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Jaspers, Karl; Marazia, Chantal [Hrsg.]; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 3): Gesammelte Schriften zur Psychopathologie — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69896#0234
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Die Methoden der Intelligenzprüfung und der Begriff der Demenz 191
holungsmethode«. Es ist an Normalen festgestellt worden, daß bei Wiederholung der-
selben Reizworte sofort nach dem ersten Versuch fast alle Reaktionen genau wiederholt
werden, und daß die Zahl der Wiederholungen nun mit der Länge der Zwischenzeit
abnimmt. Untersucht man in dieser Weise in bestimmten relativ langen Zwischenräu-
men, kann die Anzahl der Wiederholungen bei verschiedenen Individuen verglichen
werden. So ging Fuhrmann vor. Hatte Aschaffenburg schon geäußert, daß »ein häu-
figes Wiederkehren derselben Antwort als der Ausdruck eines mehr oder weniger
hohen Grades der Gedankenarmut«411 angesehen werden könne, suchte er mit der
Wiederholungsmethode einen »Gradmesser für die assoziative Fähigkeit überhaupt
und damit für die Extensität des ganzen Vorstellungslebens eines Individuums«412 zu
schaffen. Er wiederholte nach frühestens 4 Wochen dieselben 146 Reizworte des Som-
merschen Schemas. Es wurden die dabei neu auftretenden Assoziationen gezählt und
ihr Verhältnis zu allen Assoziationen in Prozenten ausgedrückt. Diese Prozentzahl -
die »Assoziationsweite« - stellte Fuhrmann bei Gesunden als zwischen 75 und 95%
schwankend fest (die Versuche sind nicht mitgeteilt), 80-85% hält er für die Durch-
schnittszahl bei Normalen und zweifelt bei einem Wert unter 60% nicht an der patho-
logischen Bedeutung. Bei drei Epileptikern fand er Assoziationsweiten von 44, 62 und
87%, bei zwei Idiotinnen von 40 und 46%.
| Zweitens hat man die allgemeine Eigenart der Reaktionen Schwachsinniger mit denen
Gesunder verglichen und übereinstimmend gefunden (Wehrlin, Jung): Erstens, daß die
Schwachsinnigen meist nicht mit einem Wort, sondern mit mehreren Worten oder
ganzen Sätzen reagieren, was dadurch erklärt wird, daß sie das Reizwort durchweg als
Frage auffassen; zweitens, daß das Hauptmerkmal der Assoziationen Schwachsinniger
eine Definitionstendenz, eine Tendenz zur Erklärung der Reizworte ist (z.B. Gefängnis -
besteht aus Zellen).
Drittens sind sowohl die Qualitäten der Reizworte wie die der Reaktionen in Katego-
riengeordnetworden, um ihr Verhältnis zu vergleichen. Wreschner fand bei einem Idi-
oten, wenn er die Zahl der lautlichen und die der inhaltlichen Assoziationen verglich
und in Beziehung setzte zu den drei Arten der Reizworte seines Sommerschen Sche-
mas (sinnesphysiologische Eigenschaftsworte, Concreta, Abstracta), daß die Qualität
der Reaktion um so minderwertiger war, je höher die Qualität der Reizworte stieg. -
Wenn Wreschner unter den Reaktionen die Adjectiva, Substantiva und Verba zählte,
fand er ihr Verhältnis wie 5:2:1. Zählte er unter den Reizworten die Adjectiva und ver-
glich sie mit dem Verhältnis der lautlichen zu den inhaltlichen Reaktionen, die auf
diese und Substantiva und Verba erfolgten, fand er, daß die Reaktionen auf die Adjec-
tiva die höchste Qualität hatten. Aus beidem schloß er, daß der Vorstellungsschatz sei-
nes Idioten sich vorwiegend aus Adjectiven zusammensetze. - Diese Bedeutung der
Adjectiva und im besonderen der sinnlichen Eigenschaftsworte für den Wert der Reak-
tion führte Wreschner auf den Begriff der »subjektiven Qualität« des Reizwortes, die in
dem Grad der Vertrautheit und Geläufigkeit des Reizwortes bestehe, die wiederum auf

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