Karl Jaspers - Piper Verlag (1945)
4 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
den 7. September 1945
Sehr verehrter Herr Geheimrat!
Herr Professor von Eckardt erzählte mir von dem starken Eindruck, den er von Ihrer
Rede bei der Wiedereröffnung der Heidelberger Universität empfing.14 Da es schon seit
Jahren, wie Sie wissen, ein lebhafter Wunsch unseres Verlages ist, einmal ein Werk
von Ihnen herausbringen zu können, möchte ich Ihnen sagen, wie glücklich wir uns
schätzen würden, durch die Veröffentlichung Ihrer Rede mit Ihnen in eine Verbin-
dung zu kommen, die sowohl mein Vater wie ich als außerordentlich wertvoll emp-
fänden. Ich habe Herrn Dr. Benz gebeten, Ihnen diesen Brief zu übermitteln und den
darin geäußerten Wunsch zu unterstützen.15
Leider hatte ich selbst keine Gelegenheit, Ihre Rede am Radio zu hören, und kenne
deshalb nicht ihren Umfang. Zu ihrer Veröffentlichung hätten wir zwei gute Mög-
lichkeiten. Einmal könnte sie ein gewiß sehr markanter kleiner Band innerhalb einer
neuen sozial-pädagogischen Schriftenreihe sein, die, mit Herrn Professor von Eckardt
als Herausgeber, in unserem Verlag erscheinen soll. Der unmittelbare Anlass zu die-
ser Reihe ist der Wunsch des hiesigen Kultusministeriums, für die bayerische Lehrer-
schaft die verschiedenen Gebiete der geistigen Bildung neu zu erschließen und damit
die Erziehungsarbeit in dem jetzt notwendigen Sinn zu aktivieren. Darüber hinaus
wendet sich die Reihe aber auch an das allgemeine gebildete Publikum. Unverbind-
lich vorgesehen sind zunächst Themen wie: Die deutsche Schule in neuer Zeit, Aus
der Praxis der Volkshochschulbildung, Die Kirche und die Welt (katholischer Autor),
Der evangelische Glaube, Humanistische Erziehung (hierfür gedachte Autoren u.a.:
Ernst Reisinger, Eduard Weitsch, Ernst Steinbach, Alfred von Martin).16 Es liegt mir
sehr daran, für die Reihe einige Bände zu bekommen, die die »geistige Situation unse-
rer Zeit« richtungweisend und neuen Grund legend umreissen; hierfür würde Ihre
Rede gewiß ein Beitrag von hervorragender Bedeutung sein. - Eine zweite Möglich-
keit wäre ihre Herausgabe in einer ebenfalls vorbereiteten neuen Kleinbuchreihe unse-
res Verlages, der Piper-Bücherei. Es ist ein alter Lieblingsplan meines Vaters, die vielen
Stoffe literarischer, geistesgeschichtlicher und künstlerischer Art, über die unser Ver-
lag verfügt, in einer kleinen Reihe, ähnlich der Inselbücherei17 zu verwerten. Für den
4 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
den 7. September 1945
Sehr verehrter Herr Geheimrat!
Herr Professor von Eckardt erzählte mir von dem starken Eindruck, den er von Ihrer
Rede bei der Wiedereröffnung der Heidelberger Universität empfing.14 Da es schon seit
Jahren, wie Sie wissen, ein lebhafter Wunsch unseres Verlages ist, einmal ein Werk
von Ihnen herausbringen zu können, möchte ich Ihnen sagen, wie glücklich wir uns
schätzen würden, durch die Veröffentlichung Ihrer Rede mit Ihnen in eine Verbin-
dung zu kommen, die sowohl mein Vater wie ich als außerordentlich wertvoll emp-
fänden. Ich habe Herrn Dr. Benz gebeten, Ihnen diesen Brief zu übermitteln und den
darin geäußerten Wunsch zu unterstützen.15
Leider hatte ich selbst keine Gelegenheit, Ihre Rede am Radio zu hören, und kenne
deshalb nicht ihren Umfang. Zu ihrer Veröffentlichung hätten wir zwei gute Mög-
lichkeiten. Einmal könnte sie ein gewiß sehr markanter kleiner Band innerhalb einer
neuen sozial-pädagogischen Schriftenreihe sein, die, mit Herrn Professor von Eckardt
als Herausgeber, in unserem Verlag erscheinen soll. Der unmittelbare Anlass zu die-
ser Reihe ist der Wunsch des hiesigen Kultusministeriums, für die bayerische Lehrer-
schaft die verschiedenen Gebiete der geistigen Bildung neu zu erschließen und damit
die Erziehungsarbeit in dem jetzt notwendigen Sinn zu aktivieren. Darüber hinaus
wendet sich die Reihe aber auch an das allgemeine gebildete Publikum. Unverbind-
lich vorgesehen sind zunächst Themen wie: Die deutsche Schule in neuer Zeit, Aus
der Praxis der Volkshochschulbildung, Die Kirche und die Welt (katholischer Autor),
Der evangelische Glaube, Humanistische Erziehung (hierfür gedachte Autoren u.a.:
Ernst Reisinger, Eduard Weitsch, Ernst Steinbach, Alfred von Martin).16 Es liegt mir
sehr daran, für die Reihe einige Bände zu bekommen, die die »geistige Situation unse-
rer Zeit« richtungweisend und neuen Grund legend umreissen; hierfür würde Ihre
Rede gewiß ein Beitrag von hervorragender Bedeutung sein. - Eine zweite Möglich-
keit wäre ihre Herausgabe in einer ebenfalls vorbereiteten neuen Kleinbuchreihe unse-
res Verlages, der Piper-Bücherei. Es ist ein alter Lieblingsplan meines Vaters, die vielen
Stoffe literarischer, geistesgeschichtlicher und künstlerischer Art, über die unser Ver-
lag verfügt, in einer kleinen Reihe, ähnlich der Inselbücherei17 zu verwerten. Für den