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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1948)

und von jeder Nachlieferung für die erste Zeit abzusehen, - nicht so sehr wegen der
Geldentwertung selbst als deshalb, weil die Währungsreform die »Marktlage« doch
auch im Buchhandel wenigstens zum Teil reinigen wird, d.h. die echten Interessen-
ten für die geistig wesentlichen neuen Bücher haben nach einer Geldreform wohl
doch bessere Aussichten zum Zug zu kommen. Aber die Presse der letzten Tage scheint
darauf hinzuweisen, daß es mit einer Währungsreform noch gute Zeit hat. Übrigens
glaube ich persönlich nicht, daß eine rein finanztechnische Operation zur Gesun-
dung führt, wenn diese nicht von der Güterseite her bewirkt wird.
Zu dem kurzen Expose über Ihr Werk möchte ich noch sagen, daß ich gleichzei-
tig Fräulein Dr. Salditt bitte, uns dafür einen Text zu entwerfen.177 Ich halte sie, schon
weil sie das Register zusammenstellte, dafür besonders geeignet. Den Text werde ich
mir erlauben, Ihnen vor der Vervielfältigung vorzulegen.
Ihr Buch »Der philosophische Glaube« wird von der Druckerei in diesen Tagen
auf die Maschine genommen. Die Aufbindung erfolgt bei der hiesigen Buchbinderei
R. Oldenbourg, die uns versprochen hat, gleich mit der Arbeit zu beginnen, wenn sie
die Bogen im Haus hat.
Ihre Mitteilung, daß Sie, verehrter Herr Professor, einen Ruf an die Universität
Basel erhalten haben, - inzwischen berichtete auch die Presse darüber - hat mich sehr
bewegt. Dieser erste Ruf an einen deutschen Gelehrten aus dem Ausland seit Ende des
Krieges ist eine ehrende Auszeichnung. Ich habe das erste Mal Basel 1936 - ich machte
auf der Rückreise von Paris eine Unterbrechung dort - kennen gelernt und habe den
schönen Bau der Universität noch lebhaft vor Augen. An dieser von humanistischer
Überlieferung gesättigten Stätte zu lehren und dabei dem Trubel der Berühmtheit und
den allzu heftig andrängenden Sorgen der deutschen Gegenwart enthoben zu sein, ist
eine Aussicht, die für Sie gewiß entscheidend sein muß. Allerdings möchte ich Ihnen,
nachdem Sie in einer mich ehrenden Weise um meine Meinung fragen, ein Gefühl des
leisen Bedauerns nicht verhehlen. Die geistige Lage Deutschlands ist sehr ernst und es
ist wohl doch ein kleiner Unterschied, ob wir eine verehrte Persönlichkeit, die nicht
nur eine große geistige Disziplin forschend und lehrend und entscheidend weiterfüh-
rend neu lebendig macht und die zugleich das Ganze der deutschen Gegenwart liebe-
voll-sorgend zu umfassen sucht, in Deutschland in unserer Mitte wissen oder jenseits
der Grenzen, wenn auch in größter Nähe. Bitte verzeihen Sie, wenn ich diesem Gefühl
Ausdruck gebe. Bei objektiver Würdigung aller Gesichtspunkte kann und darf ich es
nicht für ausschlaggebend halten. Die gewiß für heutige Verhältnisse einzigartig gün-
stigen Arbeitsmöglichkeiten, die sich Ihnen in Basel bieten, der leichtere Zugang zur
Literatur der Welt, dies sind ja alles Vorteile von höchst konkreter Bedeutung.
Was die Verbreitung Ihrer Bücher in der Schweiz anbelangt, so sehe ich keine
Schwierigkeiten. Es ist soeben zwischen den buchhändlerischen Verbänden der ame-
rikanischen Zone und der Schweiz ein deutsch-schweizerisches Buchaustausch-
 
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