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Jaspers, Karl; Marazia, Chantal [Editor]; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 3): Gesammelte Schriften zur Psychopathologie — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69896#0162
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Eifersuchtswahn

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zurück. Seine Stimmung war eine gleichmäßige, frei von depressivem oder expansivem Affekt.
Seine Intelligenz war ohne Störung. Mit vielem Geschick pflegte er den Plan seiner astronomi-
schen Kunstuhr zu demonstrieren. Er zeigte für einen Mann seines Standes eine recht vielsei-
tige Bildung. Außer dem Plan seiner astronomischen Uhr ließ K. sich, als der Arzt Interesse für
ein von ihm verfaßtes Gedicht zeigte, ein ganzes Buch, in dem poetische Produkte zusammen-
getragen waren, von Hause kommen. Sind diese auch nur Reimereien ohne objektiven Kunst-
wert, verraten sie doch eine überdurchschnittliche Begabung. Etwas aufdringlich tritt in ihnen
ein sentimentaler Zug hervor; gefährliche Situationen, die rührend enden, sind sein Lieblings-
stoff. »Gott verläßt die Seinen nicht« ist der bezeichnende Titel eines längeren Werkes.
Seine poetischen Neigungen, wie seine Lust am Bau komplizierter astronomischer Uhrwerke
traten schon in jungen Jahren bei ihm auf und gewannen einen entscheidenden Einfluß auf
seinen Lebenslauf. Er erzählt über diesen - soweit nachprüfbar richtig - folgendes: Als Arbeiter-
kind wurde er 1838 geboren. In seiner Familie sollen nie geistige Störungen u. dgl. vorgekom-
men sein. In der Schule habe er schwer gelernt. Das Gelernte sei dann um so besser sitzen geblie-
ben. »Nur das Schreiben wollte mir nicht zur Zufriedenheit meiner Lehrer gelingen, so sehr ich
mir auch Mühe antat. Ein gewisser Herr X., der sich sehr um diesen Lehrzweig annahm, glaubte
mich während seiner ganzen Amtstätigkeit tagtäglich wegen meiner Schreibleistungen strafen
zu müssen.« Nach Verlassen der Volksschule wurde er zunächst zu Hause beschäftigt (1852-56),
arbeitete eine Zeitlang als Taglöhner und wurde dann Weber wie sein Vater. 1859-61 diente er
als Infanterist, ohne sich etwas zuschulden kommen zu lassen. Nachher arbeitete er zunächst
wieder als Weber, gründete dann (1864) ein eigenes Geschäft. 1865 heiratete er seine damals
26jährige Frau. Sie führten eine ordentliche Ehe. Selten hatten sie Streitigkeiten; auch stand er
sich gut mit den Einwohnern seines Dorfes. 1866 wurde das erste Kind geboren, dem neun wei-
tere folgten. Schon von Beginn der Ehe an beschäftigte er sich nebenbei mit der Uhrmacherei,
besonders gewann er einen gewissen Zulauf für Reparaturen. Bald begann er Uhrwerke selbst zu
bauen und verkaufte 1868 zum erstenmal ein solches für 75 Gulden. 1874 wurde ihm eine Turm-
uhr zur Reparatur übertragen. 11877 verkaufte er ein astronomisches Uhrwerk für 800 Mark. Seit
vielen Jahren arbeitet er an einer neuen astronomischen Kunstuhr. Ohne Störung ging das
Leben bis 1892, dem Jahre, in dem die Ereignisse ihren Beginn nahmen, von denen ausführlich
berichtet wurde.
Früher will er nie eifersüchtig gewesen sein. In einem Lebenslauf heißt es: »Meine Frau war in
einer gewissen Beziehung im allerhöchsten Grade zurückhaltend mir gegenüber. Aus dieser Tat-
sache schöpfte ich felsenfestes Vertrauen in ihre Ehre und Treue. Eifersucht oder derartige Gefühle
waren mir fremd.«
Um seine Reaktion zu beobachten, wurde 1895 hi der Klinik Frau K., die einen durchaus
anständigen bescheidenen Eindruck machte, schlicht und sauber gekleidet war, in Gegenwart
des Arztes mit ihrem Mann konfrontiert. Er macht beim Anblick der Frau ein sehr offizielles, ern-
stes Gesicht, reicht ihr zögernd die Hand. Erst sitzen sich die beiden stumm gegenüber, die Frau
ziemlich verlegen. (Wollen Sie nicht nach Ihren Kindern fragen?) »Ach wozu, was Gutes kann
ich doch nicht hören.« Das Gespräch wird dann von dem Arzte absichtlich auf die angebliche
Untreue der Frau gebracht, wobei sich K. in einen immer lebhafteren Affekt hineinredet. Er
macht der Frau heftige Vorwürfe wegen der »Närrischerklärung«, wobei sie nur die Absicht
gehabt habe, eine gerichtliche Untersuchung zu vermeiden. Das beweise ihm allein schon ihre
Schuld. Wäre sie unschuldig gewesen, so hätte sie alles daran setzen müssen, daß ihre Unschuld
gerichtlich beglaubigt werde. Die Aussagen der Leute dem Gendarmen gegenüber bewiesen ihm

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