Die phänomenologische Forschungsrichtung in der Psychopathologie
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endgültig zu beantwortende Frage. Es scheint manchmal, als ginge unser Verstehen weit
hinaus über die Möglichkeit auch nur ähnlichen eigenen Erlebens. Die dritte Gruppe
von krankhaften Phänomenen wird vor diesen letzteren durch völlige Unzugänglichkeit
für ein verstehendes Vergegenwärtigen ausgezeichnet. Wir kommen ihnen nur durch Ana-
logien und Bilder näher. Und wir bemerken sie im Einzelfall nicht durch positives Ver-
stehen, sondern durch den Stoß, den der Gang unseres Verstehens durch dieses Unver-
ständliche erfährt. Hierhin mögen z.B. alle die »gemachten« Gedanken, »gemachten«
Stimmungen usw. gehören, von denen viele Kranke zweifellos als Erlebnissen berichten,
die wir aber immer nur durch diese und ähnliche Ausdrücke und durch eine Reihe von
Feststellungen dessen, um was es sich nicht handelt, identifizieren. Manche Kranke, die
in ihrer Psychose noch ein Bewußtsein vom normalen Seelenleben haben, erkennen
selbst die Unmöglichkeit, ihre Erlebnisse in der gewohnten Sprache zu beschreiben. Ein
Kranker erklärte, »daß es sich dabei zum Teil um Dinge handelt, die sich in menschli-
cher Sprache überhaupt nicht ausdrücken lassen ... um einigermaßen verständlich zu
werden, werde ich viel in Bildern und Gleichnissen reden müssen, die vielleicht nur
annähernd das Richtige treffen; denn die Vergleichung mit bekannten menschlichen
Erfahrungstatsachen ist der einzige Weg ... (an anderer Stelle) es kommt die Erwägung
hinzu, daß es sich dabei größtenteils um Visionen handelt, deren Bilder ich zwar im
Kopfe habe, deren Beschreibung in Worten aber ungemein schwierig, zum Teil geradezu
unmöglich ist.« Manche - nicht viele - der Wortneubildungen Kranker beruhen auf sol-
chen Benennungen ganz eigener Erlebnisse. | Ein Kranker suchte eine Sensation in der 322
Hüfte dadurch näher zu beschreiben, daß er auf die Frage, ob es Zuckungen seien, ant-
wortete: »Nein, das sind nicht Zuckungen, das sind Zoppungen.«
In dieser Richtung der Begrenzung und Benennung einzelner Erlebnisformen hat
die Psychiatrie von Anfang an Arbeit geleistet, sie konnte natürlich nie ohne solche
phänomenologische Festlegung auch nur einen Schritt gehen. So wurden Wahnideen,
Sinnestäuschungen, depressive und expansive Affekte und anderes beschrieben. Alles
dieses wird Grundlage weiterer phänomenologischer Feststellungen bleiben. Aber es
muß oft gereinigt werden von dem Ballast theoretischer Erwägungen über die körper-
lichen Grundlagen und über die konstruierten seelischen Zusammenhänge. Von die-
sen theoretischen Bemühungen sind zahlreiche phänomenologische Ansätze alsbald
erstickt worden. Wir werden uns jetzt auch nicht mehr mit ein paar spärlichen Kate-
gorien zufrieden geben, sondern uns voraussetzungslos den Phänomenen hingeben,
und wo wir eines sehen, es uns ganz zu vergegenwärtigen suchen, ohne mit unseren
psychologischen Kenntnissen schon vermeintlich vorher zu wissen, was es ist. Die
geläufige Einteilung der Symptome des Irreseins in Sinnestäuschungen und Wahn-
ideen ist zwar als kurzes Schlagwort brauchbar, aber es steckt eine noch nicht überseh-
bare Menge ganz verschiedener Phänomene in diesen Bezeichnungen. Einige Beispiele
sollen veranschaulichen, was für Phänomene etwa festgelegt werden, a) Kandinsky
beschrieb die Pseudohalluzinationen, eine gewisse Art pathologischer Vorstellungen.
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endgültig zu beantwortende Frage. Es scheint manchmal, als ginge unser Verstehen weit
hinaus über die Möglichkeit auch nur ähnlichen eigenen Erlebens. Die dritte Gruppe
von krankhaften Phänomenen wird vor diesen letzteren durch völlige Unzugänglichkeit
für ein verstehendes Vergegenwärtigen ausgezeichnet. Wir kommen ihnen nur durch Ana-
logien und Bilder näher. Und wir bemerken sie im Einzelfall nicht durch positives Ver-
stehen, sondern durch den Stoß, den der Gang unseres Verstehens durch dieses Unver-
ständliche erfährt. Hierhin mögen z.B. alle die »gemachten« Gedanken, »gemachten«
Stimmungen usw. gehören, von denen viele Kranke zweifellos als Erlebnissen berichten,
die wir aber immer nur durch diese und ähnliche Ausdrücke und durch eine Reihe von
Feststellungen dessen, um was es sich nicht handelt, identifizieren. Manche Kranke, die
in ihrer Psychose noch ein Bewußtsein vom normalen Seelenleben haben, erkennen
selbst die Unmöglichkeit, ihre Erlebnisse in der gewohnten Sprache zu beschreiben. Ein
Kranker erklärte, »daß es sich dabei zum Teil um Dinge handelt, die sich in menschli-
cher Sprache überhaupt nicht ausdrücken lassen ... um einigermaßen verständlich zu
werden, werde ich viel in Bildern und Gleichnissen reden müssen, die vielleicht nur
annähernd das Richtige treffen; denn die Vergleichung mit bekannten menschlichen
Erfahrungstatsachen ist der einzige Weg ... (an anderer Stelle) es kommt die Erwägung
hinzu, daß es sich dabei größtenteils um Visionen handelt, deren Bilder ich zwar im
Kopfe habe, deren Beschreibung in Worten aber ungemein schwierig, zum Teil geradezu
unmöglich ist.« Manche - nicht viele - der Wortneubildungen Kranker beruhen auf sol-
chen Benennungen ganz eigener Erlebnisse. | Ein Kranker suchte eine Sensation in der 322
Hüfte dadurch näher zu beschreiben, daß er auf die Frage, ob es Zuckungen seien, ant-
wortete: »Nein, das sind nicht Zuckungen, das sind Zoppungen.«
In dieser Richtung der Begrenzung und Benennung einzelner Erlebnisformen hat
die Psychiatrie von Anfang an Arbeit geleistet, sie konnte natürlich nie ohne solche
phänomenologische Festlegung auch nur einen Schritt gehen. So wurden Wahnideen,
Sinnestäuschungen, depressive und expansive Affekte und anderes beschrieben. Alles
dieses wird Grundlage weiterer phänomenologischer Feststellungen bleiben. Aber es
muß oft gereinigt werden von dem Ballast theoretischer Erwägungen über die körper-
lichen Grundlagen und über die konstruierten seelischen Zusammenhänge. Von die-
sen theoretischen Bemühungen sind zahlreiche phänomenologische Ansätze alsbald
erstickt worden. Wir werden uns jetzt auch nicht mehr mit ein paar spärlichen Kate-
gorien zufrieden geben, sondern uns voraussetzungslos den Phänomenen hingeben,
und wo wir eines sehen, es uns ganz zu vergegenwärtigen suchen, ohne mit unseren
psychologischen Kenntnissen schon vermeintlich vorher zu wissen, was es ist. Die
geläufige Einteilung der Symptome des Irreseins in Sinnestäuschungen und Wahn-
ideen ist zwar als kurzes Schlagwort brauchbar, aber es steckt eine noch nicht überseh-
bare Menge ganz verschiedener Phänomene in diesen Bezeichnungen. Einige Beispiele
sollen veranschaulichen, was für Phänomene etwa festgelegt werden, a) Kandinsky
beschrieb die Pseudohalluzinationen, eine gewisse Art pathologischer Vorstellungen.