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Weiershäuser, Frauke; Hrůša, Ivan; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 8, Teil 1): Ur5-ra: Einleitung, Katalog, Textbearbeitungen, Verzeichnisse — Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.57033#0019
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Lexikalische Texte I, Teil 1

Die in diesem Band edierten Texte
In dem vorliegenden Band werden Manuskripte von drei
lexikalischen Werken veröffentlicht: ur5-ra = hubullu (Texte
1-106 mit Manuskripten aus mittel- und neuassyrischer Zeit),
mur-gud = imrü = ballu (Texte 107-112. mit Manuskripten
aus neuassyrischer Zeit) und die Lü-Listen (Texte 113-123. mit
Manuskripten aus mittel- und neuassyrischer Zeit). Da fast alle
in mur-gud = imrü = ballu aufgenommenen Wortgleichungen
Erklärungen zu ur5-ra = hubullu liefern, ergibt sich die
Notwendigkeit, beide lexikalischen Werke gemeinsam zu
präsentieren, nahezu von selbst. Die Entscheidung, die Lü-Listen
ebenfalls in den vorliegenden Band aufzunehmen, trägt dem
Umstand Rechnung, daß auch die mesopotamischen Gelehrten
im ersten vorchristlichen Jahrtausend in ihren Katalogen
lexikalischer Werke die kurze, nur zwei Tafeln umfassende
Version des ..kanonischen” lü = sa6 auf ur5-ra = hubullu folgen
ließen (siehe E. von Weiher. SpTU 4. Nr. 186. Vs. 2’—7’).
ur5-ra = hubullu (Hh)7 ist eine umfassende, unter
thematischen Gesichtspunkten geordnete Liste, die zumeist
der materiellen Realität des Alltagslebens gewidmet ist. Die
ersten Versionen des Werkes, unter denen die aus Nippur
bekannte Fassung am besten dokumentiert ist. stammen aus
der altbabylonischen Zeit und sind größtenteils einsprachig
sumerisch.
Im Nippur der altbabylonischen Zeit wurde die Liste auf sechs
Tafeln überliefert. Sie enthielten die folgenden thematischen
Abschnitte: (I) Bäume. Holz und Holzgegenstände; (II) Rohr.
Ton. Leder. Metall und aus diesen Materialen hergestellte
Gegenstände; (III) wilde und domestizierte Tiere. Portionen
von Fleisch; (IV) Steine und Steingegenstände. Wildpflanzen
und Gartenpflanzen. Fische und Vögel. Stoffe und Gewänder;
(V) geographische Namen: Feldnamen. Städtenamen. Namen
von Wasserläufen. Sterne; Stricke und Seile; (VI) Speisen und
Getränke.8
In der zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends wurden der
Serie zwei Tafeln mit einer Zusammenstellung juristischer,
administrativer und ökonomischer Termini vorangestellt.9 Die
einzelnen schon existierenden Abschnitte wurden erweitert
und die sumerischen Ausdrücke wurden mit akkadischen
Entsprechungen versehen. Die unvollständig erhaltenen
mittelbabylonischen Versionen von Hh. die wir vor allem aus
6 Zu der längeren (vielleicht 5 Tafeln) und kürzeren Version (2 Tafeln)
des „kanonischen" lü = sa siehe N. Veldhuis, GMTR 6. 252 und
MSL 12. 88-89.
7 Der konventionellen Lesung des Titels der Serie als HAR-ra =
hubullu folgend wird auch in diesem Band die für ur5-ra = hubullu
bislang übliche Abkürzung Hh verwendet.
8 Zu den altbabylonischen Versionen von Hh siehe ausführlich
N. Veldhuis. GMTR 6. 149-157. Die wichtigsten Publikationen der
Texte sind: MSL. Bd. 5-11; N. Veldhuis. Elementary Education at
Nippur; M. Civil. CUSAS 12. 58-147.
9 Listen von Ausdrücken aus dem juristischen, administrativen und
ökonomischen Bereich sind schon in der altbabylonischen Zeit
belegt. Die Version aus Sippar. die mit dem Eintrag ur5-ra beginnt,
wurde in der mittelbabylonischen Zeit zu einem Teil von Hh; siehe
N. Veldhuis. GMTR 6. 188. Nach der Mitteilung von L. Hussein
auf der Rencontre Assyriologique Internationale in Marburg
am 26.7.2017 wurde eine einsprachige Tafel, die die in Hh I—II
angeführten Rechtstennini auflistet und mit dem Eintrag ur5-ra
beginnt, auch in Teil Hannal (19.-18. Jh.) gefunden (IM 51556).

Nippur. Emar. Ugarit. Alalach. Ekalte und Nuzi kennen, sind in
der Regel zweisprachig und bestehen aus 15-18 Tafeln.10 *
Auch die mittelassyrische Fassung von Hh ist nur
bruchstückhaft auf uns gekommen. undkeineinzigerTextvertreter
enthält eine Seriennummer der betreffenden Tafel. Es bleibt
daher unsicher, ob Hh in Assur in Rezensionen überliefert wurde,
die in Aufteilung und Tafelzahl den ein wenig früher redigierten
mittelbabylonischen Fassungen entsprechen. Der Vergleich von
VAT 8876 (Text 34. 12. Jh.) mit dem neuassyrischen Manuskript
aus Huzirina Su 1951.51+ (Kopie in O. Gumey. AfO 28. 109-
110) zeigt, daß dies möglicherweise nicht der Fall ist. Denn
beide Tafeln enthalten ungefähr denselben Text, nämlich die
..kanonische” Fassung der Tafel Hh V. beide enden mit dergleichen
Zeile (HhV.Z. 327)und beide verweisenmit derselben Stichzeile
auf Hh VI.11 In den erhaltenen mittelbabylonischen Versionen
ist der Text der ..kanonischen” Tafel V jedoch über die Tafeln
III-IV (Ugarit) bzw. IV-V (Emar) verteilt.12 Somit scheint
VAT 8876 das älteste erhaltene Manuskript der „kanonischen”
Version von Hh V zu sein. Dies würde mit der Beleglage der
„kanonischen” Version von lü = sa übereinstimmen, deren
älteste bekannte Manuskripte gleichfalls aus mittelassyrischer
Zeit stammen und in Assur gefunden wurden (Texte 114-118
im vorliegenden Buch). Andererseits weicht die mittelassyrische
Fassung von Hh XIV bisweilen in Auswahl und Anordnung
der Wortgleichungen von der „kanonischen” Version ab. die
aus dem ersten vorchristlichen Jahrtausend bekannt ist: vgl. die
synoptische Umschrift der Texte 69-73 (Hh XIV. neuassyrisch)
und 74-76 (Hh XIV. mittelassyrisch) auf S. 143-158 bzw. auf
S. 158-161. Es bleibt auch unklar, ob die frühneuassyrische
Tafel VAT 9905 (Text 54). in der Ausdrücke für Gegenstände
aus Rohr zusammengestellt sind, bereits der „kanonischen”
Version von Hh angehört. Da eine verläßliche Rekonstruktion
dieses Abschnitts des „kanonischen” Textes fehlt, kann hier kein
endgültiges Urteil getroffen werden.
Die in den Bänden MSL 5-11 präsentierte „kanonische”
Fassung ist zweisprachig und umfaßt insgesamt 24 Tafeln. Der
Text ist in zwei Spalten gegliedert: in der linken Spalte werden
die sumerischen Ausdrücke angeführt, in der rechten Spalte
finden sich deren akkadische Entsprechungen. Die Verteilung
der Themen über die einzelnen Tafeln kann schematisch
folgendermaßen dargestellt werden:13 *
10 Zu den mittelbabylonischen Versionen von Hh siehe N. Veldhuis,
GMTR 6. 250-253; 285-294; 300-302.
11 Das Manuskript Su 1951.51+ läßt gegenüber der in MSL 6, 5-34
rekonstruierten Version mehrmals einige Zeilen aus. Es weist
folgende Zeilen der Standardversion auf: Hh V 1-19.21-26.28-47;
49-74.76-95g.98-99; 102-111; 119-128.130-143; 211-214.216-
218.222-224.233-234; 237-246.247a-254.256-258.260-265;
267-269; 273-274.276.278-279.282-298; 300-302.303a; 309-
321.322a.324-325.327.
12 In Ugarit beinhaltete Hh III die „Tafeln" Hh III-Va und Hh IV die
„Tafeln" Hh Vb-VII der kanonischen Fassung; siehe W. van Soldt,
„Babylonian Lexical, Religious and Literary Texts", 198-199. In
Emar enthielt gemäß der Rekonstruktion von D. Arnaud, Emar
VI/4, 65-82 Hh V die Einträge der „kanonischen" Tafeln V-VII.
Wie die thematischen Kapitel über einzelne Tafeln von Hh in der
alt- und mittelbabylonischen Zeit sowie im ersten Jahrtausend
verteilt wurden, veranschaulicht das Diagramm in T. Scheuchen
Transmissional and Functional Context, 314-315.
13 Kleine thematische Abschnitte werden liier nicht aufgezählt.
 
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