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Jaspers, Karl; Marazia, Chantal [Editor]; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 3): Gesammelte Schriften zur Psychopathologie — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69896#0237
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Die Methoden der Intelligenzprüfung und der Begriff der Demenz

schiedene Worte in den Serien der einzelnen Versuchspersonen auf 100 Reaktionen
fallen, standen bei den Greisen im Durchschnitt um ein geringes hinter den Jüngeren
zurück (52% zu 56%). Die kleinste Zahl betrug bei den Wärtern 53%, bei den Greisen
36%. 4. Es wurde bei den Einteilungen eine besondere Kategorie für »zweckbestim-
mende Assoziationen« gebildet (z.B. Apfel - zum Essen, Decke - zum Schlafen). Solche
Assoziationen fanden sich bei Greisen zu 21,8%, bei den Jüngeren zu 0,1%. Die zweck-
bestimmenden Assoziationen beanspruchten demnach ein Fünftel der Ideenverbin-
dungen der Greise, während sie bei Wärtern fast nicht vorkamen. - Dies dürfte wohl
weniger ein Ausdruck für eine Seite der Intelligenz, sondern ein Ausdruck für die
besonderen Neigungen und Interessen der Greise sein.
Die Benutzung der Assoziationsversuche zur Untersuchung der Entwicklung der Intel-
ligenz bei Kindern und ihrer Begabungsarten ist übersichtlich referiert bei Meumann
(l.c.). Ziehen (Ideenassoziationen des Kindes)419 hat hier die grundlegende Arbeit
geschaffen.
Schließlich ist der Assoziationsversuch zur Analyse des besonderen Schwachsinns
bei Epilepsie von Fuhrmann und Jung benutzt worden. Sie haben die besonderen Merk-
male der Epilepsie hier wiedergefunden, ohne Neues dabei zu entdecken: der schwer-
fällige und umständliche Charakter, die egozentrische Fassung, die gefühlvollen Bezie-
hungen religiöser und moralischer Art, alles das trat in den Assoziationen hervor. Die
unbewußten Reaktionen (sinnlose Reaktionen), die Fuhrmann für die Epilepsie eigen-
tümlich hält, erklärt Jung durch die emotionelle Stupidität und somit als uncharak-
teristisch. -
Der Aussage-Versuch wurde von William Stern420 in die Psychologie eingeführt.
Zunächst bestimmt, Erinnerungstreue und Zuverlässigkeit zu ermitteln, wegen der
vielfachen praktischen Wichtigkeit der Aussage, erwies sich der Versuch bald als geeig-
160 net, als »Erkenntnismittel für zahlreiche psychologische | Probleme«421 zu dienen. Es
stellte sich heraus, daß dieser Versuch »eine Art Querschnitt durch die geistige Lei-
stungsfähigkeit des Prüflings legt«.422 Wir berichten über die Prüfung dieser geistigen
Leistungen, da in ihnen zweifellos Faktoren der Intelligenz enthalten sind, soweit dies
der Fall zu sein scheint'.423
Die Versuche werden in der Weise angestellt, daß ein Bild gezeigt wird, worauf die
Versuchsperson aufgefordert wird, einen Bericht über das Gesehene zu liefern, welcher
Bericht weiter durch ein Verhör ergänzt wird. Indem nun jede positive Angabe mit 1
gezählt wird, gewinnt man eine Zahl für den Umfang der spontanen Leistung, der Ver-
hörsleistung und der Gesamtleistung. Wird die Zahl der richtigen Angaben in Bezie-
i Die wichtigsten Arbeiten sind: W . Stern, Die Aussage als geistige Leistung und als Verhörspro-
dukt. Beitr. z. Psych. d. Auss. 1. Rodenwaldt, Über Soldatenaussagen, ebenda 2. Roemer, Das Aus-
sageexperiment als psychopathologische Untersuchungsmethode. Klinik f. psych. u. nerv. Krank-
heiten 3. Baerwald, Experimentelle Untersuchungen über Urteilsvorsicht und Selbständigkeit.
Zeitschr. f. angew. Psychol. 2.
 
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