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Jaspers, Karl; Marazia, Chantal [Hrsg.]; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 3): Gesammelte Schriften zur Psychopathologie — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69896#0269
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Die Methoden der Intelligenzprüfung und der Begriff der Demenz

189 außer mit diesem | dazu mit ätiologischen,26 prognostischen und anderen Beziehungen
operiert und die ganze Symptomatologie, in der der Schwachsinn steht, zur Aufstellung
ihrer Typen mit heranzieht. So sind die klinischen Habitusschilderungen der Demenz-
typen gewonnen, die jedem geläufig sind: paralytische, alkoholische, epileptische, senile
Demenz, die Typen von Endzuständen, die Kraepelin496 beschreibt usw.
Auch die Methoden der Intelligenzprüfungen sind benutzt worden, um diese klinischen
Demenzformen genauer zu untersuchen'.497 Man darf wohl behaupten, daß diese Arbeiten
bezüglich der Gewinnung einer genaueren Analyse der Demenzformen ergebnislos
verlaufen sind. Soweit sie Wert haben“, leisten sie nicht mehr, eher weniger als die Habi-
tusschilderungen aus gewöhnlicher Beobachtung. Die Exaktheit wird durch das
Schema nur vorgetäuscht. Kein Problem wird eigentlich dabei aufgeworfen, keine
Frage beantwortet. Man bekommt einen Stoff von Antworten auf die betreffenden
Intelligenzfragen vorgesetzt, ohne daß man weiß, was man damit anfangen solL Daß
gezählt wird, wieviel Patienten etwa die Masselonsche Probe richtig lösten, verbessert
die Sache nicht. Uns scheint, daß der Mißerfolg dieser Versuche zum Teil daran liegt,
daß das Ziel zu früh zu hoch gesteckt wurde. Wir besitzen Methoden, über deren
Bewertung wir noch großenteils im unklaren sind. Diese Methoden können unmög-
lich genügen, um nun sofort die klinischen Demenzformen zu analysieren. Man
braucht ein Zwischenglied: Die Kenntnis und methodische Feststellung von psycho-
logischen Intelligenztypen, die eine nur symptomatologische Bedeutung gewinnen
können und die als Unterbau zur Entwicklung von klinischen Demenztypen, die ja
mehr als nur Symptome des Schwachsinns in sich aufnehmen, dienen können. Hier
erscheinen die Untersuchungen von Korrelationen, die von der klinischen Diagnose
des Einzelfalles zunächst absehen dürfen, wenn der Fall nur gewissen allgemeinen
Bedingungen entspricht, naheliegend.
Wir haben jetzt noch die Aufgabe, kurz anzuführen, was Psychologen uns an Intelli-
genztypen aufgestellt haben. Im Laufe unseres Berichtes sind uns mehrfach Typen für
die Leistungen bei einzelnen Untersuchungsmethoden begegnet; z.B. die Typen beim
Beschreiben von Bildern. Ähnlich hat man Auffassungstypen, Vorstellungstypen, Gedächtnis-
typen usw. entwickelt'". Für die eigentliche Intelligenz findet man z.B. bei Wundt, Phys.
Psych. 3,636, »Hauptformen der Verstandesanlagen« aufgestellt.498 Er unterscheidet das

i Seiffer, Über psychische, insbesondere Intelligenzstörungen bei multipler Sklerose, Archiv f.
Psych. 40. - Wulf, Der Intelligenzdefekt bei chronischem Alkoholismus, Diss., 1905. - Noack,
Intelligenzprüfungen bei epileptischem Schwachsinn, Diss., 1905. - Sämtliche Arbeiten stammen
aus der Ziehenschen Klinik.
ü Die Seiffersche Arbeit dürfen wir hier nur heranziehen, soweit sie sich mit Intelligenzanalyse be-
faßt. Im übrigen ist sie wertvoll durch das ausführliche Schema und durch die Schilderung des
ganzen psychischen Habitus der Kranken mit multipler Sklerose.
in Vgl. darüber die Zusammenstellung bei Meumann l.c. 10. Vorles. »Wissenschaftliche Begabungs-
lehre.«
 
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