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Jaspers, Karl; Marazia, Chantal [Hrsg.]; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 3): Gesammelte Schriften zur Psychopathologie — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69896#0557
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Stellenkommentar

lichkeiten, bei Hysterie, bei vielen jetzt noch zur Dementia praecox gerechneten Psychosen
(psychische Prozesse) und ähnlichen nicht anders zu denken sein wie etwa die körperliche
Grundlage im Gehirn bei der Verschiedenheit der Charaktere und Begabungen; d.h. wir sind
unendlich weit entfernt, sie überhaupt nur zum möglichen Gegenstand der Untersuchung
zu machen« (Allgemeine Psychopathologie [1923], 270). Diese Auffassung vertrat Jaspers noch
in der vierten Auflage von 1946.
Die schwersten Grade der geistigen Entwicklungsstörungen wurden als Idiotie bezeichnet.
In dieser Klasse wurden mehrere Abstufungen unterschieden.
Der Ausdruck >Status quo ante< geht auf eine Formel in der Rechtssprache (in statu quo ante
= in dem Zustand, in dem eine Sache sich vorher befand) zurück und bezeichnet den Stand
vor dem in Frage kommenden Tatbestand oder Ereignis. In der Medizin ist damit der Zustand
vor dem Eintreten der Krankheit gemeint.
Der Ausdruck ist in dieser Formulierung bei Friedmann nicht zu finden. Zu dessen Wahn-
konzept vgl. M. Friedmann: Ueberden Wahn: eine klinisch-psychologische Untersuchung, nebst
einer Darstellung der normalen Intelligenzvorgänge, Wiesbaden 1894.
Vgl. ders.: »Beiträge zur Lehre von der Paranoia«, in: Monatsschrift für Psychiatrie und Neuro-
logie 17 (1905) 467-484; 532-560. Friedmann betrachtet die milden Paranoiaformen als
Unterart der echten chronischen Paranoia im Sinne Kraepelins. Er betont hier den milden
Verlauf und die relative Heilbarkeit und konzentriert sich auf die auslösenden Erlebnisse.
Nach Gustav Specht (1860-1940), Professor der Psychiatrie und von 1903 bis 1934 Direktor
der Psychiatrischen Klinik in Erlangen, gehörten die »echten und rechten Paranoiabilder [...]
in die Gruppe des manisch-melancholischen Irreseins« (G. Specht: »Diskussionsbemerkung zum
Vortrag Wilmanns über die Differentialdiagnose der funktionellen Psychosen«, in: Central-
blatt für Nervenheilkunde und Psychiatrie 18 (1907) 716). Specht sah in den manischen Sympto-
men der Paranoiker nicht bloße Begleiterscheinungen, sondern die Manie an sich als Substrat
für die Entstehung des paranoischen Zustandsbildes. Der Querulantenwahn sollte also nicht
als »Querulanten-Paranoia«, sondern als »Querulanten-Manie« bezeichnet werden (vgl.
G. Specht: »Ueber die klinische Kardinalfrage der Paranoia«, ebd. 19 (1908) 817-833).
Zur Anmerkung: Jaspers bedankt sich bei Adolf Dannemann (1867-1932), damals außeror-
dentlicher Professor der Psychiatrie und Oberarzt in Gießen. Dannemann hatte 1903 den
ersten Lehrauftrag für Forensische Psychiatrie an einer deutschen Hochschule erhalten.
Periculum vitae = Lebensgefahr.
In Widerspruch zur Angabe auf S. 157, wonach die Hochzeit im Jahre 1896 stattgefunden habe.
Kraepelin führte den Pseudoquerulanten in der siebten Auflage des Lehrbuchs (1904) ein. Die-
ser unterscheidet sich von dem eigentlichen Querulanten durch die Abwesenheit von Wahn-
vorstellungen.
Vgl. M. Löwy: »Beitrag zur Lehre vom Querulantenwahn«, in: Centralblatt für Nervenheilkunde
und Psychiatrie 21 (1910) 81-97.
Vgl. H. Pfister: »Ueber Paranoia chronica querulatoria«, in: Allgemeine Zeitschrift für Psychia-
trie und psychisch-gerichtliche Medicin 59 (1902) 589-621.
Wohl E. Hitzig: Überden Querulantenwahnsinn, seine nosologische Stellung und seine forensische
Bedeutung. Eine Abhandlung für Ärzte und Juristen, Leipzig 1895.
Vgl. L. Frese: Der Querulant und seine Entmündigung, Halle 1909.
Der in der Anmerkung beschriebene Fall findet sich bei C. Wernicke: Grundriss der Psychiatrie
in klinischen Vorlesungen, zweite, revidierte Aufl., Leipzig 1906, 454. An der entsprechenden
 
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