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Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki, Christine [Hrsg.]; Schulz, Fabian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 1): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Autor - Werk - Überlieferung — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51241#0208
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Die Osterchronik und Johannes Malalas

207

Der direkte Vergleich der beiden Überlieferungsträger zeigt trotz der stemmatischen
Stellung des Baroccianus in einem doppelt epitomierten Überlieferungsstrang eine en-
gere Nähe zur Osterchronik als der Vatopedianus·, bemerkenswerterweise haben beide den
Zusatz zur Jahresberechnung, der in der Osterchronik fehlt (oder bewusst ausgelassen
wurde?). Am deutlichsten wird der Unterschied zum Vatopedianus sowohl vom Baroc-
cianus wie auch von der Osterchronik in der Berechnung der Regierungszeit des Helios,
die in der Osterchronik nur der Klarheit wegen in Monate undF^gp berechnet ist. Hier
zeigt sich schon eine Überarbeitung in der Tradition der Überlieferung des Vatopedia-
nus, die in den epitomierten Versionen unverändert übernommen worden sind.
Oas Chronicon paschale und die Fragmenta tusculana
Eine besondere Bedeutung kommt den Palimpsestfragmenten aus Codex Z. a XXIV
(d) von Grottaferrata zu. Damit steht ein Textzeuge von ca. zwei Generationen nach
dem Tod des Autors zur Verfügung. Gegenüber der noch bei Thurn mit Verweis auf
Guglielmo Cavallo vertretenen Datierung in das 6. Jahrhundert ist nunmehr eine
etwas spätere Datierung etwa in die Mitte des 7. Jahrhunderts (wahrscheinlich im
ägyptischen Raum) anzusetzen. Thurn hat den Wert der Textstellen - immer unter
Berücksichtigung, dass die überlieferte Version im Hauptcodex, dem Baroccianus,
eine doppelt epitomierte Version der zweiten Redaktion darstellt - folgendermaßen
charakterisiert: „Die Tusculaner Fragmente sind der mit Abstand älteste Textzeuge,
sie entstanden erst wenige Jahrzehnte nach dem Tod des Autors. Sie sind jedoch nicht
fehlerfrei; im Textbestand sind sie vollständiger als O, sie bilden eine eigene Klasse der
Überlieferung, tradieren Teile des ungekürzten Malalas. Die Sprache weist im Unter-
schied zu der epitomierten Form erhebliche Unterschiede auf [etfolgen einige Beispiele
(...)]. Dieser Tatbestand macht deutlich, daß eine deskriptive Grammatik des Malalas
nur eine der epitomierten, späten Form sein kann.“191
Unter den erhaltenen Fragmenten aus XIII 21-22, XIII45, XIII 45a, XIV 8-10, XIV
20-26 und XVIII 104-112 ist für eine wörtliche Übernahme aus Malalas192 einzig die
Passage aus XIV 8-10193 von Relevanz.
191 Malalas, Chronographia, ed. v. Thurn, S. 11*.
192 Es handelt sich um Chronicon Paschale 584,5-585, 23 (Kap. 8); 587,7-588,5 (Kap. 10) = Vaticanus gr. 1941,
ff. 228r, Z. i-letzte Zeile; 228v, Z. 29-229'', Z. 5. - Unterschiede sind wie in Anm. 13 angegeben: einfache
Unterstreichung = Varianten zwischen O und dem Fragment (und eventuell auch der Osterchronik),
doppelte Unterstreichung = Unterschiede zwischen dem Fragment und der Osterchronik. — Eine kleine
Unsicherheit gibt es in diesem Vergleich noch: Thurn musste sich mangels geeigneter UV-Aufnahmen
auf die alte Edition von Angelo Mai (1839), Anhang am Ende, S. 14-16 (Fragmentum 2), verlassen.
Diese Edition ist nicht über allen Zweifel erhaben. Eine neue Edition der Fragmente unter Auswer-
tung modernster Multispektralaufnahmen ist von Chiara Faraggiana (Bologna) in Vorbereitung. Eine
neue Teiledition bietet Fabian Schulz in diesem Band. Diese ganz rezente Edition auf der Basis neues-
ter multispektraler Aufnahmen verbessert die Edition von Angelo Mai an vielen Punkten ganz erheb-
lich und weist manche auffällige Varianten zur Osterchronik nun wieder als Versehen oder Lesungver-
suche des früheren Editors aus. Für diese Edition und den synoptischen Vergleich zu Mais Ausgabe vgl.
den Beitrag von Fabian Schulz
193 Zur inhaltlichen Interpretation siehe Scharf (1990), S. 435-450 und Fabian Schulz in diesem Band.
 
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