Metadaten

Jaspers, Karl; Marazia, Chantal [Editor]; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 3): Gesammelte Schriften zur Psychopathologie — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69896#0240
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Methoden der Intelligenzprüfung und der Begriff der Demenz

197

erschienen und sich noch dazu große Mühe gaben, nur schlechte Resultate aufwei-
sen. - In bezug auf die Kombination beobachtete Heilbronner zwei extreme Typen:
Einmal wurden nur Striche gezählt und einfachste Formen angegeben, im entgegen-
gesetzten Falle unter allen Umständen gedeutet. - Die Methode ist inzwischen, wie aus
Nebenbemerkungen mancher Arbeiten hervorgeht, vielfach angewendet worden.
Neue Resultate scheinen bis jetzt nicht gewonnen zu sein. Von Roemer erfahren wir in
einer Nebenbemerkung, daß sie ihm zu wenig vergleichbare Ergebnisse geliefert habe.
Die Ergiebigkeit der Untersuchung mit Bildern zeigt eine Arbeit von v. Schuckmann'. 428
Er legte 5 Kranken, die nicht an akuten Erscheinungen litten, 3 Arten von Bilderserien
vor: 1. Im Anschluß an Heilbronner-Serien, die denselben Gegenstand mit zunehmen-
der Deutlichkeit darstellten. 2. Zwei Serien, die dieselben Gegenstände einmal bunt und
einmal farblos zeigten. 3. Eine Serie von Bildern, die die mannigfachsten Gegenstände
zunehmend schwieriger Art darstellten. Er betrachtete zunächst die Form der Reaktion.
Seine Beispiele zeigen, wie die Heilbronners, wie charakteristisch Sachlichkeit,
Umständlichkeit, Weitschweifigkeit, Egozentrizität, Neigung zu Werturteilen, zu Indi-
vidualisierung usw. hervortreten. Hauptsächlich wandte er sich aber dem Inhalt der
Reaktion zu mit der Frage, ob der von der optischen Seite erweckbare Bewußtseinsinhalt
parallel der Reduktion des Gesamtinhaltes gehe, ob »der Grad der - sit venia verbo429 -
optischen Verblödung proportional dem Grad der Allgemeinverblödung« sei.430 Die auf
die bloße Frage: »Was ist das?« erfolgenden Reaktionen wurden einfach, wenn auch sum-
marisch, so bewertet, daß eine angenommene Normalbenennung mit 2, eine Reaktion,
in der mindestens die Hälfte des Wesentlichen vorkam, mit 1, die übrigen mit o gezählt
wurden. Auf die Frage, welche Bedeutung die Art des Bildes für den Inhalt der Reaktion
habe, wurde auf diese Weise ziffernmäßig dahin geantwortet, daß ausgeführte Bilder
bessere Resultate ergeben als unausgeführte, farbige bessere als farblose, und daß die
Gegenstände der Bilder sich in einer Reihe ordnen lassen, die zunehmend schlechtere
Resultate ergab, wobei Unbekanntschaft mit dem Objekt (Schildkröte, Elefant usw.) oder
Schwierigkeit der zusammenfassenden Benennung (Schreibutensilien, Dachszenerie
usw.) zur Deutung herangezogen werden. »Der Reaktionsinhalt nimmt um so mehr ab,
je zusammengesetzter und reicher an gesonderten Einzeldarstellungen das Reizbild
wird.«431 Für die Frage der Proportionalität der optischen und der Gesamtverblödung
ermittelte Schuckmann, daß der Reaktionsinhalt der einzelnen 5 Psychosen in folgen-
der Reihenfolge zunahm: Korsakoff, Hebephrenie, senile | Demenz, Melancholie, Para- 163
lyse. Sch. bemerkt, daß die Kranke mit Korsakoff keineswegs, dagegen die Paralytica
hochgradig blödsinnig war, und also ihr optische Inhalt auffallenderweise in umgekehr-
tem Verhältnis zur Gesamtverblödung stand. Die klaren Fragestellungen und Berech-
nungen Schuckmanns lassen eine Kritik nur in bezug auf seine Schlußfolgerungen zu,

v. Schuckmann, Vergleichende Untersuchung einiger Psychosen mittels der Bildchenbenen-
nungsmethode. Monatsschr. f. Psych. u. Neur. 21, 320 ff.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften