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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0375
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374

Wolfram Brandes

ganisiert.110 Neben Konstantinopel ist eine solche Korporation auch für Alexandria
bezeugt.111
N. 136 (a. 535), gerichtet an den comes sacrarum largitionum Strategics,112 regelte die
Verträge bei den Geldgeschäften der αργυροπράται."3 Die Novelle wurde auf Bitte
der Korporation der αργυροπράται erlassen.114 Mehrfach ist die Rede von τινές
των αργύρου τραπέζης προεστώτων (TV 136.1.2.4). Diese Regelung folgte auf
Maßnahmen Justinians gegen wichtige Familien der sogenannten Senatsaristokra-
tie nach dem Nika-Aufstand. Ohne hier auf Einzelheiten eingehen zu können,115 sei
hervorgehoben, dass diese Unterstellung der Korporation der Banker unter eine der
zentralen Finanzbehörden - der comitiva sacrarum largitionum^ - ein bemerkenswer-
ter Vorgang ist. Dies geschah nicht aus einer gewissen staatlichen Regulierungswut
heraus, sondern hatte wahrscheinlich - wie eben erwähnt - einen Zusammenhang
mit dem kaiserlichen Kampf gegen einige der großen und außerordentlich reichen
Familien der sogenannten Senatsaristokratie, trieb doch Justinian m.E. diese Familien
mit perfide anmutenden finanzpolitischen Maßnahmen in den ökonomischen - und
damit auch in den sozialen und politischen - Ruin.
Wenige Jahre später griff Justinian das Thema der Organisation derαργυροπράται
erneut im Ed. 7 (a. 542) auf.117 Auch hier wird die korporative Organisationsform der
αργυροπράται deutlich (z.B. Ed. /pr.: οί έν τω των άργυροπρατών σωματείω
κτΛ.), wie auch im undatierten Ed. 9.118 Nach Ed. 9.6 war es den αργυροπράται
möglich, in den Staatsdienst (στρατεία/militia) zu wechseln.119 Sie konnten dabei
sogar ihre Geldgeschäfte fortführen. Für das Jahr 541 ist ein άργυροπράτης bezeugt,
Fl. Anastasios, der ein Hofamt ausübte: Er führte den Titel eines καστρησιανος
τής θείας τραπέζης, vermutlich ohne konkrete Aufgaben, aber mit gewissen Pri-
vilegien.120 Auch sein Flaviername könnte auf eine Beziehung zum Kaiserhof deu-

110 Stöckle (1911), S. 21; Liebenam (1900), S. 158 mit Anm. 1.
in Die „Zunft“ der αργυροπράται von Alexandria ist um 600 bei Leontius Neapolitanus, Vita s. Johannis
Eleemosynarii'XXXl (S. 45,14 Geizer) erwähnt; siehe zu ihrer Rolle im hauptstädtischen Zeremonialwesen
De Ceremoniis 11 (S. 12-13 Moffatt/Tall), etwa aus der Mitte des 10. Jahrhunderts.
112 PLRE III, s.n. Strategius, S. 1200-1201 bzw. PLREII, s.n. Fl. Strategius 9, S. 1034-1036; Delmaire (1989a),
S. 262—266.
113 Auf die inhaltlichen Probleme dieser Novelle kann hier nicht eingegangen werden; siehe RKOR Nr. 1055
(S. 263) mit der älteren Literatur.
114 N. i36pr.: Οί εκ τοϋ συστήματος των άργυροπρατών τής εύδαίμονος ταύτης πόΛεως κτΛ.
ιΐ5 Dazu ausführlich Brandes (2014)·
116 Siehe Brandes (2002), besonders S. 21-23.
117 Vgf RKOR Nr. 1265 (S. 310-311).
118 Zur problematischen Adresse dieses Edikts siehe Brandes (2002), S. 623 mit Anm. 14.
119 Bereits C. 12.34.1 (a. 528/529) gestattete ihnen, die Zugehörigkeit zur militia zu erwerben; weiter zu dieser
Frage Jones (1964), S. 863-864.
120 Zu diesem Posten siehe oben Anm. 48; siehe ferner Brandes (2002), S. 109 mit Anm. 299,623 mit Anm.
13; Keenan (1992); Gofas (1996), insb. S. 149-151; Mickwitz (1936), insb. S. 63-64; Taubenschlag (1955),
S. 348-349; Hendy (1985), S. 246 mit Anm. 149; Bogaert (1997), insb. S. 125; Barnish (1985), insb. S. 16 und
24-25; Johnson/West (1949), S. 172; Delmaire (1989a), S. 480; PLRE III s.n. Anastasius 7, S. 63.
 
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