in der Mediävistik an Bedeutung gewonnen, siehe zum Beispiel die einführenden Über-
legungen der Herausgeber in: Aufbruch im Mittelalter - Innovation in Gesellschaften der
Vormoderne. Studien zu Ehren von Rainer C. Schwinges, hg. von Christian HESSE/Klaus
Oschema, Ostfildern 2010, S. 9-33; bes. S. 19-21, S. 24-25 sowie S. 29. Eine Pionierarbeit
zur Verknüpfung mit dem Begriff der Reform ist die Studie von Gerhard B. Ladner, Re-
form. Innovation and Tradition in Medieval Christendom [1971], in: Images and Ideas in the
Middle Ages. Selected Studies in History and Art (Storie e letteratura 155-156), Bd. 2, hg.
von Gerhard B. Ladner, Rom 1983, S. 533-558.
 
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