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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0374
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Eine Verschwörung gegen Justinian im Jahre 562

373
an einem versuchten Giftmord an Justinians Nachfolger, Justin II., beteiligt gewe-
sen zu sein, wurde er hingerichtet. Eines macht der hier behandelte Umsturzversuch
aber auch deutlich: Aitherios war aufs engste mit den Bankern Konstantinopels, den
αργυροπράται, verquickt. 562 gelang es ihm, dank seiner guten Beziehungen zum
κυαίστωρ Konstantinos und zum άντιγραφεύς Julian - also dem wichtigsten
Richter und seinem führenden Mitarbeiter - nicht in den Prozess gezogen zu werden.
Diese wurden deshalb vorübergehend sogar abgesetzt, konnten jedoch ihre Karrieren
bald fortsetzen, wie bereits oben ausgeführt.102
Der in die Verschwörung offensichtlich auch verwickelte Quaestor Konstantinos
scheint ein enger Vertrauter Justinians gewesen zu sein und übte dieses zentrale Amt
bereits seit mehr als zwölf Jahren aus; er wurde von Prokop - nicht überraschend - in
der Geheimgeschichte höchst unfreundlich dargestellt.103
Man sprach in der (nicht sehr umfangreichen) Literatur, die sich mit diesem Er-
eignis befasste, von einer Verschwörung der argentarii. Es sind mithin einige Worte
zur Rolle der argentarii bzw. άργυροπράται in der Spätantike, besonders natürlich
im 6. Jahrhundert angebracht.
Von besonderem Interesse ist die sehr starke Beteiligung der argentarii!
άργυροπράται, die - wie bereits oben erwähnt - den Verdacht erhärtet, dass es bei
dieser Verschwörung letztlich um Geld ging. Die Beteiligung dieser reichen Banker,
von denen einige eng mit verschiedenen mächtigen Personen, die die wichtigsten Pos-
ten im Staatsapparat bzw. am Hofe innehatten, verbunden waren, fällt auf und muss
deshalb näher beleuchtet werden. Nebenbei bemerkt: Ich vermute, dass ein großer Teil
des Reichtums der von Justininian besonders in Folge des Nika-Aufstands erfolgreich
bekämpften großen Familien der sogenannten Senatsaristokratie in den Händen der
άργυροπράται verblieb.104
Wie schon die argentarii der römischen Kaiserzeit105 waren die άργυροπράται
der frühbyzantinischen Zeit auf der einen Seite Silberschmiede und auf der anderen
Seite Bankiers.106 Auch als Juweliere waren sie tätig, wie ein Beispiel aus dem begin-
nenden 7. Jahrhundert in Konstantinopel zeigt.107 Sie wurden oft auch als τραπεζίται
bezeichnet.108 In der Alltagspraxis war der Übergang zwischen beiden Kategorien flie-
ßend.109 Die άργυροπράται waren schon früh in Korporationen (σύστημα) or-

102 Siehe oben Anm. 80-83.
103 PLREIII, s.n. Constantinus 4, S. 342-343.
104 Siehe Brandes (2014).
105 Gummerus (1915); Stöckle (1911), S. 20-23.
106 Sie waren oft sehr reich: Der argentarius Julianus konnte in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts
zahlreiche Kirchen in Ravenna stiften, siehe Agnellus, Liberpontificalis ecclesiae Ravennatis S. 318-319,
322-323,329-330 Holder-Egger (cap. LVII-LIX, LXI, LXIII, LXXVII). Siehe die bei Brandes (2002),
S. 622 Anm. 4 genannte Literatur; Brandes (2013a), S. 220; Barnish (1985), mit weiterer Literatur;
Cosentino (2006).
107 Vita Theodori Sykeotae 42 (S. 36,1-38,42 Festugiere). Siehe dazu Brandes (2002), S. 28.
108 Stöckle (1911), S. 23-24.
109 Gummerus (1915), S. 143-144 mit Belegen; Cekalova (1973); Cekalova (1998); Carrie (1998).
 
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