XIII
gen der thematischen Wortliste u r 5 - r a = hubullu (Texte Nr.
1-106). der zugehörigen Kommentarserie mur-gud = imrü =
ballu (Texte Nr. 107-112) und um die Textvertreter der sog. Lü-
Listen (Texte Nr. 113-123). Viele der Tafeln und Tafelfragmente
werden hier zum ersten Mal bekannt gemacht.
Die Zusammenschau der aus Assur stammenden Textzeu-
gen soll zu neuen Fragestellungen ermuntern und neue Erkennt-
nisse generieren. Beispielsweise fällt sogleich ins Auge, daß
in Assur zwar Textzeugen aller 24 Tafeln der Serie u r 5 - r a =
hubullu gefunden wurden, manche Tafeln aber deutlich besser
vertreten sind als andere. Gewiß spielt dabei die Didaktik der
Schreiberausbildung eine große Rolle, aber es gilt auch, nach
weiteren Gründen hierfür zu suchen. Auch ist sofort zu sehen,
daß Tafeln der thematischen Wortliste u r 5 - r a = hubullu nicht
allein in der Bibliothek des Assur-Tempels (M 2. N 1* * 30). sondern
auch in Archiven und Bibliotheken der mittel- (M 3. M 12) und
neuassyrischen Zeit (N 2. N 3. N 4. N 6. N 8) ihren Platz hatten
und darüber hinaus an zahlreichen Stellen in den Suchgräben,
mit denen die Ausgräber das Stadtgebiet durchzogen hatten.31
und auch immer wieder als Oberflächenfunde zu Tage kamen.32
Daraus darf man folgern, daß dieses Werk in Assur eine außer-
ordentlich große Verbreitung besaß. Hierzu paßt, daß Passagen
aus u r 5 - r a = hubullu auch in Schülerübungen aus mittel- und
neuassyrischer Zeit eine herausragende Stellung besitzen. Be-
sonders viele Textvertreter der Serie kommen aus der Tontafelbi-
bliothek aus dem sog. Haus des Beschwörungspriesters.33 Dies
ist bemerkenswert, aber letztlich wenig überraschend, da wir
aus der königlichen Korrespondenz des Assurbanipal wissen,
daß Kisir-Assur, der die Beschwörerbibliothek im wesentlichen
aufgebaut hatte.34 gemeinsam mit einem Kollegen den Auftrag
seines Königs erhalten hatte, für die Palastbibliothek in Ninive
ein Exemplar der umfänglichen Serie anzufertigen.35 Der Heiler
(masmassu). der - wie Textfunde zeigen - im eigenen Haus eine
Schule für Schreiber und Gelehrte unterhielt, galt offenbar gera-
de hierfür als besonders kompetent.
(VAT9717): CDLIP282500; Nr. 119 (VAT 10386): CDLIP282501;
Nr. 120 (VAT 11790): CDLIP281799.
30 Die Siglen richten sich liier und im folgenden nach O. Pedersen.
Archives and libraries in the city of Assur. A survey of the material
from the German excavations, Part I. Uppsala 1985. Part II. Uppsala
1986.
31 Im Planquadrat dC7I: Text Nr. 82; in dE8I: Text Nr. 76; in eA5I:
Text Nr. 50; ineDlOI: Text Nr. 58; infB9I: Text Nr. 8; infClOI: die
Texte Nr. 22 und 23); in 11E8I: Text Nr. 13; in iC9I: Text Nr. 18; und
iniElOI: Text Nr. 9.
32 Die Texte Nr. 10. 12. 47. 48. 91. 92. 102 und ferner der in Istanbul
aufbewahrte Text A 51 (MSL 5. 46 Text R).
33 Neben den in diesem Buch zusammengestellten Texten Nr. 1. 24.
81 auch die nicht auffindbare Tafel mit der Fundnmmner Ass 13973
(siehe Y. Bloch. W. Horowitz. JCS 67. 71-125 Text S3), A 539
(LTBA 1. Nr. 44). ein weiterer unveröffentlichter, nach Istanbul
gelangter Textvertreter, BM 108861 (CT 37, 24-25) und eine Reihe
von Textvertretern, die bei den irakischen Nachgrabungen im sog.
Haus des Beschw örungspriesters gefunden wurden.
3 4 Siehe dazu S. M. Maul, „Die Tontafelbibliothek aus dem sogenannten
»Haus des Beschwörungspriesters«", in: S. M. Maul, N. P. Heeßel
(Hrsg.), Assur-Forschungen. Arbeiten aus der Forschungsstelle
„Edition literarischer Keilschrifttexte aus Assur" der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften, Wiesbaden 2010, 189-228.
35 Siehe S. Parpola, Leiters from Assyrian and Babylonian Scholars,
SAA 10, Helsinki 1993, Text Nr. 102 und dazu P. Villard, „Kisir-
Assur et la bibliotheque de Ninive", NABU 1998, 19 Nr. 16.
Die Betrachtung aller Textzeugen aus Assur ermöglicht
auch, die Entwicklung eines bestimmten lexikalischen Werks in
der longue duree zu untersuchen oder die Unterschiede zu stu-
dieren. die zwischen den Mastertexten der Lehrer und den von
ihren Schülern angefertigten Schreibübungen bestehen. Sie regt
beispielsweise auch die Frage an. ob die Gestaltung des Schrift-
bildes sich eher nach allgemeingültigen Konventionen richtete
oder aber Regeln folgte, die für eine ganz bestimmte Schreiber-
schule in Assur typisch waren. Bei der Durchsicht der in Assur
gefundenen Textvertreter der Serie ur5-ra = hubullu zeigt
sich auch, daß einige davon mit sog. Brennlöchem versehen
wurden,36 andere aber nicht. Warum dies so ist. bedarf noch der
Untersuchung. Unklar bleibt vorerst auch, ob die nicht wenigen
in Assur entdeckten Textvertreter der lexikalischen Serie u r 5 -
ra = hubullu in babylonischer Schrift37 aus Babylonien in die
Metropole am Tigris gelangten oder aber in Assur geschrieben
wurden.
Eine Gesamtschau der lexikalischen Keilschrifttexte aus
Assur wird in Bälde, nach Vorlage von insgesamt vier weiteren
Teilbänden, möglich sein und Antworten auf viele neue For-
schungsfragen dieser Art liefern können.
Im zweiten Teil der Lexikalischen Texte, der seinerseits in
zwei Teilbänden erscheinen wird, folgen auf u r 5 - r a = hubullu.
die zugehörige Kommentarserie und die sog. Lü-Listen die Edi-
tionen aller nach Berlin gelangten Tafeln und Tafelfragmente,
die zu den weiteren aus Assur bekannten Wortlisten gehören.38
Im dritten Teil schließlich werden, ebenfalls in zwei Teilbänden,
die in Assur gefundenen Zeichenlisten zugänglich gemacht, die
sich in der Berliner Sammlung befinden.
Die Druckvorlage der vorliegenden beiden Teilbände er-
stellten die Autoren. Jessica Dreschert (Assur-Forschungsstelle
der Heidelberger Akademie der Wissenschaften') war ihnen dabei
behilflich. Bei den notwendigen Redaktionsarbeiten erfuhr ich
von allen Mitgliedern der Forschungsstelle große Unterstützung.
Ihnen gilt mein aufrichtiger Dank. Zu Dank bin ich auch den
Vertretern des Vorderasiatischen Museums und der Deutschen
Orient-Gesellschaft sowie der Heidelberger Akademie der Wis-
senschaften verpflichtet, ohne deren vielfältige und unbürokra-
tische Unterstützung die Arbeit unserer Forschungsstelle nicht
möglich wäre.
Heidelberg, im März 2018 Stefan M. Maul
36 Es handelt sich um die Texte Nr. 5, 9, 12, 17, 45, 47, 49, 76, 93
und 103. Auch mehrere Textzeugen der sog. Lü-Listen weisen
,Brennlöcher‘ auf (Texte Nr. 115, 118 und 119).
37 Es handelt sich um die Texte Nr. 3, 17, 20, 63, 64, 65 und 69.
Lediglich von einem dieser Schriftstücke ist der Fundort in Assur
bekannt (Text Nr. 63 = Ass 1284 = Planquadrat 11B4V = N 2: 13).
38 Siehe die unten auf S. 1 zusammengestellte Übersicht.
gen der thematischen Wortliste u r 5 - r a = hubullu (Texte Nr.
1-106). der zugehörigen Kommentarserie mur-gud = imrü =
ballu (Texte Nr. 107-112) und um die Textvertreter der sog. Lü-
Listen (Texte Nr. 113-123). Viele der Tafeln und Tafelfragmente
werden hier zum ersten Mal bekannt gemacht.
Die Zusammenschau der aus Assur stammenden Textzeu-
gen soll zu neuen Fragestellungen ermuntern und neue Erkennt-
nisse generieren. Beispielsweise fällt sogleich ins Auge, daß
in Assur zwar Textzeugen aller 24 Tafeln der Serie u r 5 - r a =
hubullu gefunden wurden, manche Tafeln aber deutlich besser
vertreten sind als andere. Gewiß spielt dabei die Didaktik der
Schreiberausbildung eine große Rolle, aber es gilt auch, nach
weiteren Gründen hierfür zu suchen. Auch ist sofort zu sehen,
daß Tafeln der thematischen Wortliste u r 5 - r a = hubullu nicht
allein in der Bibliothek des Assur-Tempels (M 2. N 1* * 30). sondern
auch in Archiven und Bibliotheken der mittel- (M 3. M 12) und
neuassyrischen Zeit (N 2. N 3. N 4. N 6. N 8) ihren Platz hatten
und darüber hinaus an zahlreichen Stellen in den Suchgräben,
mit denen die Ausgräber das Stadtgebiet durchzogen hatten.31
und auch immer wieder als Oberflächenfunde zu Tage kamen.32
Daraus darf man folgern, daß dieses Werk in Assur eine außer-
ordentlich große Verbreitung besaß. Hierzu paßt, daß Passagen
aus u r 5 - r a = hubullu auch in Schülerübungen aus mittel- und
neuassyrischer Zeit eine herausragende Stellung besitzen. Be-
sonders viele Textvertreter der Serie kommen aus der Tontafelbi-
bliothek aus dem sog. Haus des Beschwörungspriesters.33 Dies
ist bemerkenswert, aber letztlich wenig überraschend, da wir
aus der königlichen Korrespondenz des Assurbanipal wissen,
daß Kisir-Assur, der die Beschwörerbibliothek im wesentlichen
aufgebaut hatte.34 gemeinsam mit einem Kollegen den Auftrag
seines Königs erhalten hatte, für die Palastbibliothek in Ninive
ein Exemplar der umfänglichen Serie anzufertigen.35 Der Heiler
(masmassu). der - wie Textfunde zeigen - im eigenen Haus eine
Schule für Schreiber und Gelehrte unterhielt, galt offenbar gera-
de hierfür als besonders kompetent.
(VAT9717): CDLIP282500; Nr. 119 (VAT 10386): CDLIP282501;
Nr. 120 (VAT 11790): CDLIP281799.
30 Die Siglen richten sich liier und im folgenden nach O. Pedersen.
Archives and libraries in the city of Assur. A survey of the material
from the German excavations, Part I. Uppsala 1985. Part II. Uppsala
1986.
31 Im Planquadrat dC7I: Text Nr. 82; in dE8I: Text Nr. 76; in eA5I:
Text Nr. 50; ineDlOI: Text Nr. 58; infB9I: Text Nr. 8; infClOI: die
Texte Nr. 22 und 23); in 11E8I: Text Nr. 13; in iC9I: Text Nr. 18; und
iniElOI: Text Nr. 9.
32 Die Texte Nr. 10. 12. 47. 48. 91. 92. 102 und ferner der in Istanbul
aufbewahrte Text A 51 (MSL 5. 46 Text R).
33 Neben den in diesem Buch zusammengestellten Texten Nr. 1. 24.
81 auch die nicht auffindbare Tafel mit der Fundnmmner Ass 13973
(siehe Y. Bloch. W. Horowitz. JCS 67. 71-125 Text S3), A 539
(LTBA 1. Nr. 44). ein weiterer unveröffentlichter, nach Istanbul
gelangter Textvertreter, BM 108861 (CT 37, 24-25) und eine Reihe
von Textvertretern, die bei den irakischen Nachgrabungen im sog.
Haus des Beschw örungspriesters gefunden wurden.
3 4 Siehe dazu S. M. Maul, „Die Tontafelbibliothek aus dem sogenannten
»Haus des Beschwörungspriesters«", in: S. M. Maul, N. P. Heeßel
(Hrsg.), Assur-Forschungen. Arbeiten aus der Forschungsstelle
„Edition literarischer Keilschrifttexte aus Assur" der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften, Wiesbaden 2010, 189-228.
35 Siehe S. Parpola, Leiters from Assyrian and Babylonian Scholars,
SAA 10, Helsinki 1993, Text Nr. 102 und dazu P. Villard, „Kisir-
Assur et la bibliotheque de Ninive", NABU 1998, 19 Nr. 16.
Die Betrachtung aller Textzeugen aus Assur ermöglicht
auch, die Entwicklung eines bestimmten lexikalischen Werks in
der longue duree zu untersuchen oder die Unterschiede zu stu-
dieren. die zwischen den Mastertexten der Lehrer und den von
ihren Schülern angefertigten Schreibübungen bestehen. Sie regt
beispielsweise auch die Frage an. ob die Gestaltung des Schrift-
bildes sich eher nach allgemeingültigen Konventionen richtete
oder aber Regeln folgte, die für eine ganz bestimmte Schreiber-
schule in Assur typisch waren. Bei der Durchsicht der in Assur
gefundenen Textvertreter der Serie ur5-ra = hubullu zeigt
sich auch, daß einige davon mit sog. Brennlöchem versehen
wurden,36 andere aber nicht. Warum dies so ist. bedarf noch der
Untersuchung. Unklar bleibt vorerst auch, ob die nicht wenigen
in Assur entdeckten Textvertreter der lexikalischen Serie u r 5 -
ra = hubullu in babylonischer Schrift37 aus Babylonien in die
Metropole am Tigris gelangten oder aber in Assur geschrieben
wurden.
Eine Gesamtschau der lexikalischen Keilschrifttexte aus
Assur wird in Bälde, nach Vorlage von insgesamt vier weiteren
Teilbänden, möglich sein und Antworten auf viele neue For-
schungsfragen dieser Art liefern können.
Im zweiten Teil der Lexikalischen Texte, der seinerseits in
zwei Teilbänden erscheinen wird, folgen auf u r 5 - r a = hubullu.
die zugehörige Kommentarserie und die sog. Lü-Listen die Edi-
tionen aller nach Berlin gelangten Tafeln und Tafelfragmente,
die zu den weiteren aus Assur bekannten Wortlisten gehören.38
Im dritten Teil schließlich werden, ebenfalls in zwei Teilbänden,
die in Assur gefundenen Zeichenlisten zugänglich gemacht, die
sich in der Berliner Sammlung befinden.
Die Druckvorlage der vorliegenden beiden Teilbände er-
stellten die Autoren. Jessica Dreschert (Assur-Forschungsstelle
der Heidelberger Akademie der Wissenschaften') war ihnen dabei
behilflich. Bei den notwendigen Redaktionsarbeiten erfuhr ich
von allen Mitgliedern der Forschungsstelle große Unterstützung.
Ihnen gilt mein aufrichtiger Dank. Zu Dank bin ich auch den
Vertretern des Vorderasiatischen Museums und der Deutschen
Orient-Gesellschaft sowie der Heidelberger Akademie der Wis-
senschaften verpflichtet, ohne deren vielfältige und unbürokra-
tische Unterstützung die Arbeit unserer Forschungsstelle nicht
möglich wäre.
Heidelberg, im März 2018 Stefan M. Maul
36 Es handelt sich um die Texte Nr. 5, 9, 12, 17, 45, 47, 49, 76, 93
und 103. Auch mehrere Textzeugen der sog. Lü-Listen weisen
,Brennlöcher‘ auf (Texte Nr. 115, 118 und 119).
37 Es handelt sich um die Texte Nr. 3, 17, 20, 63, 64, 65 und 69.
Lediglich von einem dieser Schriftstücke ist der Fundort in Assur
bekannt (Text Nr. 63 = Ass 1284 = Planquadrat 11B4V = N 2: 13).
38 Siehe die unten auf S. 1 zusammengestellte Übersicht.