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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0377
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Karl Jaspers - Schneider (1946-1952)

262 Lambert Schneider an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, auf Briefpapier des Verlags Lambert Schneider, Heidelberg

3. Juni 1946
Sehr verehrter Herr Professor Jaspers,
ich habe über Sonntag den wirklich instruktiven und vortrefflich formulierten Auf-
satz von Hannah Arendt gelesen und meinem Versprechen folgend, will ich Ihnen -
ohne an das gestrige Gespräch zu denken - meine Meinung als »Wandlungs-Publi-
kum« sagen.571
1. ) Der Aufsatz scheint mir für das Publikum, mit dem wir bei unserer hohen Auflage
von 20 000 Exemplaren rechnen müssen, zu schwierig. Wäre er kürzer, wesent-
lich kürzer, dann würde ich meine Bedenken nicht geltend machen, denn es scha-
det nichts, wenn ein solches Thema in einem Heft behandelt wird, auch wenn der
Grossteil der Leser ihn überspringen muss, denn dann hat er in dem betreffenden
Heft noch genügend andere Artikel, an die er sich halten kann. Nicht so hier, denn
nach meiner Berechnung würde der Beitrag von Hannah Arendt 2/3 eines Heftes
füllen.
2. ) Ich rate weiterhin auch ab, den Beitrag als »Sonderheft« der »Wandlung« zu brin-
gen. Der durchaus notwendige Angriff gegen Heideggers persönliches Verhalten
sollte bei einer Veröffentlichung der Arbeit nicht gestrichen werden.572 Er müsste
in der »Wandlung« und in den Sonderheften fortfallen, denn in beiden Publikati-
onsorganen zeichnen Sie, sehr verehrter Herr Professor, als Mitherausgeber. Da die
beiden letzten Kapitel des Aufsatzes von Heidegger und Ihnen handeln, würde die
Aggression gegen Heidegger überhaupt eine vielleicht fatale Deutung finden.573
3. ) Nachdem ich mich nun so negativ geäussert habe, möchte ich abschliessend da-
rum bitten, dass Sie mir die Adresse von Frau Hannah Arendt geben, denn ich
möchte den Aufsatz als eigenes Verlagsobjekt gerne bringen. Ich werde daraus ein
kleines Büchlein machen, das bestimmt seine richtigen Leser finden wird.
Mit den besten Empfehlungen
Ihr sehr ergebener
Lambert Schneider
 
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