4
Lexikalische Texte I, Teil 1
Wie oben erwähnt und wie auch die Inhaltsübersicht zeigt,
ist Hh eine nach Themen geordnete Liste. Die einzelnen Kapitel
bilden zugleich auch akrographische Einheiten: alle Zeilen des
Kapitels ges beispielsweise beginnen mit dem Zeichen ges.
die Zeilen des Kapitels gi beginnen mit dem Zeichen gi. usw.
Dieses erste Zeichen der Einträge eines Kapitels kann ein fester
Bestandteil eines Wortes, oder aber ein Determinativ sein;
zwischen den beiden Kategorien wird in Hh nicht unterschieden.
Damit ein Eintrag als für das Kapitel einschlägig gekenn-
zeichnet wird, muß er also mit dem themenbestimmenden Leit-
zeichen des Kapitels (ges. gi. uzu. usw.) beginnen. In sehr
vielen mehrgliedrigen Ausdrücken begegnet jedoch dieses Zei-
chen als Determinativ bei einem Wort, das in dem Eintrag erst
an der zweiten oder dritten Stelle steht. In solchen Fällen wird
dieses Determinativ von seinem Bezugswort getrennt und an
den Anfang des Eintrags gestellt. Dann bezieht es sich auf den
gesamten Ausdruck und wird in der betreffenden Zeile in der
Folge nicht mehr wiederholt:
uzugü-mur = ur-ü-du Luftröhre
uzusag gü-mur = qaq-qa-du MIN Oberteil der Luftröhre
(Hh XV 32-33)
uzumas-sil = nag-la-bi Hüften
uzusag mas-sil = qaq-qa-du MIN Oberteil der Hüften
(Hh XV 65-66)
Im Abschnitt Hh IV 165-173. der zum Kapitel ges gehört,
wird in gleicher Weise sogar mit dem ersten Zeichen von g e s-nü
..Bett” verfahren, obwohl es sich dort nicht um ein Determinativ,
sondern um einen Teil des Wortes handelt.14 Die Ausdrücke
zä ges-nü. di5 ges-nü. bad ges-nü werden in die Liste als
ges zä nü. ges di nü. ges bad nü eingetragen; das Zeichen
ges am Anfang wird dabei zum ..Determinativ” des gesamten
Ausdrucks. Im Akkadischen wird lediglich der erste Teil des
sumerischen Eintrags wiedergegeben:
ges zä nü
ges di5 nü
ges bad nü
ges izi nü
ges umbin nü
= pu-ü-tu
= gil-tu-u
= kab-lu
= a-mar-tu
= su-up-ru
Stirnseite eines Bettes
Sprosse eines Bettes
Bein eines Bettes
Seitenteil eines Bettes
Fuß eines Bettes
(Hh IV 169-173. Text 33. Vs. 1-5)
Der Vergleich von Hh IV 173 mit Hh IV 154 zeigt, daß das
Herausnehmen des themenbestimmenden Leitzeichens aus der
Mitte des Eintrags hier recht mechanisch durchgeführt wurde. In
beiden Zeilen wird den Zeichen nü und umbin nur ein einziges
ges beigefügt, obwohl in Hh IV 173 ®eäumbin ges-nü zu
erwarten wäre:
ges-nü umbin = MIN(er-xzi) su-up-ri Bett mit Füßen
ges umbin nü = su-up-ru Fuß eines Bettes
(Hh IV 154 und 173)
Die rechte Spalte der Liste liefert die akkadischen
Entsprechungen zu den sumerischen Ausdrücken. Solche
Entsprechungen können unterschiedlichen Charakters sein. Sie
können die vollständige Bedeutung des sumerischen Eintrags
wiedergeben und als vollwertige Übersetzungen im modernen
Sinn betrachtet werden. So z. B. Hh III67-68:
14 Desgleichen auch in VAT 9578. Text 12. Vs. 13 (ges-kln); VAT
9515. Text 13. Vs. i 9’ (ges-kln); VAT 10508. Text 40. Vs. ii7-10’
(ges-rin).
"eäsinig = bi-i-nü
"eäsinig kur-ra = bu-ra-su
Tamariske
Wacholder
Nicht selten wird ein und derselbe sumerische Ausdruck
mehrfach ins Akkadische übersetzt. So findet z. B. in Hh XIV
382-386 der Terminus a-za-lu-lu ..wimmelnde Lebewesen”
fünf verschiedene akkadische Wiedergaben:
a-za-lu-lu = nam-mas-ti Herde von (Wild-)Tieren
MIN = zer-man-du Kleingetier. Ungeziefer
MIN = ni-du Hb-bi das Hingelegte des Mutterleibs
MIN = bu-ul da-sü-us wimmelnde Tiere
MIN = te-ne-se-e-ti Menschen. Menschheit
Manchmal wird nur ein Teil eines sumerischen Eintrags im
Akkadischen wiedergegeben. Zumeist handelt es sich dabei
um die Spezifizierung eines Oberbegriffs, der lediglich zu
Beginn des jeweiligen thematischen Abschnitts ins Akkadische
übersetzt wurde. Der Sinn der Gleichung ist dann allein aus dem
Kontext oder aus dem sumerischen Eintrag ersichtlich. In der
akkadischen Übersetzung ist daher in erster Linie ein Hilfsmittel
zum Verständnis der sumerischen Fassung zu sehen.
"eäu-suh5
= a-su-hu
Föhre
"eäu-suh5 tur
= lam-mu
Sämling der Föhre
"eäu-suh5 tur
= ni-ip-lu
Schößling der Föhre
"eäu-suh5 tur
= ziq-pu
Sproß der Föhre
"eäu-suh5 tur
= sit-lu
Setzling der Föhre
(Hh III 74-78)
"eäildag tur
= lam-mu
Sämling des oz/ara-Baumes
"eäildag tur
= ni-ip-lu
Schößling des oz/ara-Baumes
"eäildag tur
= ziq-pu
Sproß des oz/ara-Baumes
"eäildag tur
= sit-lu
Setzling des oz/ara-Baumes
(Hhlll 148-151)
Obwohl Hh aus Babylonien stammt, finden sich im
Akkadischen der in assyrischer Schrift abgefaßten Handschriften
vereinzelt Assyriasmen. die die Phonetik, aber nie die
Syntax betreffen.15 Am häufigsten begegnet die assyrische
Genitivendung -e. Als Beispiele mögen die folgenden Einträge
dienen:
mat nu-kür-te
ka-ra-an se-la-be
e-ka-lu
MIN pa-su-ü
MIN bar-ru-mu
ser-ku 13
’me-qi-ü1
e-rez1-[bu]
für mät nukurti (Text 9 Rs. iv 2’. mA)
für karän sellebi (Text 13 Vs. i 14’. mA)
fürikkalü (Text 4 Vs. 3. nA)
für MINpesü (Text 13 Vs. i 4’. mA)
für MIN burrumu (Text 13 Vs. i 7’. mA)
fürserku (Text 14 Vs. 18’. mA)
für meqü! (Text 41 Vs. 5’. mA)
für izbu (Text 68 Rs. 12’. mA)
In Assur wurden Textvertreter aller Tafeln von Hh gefunden.
Die folgende Tabelle veranschaulicht für jede einzelne Tafel
die Anzahl und die zeitliche Einordnung der in diesem Band
edierten Manuskripte. Die fett gedruckten Ziffern kennzeichnen
die in MSL nicht berücksichtigten, hier zum ersten Mal in
Kopie und Umschrift veröffentlichten Textzeugen. Fett und in
Kursivschrift sind die Textnummem jener Handschriften gesetzt,
die in MSL verwertet wurden, aber bislang nicht in Gestalt
einer Keilschriftkopie zugänglich waren. Das hochgestellte
s kennzeichnet die Schülertafeln. Das Zeichen + wird zur
Kennzeichnung von Textzusammenschlüssen verwendet.
15 Der assyrische Subordinativsuffix -ni kommt bei den untergeord-
neten Verbalformen nicht vor.
Lexikalische Texte I, Teil 1
Wie oben erwähnt und wie auch die Inhaltsübersicht zeigt,
ist Hh eine nach Themen geordnete Liste. Die einzelnen Kapitel
bilden zugleich auch akrographische Einheiten: alle Zeilen des
Kapitels ges beispielsweise beginnen mit dem Zeichen ges.
die Zeilen des Kapitels gi beginnen mit dem Zeichen gi. usw.
Dieses erste Zeichen der Einträge eines Kapitels kann ein fester
Bestandteil eines Wortes, oder aber ein Determinativ sein;
zwischen den beiden Kategorien wird in Hh nicht unterschieden.
Damit ein Eintrag als für das Kapitel einschlägig gekenn-
zeichnet wird, muß er also mit dem themenbestimmenden Leit-
zeichen des Kapitels (ges. gi. uzu. usw.) beginnen. In sehr
vielen mehrgliedrigen Ausdrücken begegnet jedoch dieses Zei-
chen als Determinativ bei einem Wort, das in dem Eintrag erst
an der zweiten oder dritten Stelle steht. In solchen Fällen wird
dieses Determinativ von seinem Bezugswort getrennt und an
den Anfang des Eintrags gestellt. Dann bezieht es sich auf den
gesamten Ausdruck und wird in der betreffenden Zeile in der
Folge nicht mehr wiederholt:
uzugü-mur = ur-ü-du Luftröhre
uzusag gü-mur = qaq-qa-du MIN Oberteil der Luftröhre
(Hh XV 32-33)
uzumas-sil = nag-la-bi Hüften
uzusag mas-sil = qaq-qa-du MIN Oberteil der Hüften
(Hh XV 65-66)
Im Abschnitt Hh IV 165-173. der zum Kapitel ges gehört,
wird in gleicher Weise sogar mit dem ersten Zeichen von g e s-nü
..Bett” verfahren, obwohl es sich dort nicht um ein Determinativ,
sondern um einen Teil des Wortes handelt.14 Die Ausdrücke
zä ges-nü. di5 ges-nü. bad ges-nü werden in die Liste als
ges zä nü. ges di nü. ges bad nü eingetragen; das Zeichen
ges am Anfang wird dabei zum ..Determinativ” des gesamten
Ausdrucks. Im Akkadischen wird lediglich der erste Teil des
sumerischen Eintrags wiedergegeben:
ges zä nü
ges di5 nü
ges bad nü
ges izi nü
ges umbin nü
= pu-ü-tu
= gil-tu-u
= kab-lu
= a-mar-tu
= su-up-ru
Stirnseite eines Bettes
Sprosse eines Bettes
Bein eines Bettes
Seitenteil eines Bettes
Fuß eines Bettes
(Hh IV 169-173. Text 33. Vs. 1-5)
Der Vergleich von Hh IV 173 mit Hh IV 154 zeigt, daß das
Herausnehmen des themenbestimmenden Leitzeichens aus der
Mitte des Eintrags hier recht mechanisch durchgeführt wurde. In
beiden Zeilen wird den Zeichen nü und umbin nur ein einziges
ges beigefügt, obwohl in Hh IV 173 ®eäumbin ges-nü zu
erwarten wäre:
ges-nü umbin = MIN(er-xzi) su-up-ri Bett mit Füßen
ges umbin nü = su-up-ru Fuß eines Bettes
(Hh IV 154 und 173)
Die rechte Spalte der Liste liefert die akkadischen
Entsprechungen zu den sumerischen Ausdrücken. Solche
Entsprechungen können unterschiedlichen Charakters sein. Sie
können die vollständige Bedeutung des sumerischen Eintrags
wiedergeben und als vollwertige Übersetzungen im modernen
Sinn betrachtet werden. So z. B. Hh III67-68:
14 Desgleichen auch in VAT 9578. Text 12. Vs. 13 (ges-kln); VAT
9515. Text 13. Vs. i 9’ (ges-kln); VAT 10508. Text 40. Vs. ii7-10’
(ges-rin).
"eäsinig = bi-i-nü
"eäsinig kur-ra = bu-ra-su
Tamariske
Wacholder
Nicht selten wird ein und derselbe sumerische Ausdruck
mehrfach ins Akkadische übersetzt. So findet z. B. in Hh XIV
382-386 der Terminus a-za-lu-lu ..wimmelnde Lebewesen”
fünf verschiedene akkadische Wiedergaben:
a-za-lu-lu = nam-mas-ti Herde von (Wild-)Tieren
MIN = zer-man-du Kleingetier. Ungeziefer
MIN = ni-du Hb-bi das Hingelegte des Mutterleibs
MIN = bu-ul da-sü-us wimmelnde Tiere
MIN = te-ne-se-e-ti Menschen. Menschheit
Manchmal wird nur ein Teil eines sumerischen Eintrags im
Akkadischen wiedergegeben. Zumeist handelt es sich dabei
um die Spezifizierung eines Oberbegriffs, der lediglich zu
Beginn des jeweiligen thematischen Abschnitts ins Akkadische
übersetzt wurde. Der Sinn der Gleichung ist dann allein aus dem
Kontext oder aus dem sumerischen Eintrag ersichtlich. In der
akkadischen Übersetzung ist daher in erster Linie ein Hilfsmittel
zum Verständnis der sumerischen Fassung zu sehen.
"eäu-suh5
= a-su-hu
Föhre
"eäu-suh5 tur
= lam-mu
Sämling der Föhre
"eäu-suh5 tur
= ni-ip-lu
Schößling der Föhre
"eäu-suh5 tur
= ziq-pu
Sproß der Föhre
"eäu-suh5 tur
= sit-lu
Setzling der Föhre
(Hh III 74-78)
"eäildag tur
= lam-mu
Sämling des oz/ara-Baumes
"eäildag tur
= ni-ip-lu
Schößling des oz/ara-Baumes
"eäildag tur
= ziq-pu
Sproß des oz/ara-Baumes
"eäildag tur
= sit-lu
Setzling des oz/ara-Baumes
(Hhlll 148-151)
Obwohl Hh aus Babylonien stammt, finden sich im
Akkadischen der in assyrischer Schrift abgefaßten Handschriften
vereinzelt Assyriasmen. die die Phonetik, aber nie die
Syntax betreffen.15 Am häufigsten begegnet die assyrische
Genitivendung -e. Als Beispiele mögen die folgenden Einträge
dienen:
mat nu-kür-te
ka-ra-an se-la-be
e-ka-lu
MIN pa-su-ü
MIN bar-ru-mu
ser-ku 13
’me-qi-ü1
e-rez1-[bu]
für mät nukurti (Text 9 Rs. iv 2’. mA)
für karän sellebi (Text 13 Vs. i 14’. mA)
fürikkalü (Text 4 Vs. 3. nA)
für MINpesü (Text 13 Vs. i 4’. mA)
für MIN burrumu (Text 13 Vs. i 7’. mA)
fürserku (Text 14 Vs. 18’. mA)
für meqü! (Text 41 Vs. 5’. mA)
für izbu (Text 68 Rs. 12’. mA)
In Assur wurden Textvertreter aller Tafeln von Hh gefunden.
Die folgende Tabelle veranschaulicht für jede einzelne Tafel
die Anzahl und die zeitliche Einordnung der in diesem Band
edierten Manuskripte. Die fett gedruckten Ziffern kennzeichnen
die in MSL nicht berücksichtigten, hier zum ersten Mal in
Kopie und Umschrift veröffentlichten Textzeugen. Fett und in
Kursivschrift sind die Textnummem jener Handschriften gesetzt,
die in MSL verwertet wurden, aber bislang nicht in Gestalt
einer Keilschriftkopie zugänglich waren. Das hochgestellte
s kennzeichnet die Schülertafeln. Das Zeichen + wird zur
Kennzeichnung von Textzusammenschlüssen verwendet.
15 Der assyrische Subordinativsuffix -ni kommt bei den untergeord-
neten Verbalformen nicht vor.