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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0089
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LXXXVIII

Einleitung des Herausgebers

sehe Hindernisse zu vermeiden und frei verhandeln zu können, bat Jaspers den Ver-
lag um die Überlassung des Übersetzungsrechts. Er könne nicht sagen, ob ein Erlös
erzielt werde und ob er dann nach Deutschland transferierbar sei. Wenn ja, würde er
selbstverständlich mit dem Verlag teilen. »Aber wichtiger als alles ist mir die Überset-
zung als solche. Es ist das geistige Leben, um das es sich handelt.«312 Doch de Gruy-
ter ließ sich darauf nicht ein. Herbert Cram, der Leiter des Verlages, bestand auf dem
vertraglich geregelten Übersetzungsrecht und sprach Jaspers die Kompetenz zu Über-
setzungsverhandlungen ab. Darüber hinaus hielt er an den Honorarforderungen sei-
nes Verlages, die das Angebot von Gallimard überstiegen, fest und begründete das mit
der Würde des Besiegten gegenüber dem Sieger: »Eine weitere Herabsenkung des Ho-
norars würde nicht dem Ansehen und der Würde Ihres Namens und unseres Verlages
entsprechen. Es muss unter unserer Würde sein, auch in der heutigen Zeit, Almosen
entgegenzunehmen.«313 Daraufhin hielt Jaspers die Diskussion in dieser Sache für be-
endet: »Sie bringen die Frage der Herabsetzung oder des Verzichts auf Honorar mit dem
Ansehen und der Würde meines Namens in Verbindung. Da kann ich nur schweigen.
In der Übersetzungsfrage, in der ich durch die Situation gelähmt bin, mache ich Sie
vor allem für die geistigen Folgen allein verantwortlich.«314
Auch andere Pläne für Werkübersetzungen stagnierten oder versandeten wegen
des Verhaltens des jeweiligen deutschsprachigen Verlages. So sah sich Jaspers genötigt,
seine Haltung gegenüber Verlagen im Hinblick auf die Übersetzungsrechte zu ändern.
4.2 Die zweite Phase: Übersetzungen auf hohem Niveau
Die schmerzhaften Erfahrungen der Vergangenheit führten dazu, dass Jaspers sich für
seine ab 1937 neu erscheinenden Schriften das alleinige, vertraglich gesicherte Über-
setzungsrecht vorbehielt. Unnötige Verzögerungen oder gar ein Scheitern von Über-
setzungsverhandlungen wegen allzu hoher Vorauszahlungsforderungen, wie früher
allzu häufig geschehen, sollten verhindert werden.
Auch in der Wahl eines geeigneten Übersetzers beanspruchte Jaspers inzwischen
das letzte Wort. Der Wunsch nach größtmöglicher Wirkung seiner Gedanken löste
den früheren Wunsch nach schnellstmöglicher Verbreitung seiner Werke ab. Eine
gute Übersetzung wurde ihm daher zu einem vorrangigen Anliegen. »Nur wenn die
Übersetzung gut ist, kann der Erfolg bedeutend sein. Philosophische Bücher sind
nicht leicht zu übersetzen.«315 War der Übersetzer nicht gut genug, wurde auf die

312 Vgl. K. Jaspers an de Gruyter, 7. März 1946, in diesem Band, S. 147.
313 Vgl. H. Cram an K. Jaspers, 8. Mai 1946, ebd., 150.
314 K. Jaspers an H. Cram, 7. Juni 1946, ebd., 151.
315 K. Jaspers an B. Nicoll, 26. Mai 1960, ebd., 425.
 
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