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Jaspers, Karl; Marazia, Chantal [Editor]; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 3): Gesammelte Schriften zur Psychopathologie — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69896#0244
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Die Methoden der Intelligenzprüfung und der Begriff der Demenz

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besonders die dort zitierten früheren Arbeiten Spearmans im Amer. Journ. of Psycho-
logy verwiesen werden.446 Die mit Hilfe solcher Berechnung ihrer an n Versuchsperso-
nen experimentell gewonnenen Daten erzielten Resultate, die sie stützen, indem sie
nach derselben Methode die Zahlen Oehrns (in dessen Arbeit, Zur »Individualpsycho-
logie« in Kraepelins Psychologischen Arbeiten Band i)447 zur Korrelationsberechnung
verwenden und dabei dieselben Ergebnisse gewinnen, sind sehr bedeutsam. Es | beste-
hen hohe und konstante Korrelationen zwischen allen geprüften Fähigkeiten mit Aus-
nahme des Auswendiglernens. »Nach den numerischen Verhältnissen aller dieser Kor-
relationen scheint man berechtigt zu sein, sie als Wirkungen eines gemeinsamen
>Zentralfaktors< aufzufassen.«448 Dieser Zentralfaktor ist nicht etwa der Eifer der Versuchs-
person, oder ihre momentane Disposition, oder ihre Gewöhnungsfähigkeit an Versuchs-
bedingungen, denn dann müßte er auch für das Auswendiglernen mit vorhanden sein.
Für die Beurteilung des Zentralfaktors sind vielmehr zwei wichtige Hinweise zu verwen-
den: »Erstens ergibt sich der merkwürdige Gegensatz zwischen dem Neuherstellen von
einigen willkürlichen Zahlenverbindungen - Auswendiglernen - einerseits, wo der Zen-
tralfaktor so gut wie keinen Einfluß zeigt, und andererseits dem Funktionieren von altge-
lernten und komplex verknüpften Zahlenassoziationen - Addieren -, wo der Zentralfak-
tor zu dominieren scheint. Zweitens fällt die überraschende psychologische Heterogeneität
der Leistungen auf, die doch den engsten funktionellen Zusammenhang offenbart
haben«: große »Zentralwerte« »sowohl bei der sog. sensoriellen Leistung der Tonunter-
scheidung, wie bei der motorischen, beinahe reflektorischen Leistung des Schnell schrei-
bens« und bei der Prüfung der Kombinationsfähigkeit nach Ebbinghaus. Mit aller
Reserve stellen Krueger und Spearman die Vermutung auf, es handle sich hier um eine
zugrunde liegende allgemeine psychophysiologische Qualität des Nervensystems, deren
Wirkungsweise als »plastische Funktion« aufzufassen sei. »Ein Nervensystem von gestei-
gerter plastischer Funktion würde nicht dadurch ausgezeichnet sein, daß seine Leitungs-
bahnen prompter in beliebige neue Verbindungen eintreten könnten, - was etwa zur bloß
rascheren Bildung irgend welcher zufälliger Assoziationen erforderlich wäre (z.B. beim
Auswendiglernen sinnloser Reihen). Wohl aber würde es imstande sein, auf allen psy-
chophysiologischen Gebieten mit der Zeit feinere und dauerhaftere Leitungskomplexe
auszugestalten, und dementsprechend präziser und konstanter (im Sinne systematischer
Regelmäßigkeit) zu funktionieren, - was namentlich in einer größeren Geschwindigkeit
und zugleich Genauigkeit der normalen, sehr eingeübten Leistungsfähigkeiten zur Gel-
tung käme.«449 Es wird von Krueger und Spearman betont, daß der Zentralfaktor der
wahren Intelligenz im höheren Sinne des Wortes noch recht fern stehe. Insofern ist für
uns das Resultat dieser Arbeit wiederum nur, zu erkennen, was nicht zur Intelligenz
gehört, und daß bei gewissen Prüfungen geistiger Leistungsfähigkeit, die uns als Intelli-
genzprüfungen gelten, wie die Ebbinghaussche Kombinationsmethode, wenigstens bei
akademisch Gebildeten vorwiegend etwas anderes untersucht wird. Dies schließt nicht
aus, daß diese Methode für die Ungebildeten, mit denen wir es vorwiegend in den Kli-

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