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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0594
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Karl Jaspers - Südverlag (1946-1947)

489 Johannes Weyl an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, mit dem Briefkopf Johannes Weyl, Konstanz Hussenstr. io
16. Febr. 1946
Sehr verehrter Herr Professor,
Ihr Brief vom 10. d.M. an Dr. Fritz Harzendorf wurde mir von diesem übermittelt.1105
Ich muss, um Ihnen darauf zu schreiben, zunächst von anderem als Ihrem mir doch
sehr wichtig und in der andeutenden Gedrängtheit gelungen scheinenden Aufsatz
sprechen und darf Sie bitten, die Anlagen zu lesen, die Sie über die Entwicklung des
SÜDKURIER ungefähr unterrichten.1106
Der SÜDKURIER war von mir begründet worden, der [ich] seit 1926 im Verlag Ull-
stein und dann, im Einvernehmen mit den später ausscheidenden Inhabern, in des-
sen Nachfolger, dem »Deutschen Verlag«, tätig war - einiges dort verhütend, vie-
lem machtlos gegenüberstehend, wie es überall denen ging, die weder emigrierten
noch völlig resignierten und auf den Tag warteten, wo wieder frei gearbeitet werden
könnte.1107
Der SÜDKURIER, den ich, von Dr. Harzendorf aufs klügste unterstützt, auch selbst
leitete, war ein Versuch und ein Anfang - wie sich nun zeigte, zu früh oder jedenfalls
unter nicht zulänglichen Voraussetzungen unternommen. Der Forderung, ihn zum
»paritätischen Parteienorgan« umzugestalten und als solches zu leiten, versagte ich
mich, versagten sich überdies auch der Feuilletonchef L. E. Reindl und, unter Akzep-
tierung einer kurzen Überleitungszeit, Dr. Harzendorf.1108 Über den SÜDKURIER aber
noch Worte wie die Ihren und solche Worte von Ihnen zu hören, ist gerade nach dem
Scheitern dieses Versuches eine tiefe Befriedigung für uns, und so danke ich Ihnen
sehr für Ihr Urteil, dem sich am gleichen Tage eine nicht weniger freundliche Äusse-
rung von Frau Ricarda Huch zugesellte.1109
Hinzufügen darf ich, dass ich vor reichlich einem Jahr, Sanitätssoldat in Ös-
terreich, einen Brief an Sie entworfen und nicht abgesandt hatte: Ich hatte Ihre
»Philosophie« bei mir, las viel darin und war immer wieder von ihr bewegt. Aber es
schien mir für Sie zu gleichgültig, von einem einzelnen fremden Leser darüber zu hö-
ren. Nun, wo ich Ihnen für eine andere Äusserung dankbar bin, möchte ich nicht un-
erwähnt lassen, warum Ihre Meinung über die hier versuchte Arbeit für mich beson-
deres Gewicht hat.
 
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