Über leibhaftige Bewußtheiten
489
Ein Mädchen hat längere Zeit im Walde einsam gesessen. Ihr kommen Erinnerun-
gen an einen toten Freund. Als sie sich immer mehr in Vergangenes versenkt, bekommt
sie langsam das Gefühl, wie wenn der Tote unsichtbar gegenwärtig sei, als ob dies Rau-
schen der Blätter, diese Luft nicht tot, sondern erfüllt sei von Seele, als ob er wieder bei
ihr sei. Aber das ist nur ganz leise gefühlt, nicht als wirklich, ganz als ein »als ob«. -
Hierher gehören ferner die Gefühle, als ob die Toten an bestimmten Stellen gegenwär-
tig seien, der Gemordete an der Todesstelle, andere Tote an den ihnen lieben Orten
umgingen.
Diese Erlebnisse haben ohne Zweifel eine gewisse Ähnlichkeit mit den pathologi-
schen leibhaftigen Bewußtheiten, ihr »als ob«-Charakter läßt sie aber von den inten-
siven und elementaren pathologischen Erlebnissen einer leibhaftigen Gegenwart eines
sinnlich nicht wahrgenommenen »Etwas« sehr verschieden erscheinen. Ein Mann,
der seine religiösen Erlebnisse in Form leibhaftiger Bewußtheiten James schilderte,
sagt (Lc. S. 55): »Aber der Unterschied dieser beiden Erfahrungen ist für mich so groß,
wie der zwischen der Empfindung schwacher Wärme, deren Ursprung man nicht genau
kennt, und dem Gefühl, bei klarem Bewußtsein mitten im Feuer zu stehen«.940
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Ein Mädchen hat längere Zeit im Walde einsam gesessen. Ihr kommen Erinnerun-
gen an einen toten Freund. Als sie sich immer mehr in Vergangenes versenkt, bekommt
sie langsam das Gefühl, wie wenn der Tote unsichtbar gegenwärtig sei, als ob dies Rau-
schen der Blätter, diese Luft nicht tot, sondern erfüllt sei von Seele, als ob er wieder bei
ihr sei. Aber das ist nur ganz leise gefühlt, nicht als wirklich, ganz als ein »als ob«. -
Hierher gehören ferner die Gefühle, als ob die Toten an bestimmten Stellen gegenwär-
tig seien, der Gemordete an der Todesstelle, andere Tote an den ihnen lieben Orten
umgingen.
Diese Erlebnisse haben ohne Zweifel eine gewisse Ähnlichkeit mit den pathologi-
schen leibhaftigen Bewußtheiten, ihr »als ob«-Charakter läßt sie aber von den inten-
siven und elementaren pathologischen Erlebnissen einer leibhaftigen Gegenwart eines
sinnlich nicht wahrgenommenen »Etwas« sehr verschieden erscheinen. Ein Mann,
der seine religiösen Erlebnisse in Form leibhaftiger Bewußtheiten James schilderte,
sagt (Lc. S. 55): »Aber der Unterschied dieser beiden Erfahrungen ist für mich so groß,
wie der zwischen der Empfindung schwacher Wärme, deren Ursprung man nicht genau
kennt, und dem Gefühl, bei klarem Bewußtsein mitten im Feuer zu stehen«.940