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Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki, Christine [Hrsg.]; Schulz, Fabian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 1): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Autor - Werk - Überlieferung — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51241#0189
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ι88

Christian Gastgeber

Überlieferungsgeschichte der Chronik des Malalas,4 die ja in drei große Einheiten zu
gliedern ist:51) Buch i in die Zwillingshandschriften Parisinus Supplementum graecum
682 (P; Kap. 1-14) und Vatopedianus Athous 290 (V; Kap. 15), beide aus dem 10. Jahr-
hundert; 2) Fragmente aus dem 13., 14. und 18. Buch im Palimpsest Cryptoferratensis
XXIV etwa aus der Mitte des 7. Jahrhunderts (in Maiuscola ogivale inclinata)6
mit zum Teil großen Abweichungen zur Haupthandschrift Codex Bodleianus Barocci-
anus 182 (O), die u.a. auf die zwei Redaktionen des Werkes zurückgeführt werden/ 3)
Buch 2-18 im besagten Baroccianus 182 aus dem 11. Jahrhundert,8 dessen Anfang, und
damit Buch 1, verloren gegangen ist. Letztere Handschrift ist allerdings bereits eine
doppelt epitomierte Version, was besonders bei den Büchern 17-18 im Vergleich zur
Parallelüberlieferung deutlich wird. Kapitel 1 von Buch 2 ist auch noch im Vatopedi-
anus erhalten, jedoch mit etlichen Abweichungen gegenüber dem Baroccianus, so dass
der Herausgeber Johannes Thurn generell den Verdacht von „Fehlern, Auslassungen
und vermutlich auch einschneidenden Veränderungen des Wortlautes“ für die Zwil-
lingshandschriften P und V geäußert hat.9
Unter anderen liegen zu Buch 1 und 2 sowie zu einer Stelle der Palimpsestfrag-
mente von Grottaferrata wörtliche Exzerpte in der Osterchronik vor, und damit lässt
sich auch von der Überlieferung des Chronicon Paschale eine Aussage zum Überliefe-
rungswert der Handschriften und Varianten machen.10 Denn der Codex unicus des
Chronicon (bzw. darauf aufbauend Abschriften des 16. Jahrhunderts), der Vaticanus
graecus 1941, gehört in das ausgehende 10. Jahrhundert,11 ist also etwa zeitgleich mit
dem Parisinus bzw. Vatopedianus. Die Entstehung dieser Chronik darf man bald nach
630 ansetzen; zwar enden die historischen Ereignisse im Codex unicus im Jahr 628
mit einer auffälligen Beschreibungsdichte ab der Zeit der Thronbesteigung des Kaisers
Phokas 602, jedoch nur aufgrund eines mechanischen Ausfalls am Ende der Hand-
schrift: Der Vaticanus ist am Ende verstümmelt, im letzten Quaternio fehlt ein Blatt;
eventuell ist aufgrund der sehr großen Informationsdichte für diese Zeit sogar noch
ein weiterer Quaternio ausgefallen, um auf das Schlüsseljahr 630 zu kommen.12
4 Für eine weitere wichtige Vergleichsquelle, die so genannten Excerpta de wrtutibus et vitiis und die
Excerpta de insidiis des Konstantinos Porphyrogennetos, siehe die kritischen Überlegungen (gegenüber
der Wertung des Herausgebers Johannes Thurn) von Flusin (2004), S. 119-136; siehe auch unten in der
Tabelle zu Malalas XVI 4, den synoptischen Vergleich.
5 Siehe dazu Malalas, Chronographia, ed. v. Thurn, S. 4*-i3*.
6 Siehe zu diesem Palimpsest Crisci (1990), Bd. I, S. 252-254; Bd. II, Tav. 113. Farbabbildung mit modern-
ster Multispektraltechnik in Broia/Faraggiana di Sarzana/Lucä (1998), S. 30-33, hierzu S. 33.
7 Erster Teil zwischen 528/530 (mit Fokus auf Antiochia) beendet, Fortsetzung (mit Fokus auf Konstan-
tinopel) vermutlich bis zum Tod Justinians (O hat am Ende einen Blattausfall, die Ergänzungen stam-
men aus Theophanes Confessor).
8 Entgegen der von Thurn vertretenen Datierung in das 12. Jahrhundert (Malalas, Chronographia, S. n*).
9 Malalas, Chronographia, ed. Thurn, S. 6* (mit weiterführender Literatur).
10 Im Rahmen dieses Beitrage ist nicht auch auf die Textüberlieferung zwischen Osterchronik, Malalas und
den so genannten Exzerpten des Konstantinos Porphyrogennetos eingegangen; dies würde den Rah-
men dieses Beitrages weit sprengen und soll anderenorts nachgeholt werden.
11 Zur Handschrift siehe Canart (1970), S. 715-718.
12 Das Jahr 530 wird im Titel auf f. i9r des Codex unicus, Vaticanus gr. 1941, als Endpunkt festgehalten, siehe
 
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